Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scheibenwelt 01 - Das Meer und kleine Fische

Scheibenwelt 01 - Das Meer und kleine Fische

Titel: Scheibenwelt 01 - Das Meer und kleine Fische
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
nehme an, Sie möchten auch eines, Frau Ogg? Ich hätte noch eine Kiste mitgebracht, wenn ich gewusst hätte, dass sie so gefragt sind. Einige der Damen haben gleich zwei gekauft.«
    Die Betonung lag auf dem Wort >Damen<.
    »Hexen haben Hufeisen als Glücksbringer gekauft?« sagte Nanny.
    »Als gäbe es kein Morgen mehr«, sagte Zakzak. Er runzelte einen Moment die Stirn. Immerhin waren es Hexen gewesen. »Ähem... es wird doch eins geben... oder nicht?« fügte er hinzu.
    »Ich bin fast sicher«, sagte Nanny, was ihn nicht sehr zu trösten schien.
    »Plötzlich läuft sogar der Handel mit schützenden Kräutern wie verrückt«, sagte Zakzak. Und da er ein Zwerg war, was bedeutete, er würde die Sintflut als prima Gelegenheit ansehen, Handtücher zu verkaufen, fügte er hinzu: »Hätten Sie auch Interesse, Frau Ogg?«
    Nanny schüttelte den Kopf. Wenn es Ärger aus der Richtung gab, aus der ihn jeder erwartete, würde ein Zweiglein Raute nicht viel helfen. Eine große Eiche wäre schon besser, aber nur vielleicht.
    Die Atmosphäre veränderte sich. Der Himmel war weit und hellblau, aber am Horizont des Geistes zogen Gewitterwolken auf. Die Hexen waren nervös, und da sich so viele versammelt hatten, sprang die Nervosität von einer zur anderen über und strahlte verstärkt auf alle anderen zurück. Was dazu rührte, dass selbst Leute, die eine Rune für eine vertrocknete Pflaume hielten, eine tiefe, existentielle Angst verspürten, eine, die darauf hinausläuft, dass man die Kinder anschreit und sich betrinken möchte.
    Nanny spähte durch eine Lücke zwischen zwei Buden. Die rosa Gestalt saß immer noch geduldig und ein wenig niedergeschlagen hinter dem Fass. Kein Mensch hatte sich bei ihr angestellt.
    Dann huschte Nanny im Schutz der Zelte von einem zum nächsten, bis sie den Verkaufsstand sehen konnte. Das Geschäft ging nicht schlecht, aber da, einsam und verlassen mitten auf dem Tischtuch, stand der Berg des abscheulichen Kuchens. Und das Glas Marmelade.
    Eine Hexe hatte ein Schild mit Kreide beschrieben und danebengestellt: ZIEH DEN LÖFFEL AUS DEM GLAS, 3 VERSUCHE EIN PENNY!!! Sie dachte, sie hätte dafür gesorgt, im verborgenen zu bleiben, aber dann hörte sie das Stroh hinter sich rascheln. Das Komitee hatte sie aufgespürt.
    »Das ist Ihre Handschrift, nicht wahr, Frau Ohrwurm?« sagte sie. »Das ist grausam. Es ist nicht... nett.«
    »Wir haben beschlossen, dass Sie zu Fräulein Wetterwachs gehen und mit ihr reden sollen«, sagte Lätizia. »Sie muss damit aufhören.«
    »Womit aufhören?«
    »Sie macht etwas mit den Köpfen der Leute! Sie ist hergekommen, um Einfluss auf uns auszuüben, richtig? Alle wissen, dass sie Kopfmagie beherrscht. Wir können es alle spüren! Sie verdirbt jedem den Tag!«
    »Sie sitzt nur da«, sagte Nanny.
    »Äh, ja, aber wie sitzt sie da - dürfen wir das fragen?«
    Nanny spähte wieder um die Bude.
    »Nun... ganz normal. Sie wissen schon, in der Hüfte und den Knien abgeknickt... «
    Lätizia winkt streng mit einem Finger.
    »Jetzt hören Sie mir gut zu, Gytha Ogg...«
    »Wenn Sie wollen, dass sie verschwindet, sagen Sie es ihr!« rauchte Nanny. »Ich habe es satt...«
    Der schrille Schrei eines Kindes ertönte.
    Die Hexen sahen einander an und rannten über das Feld zur Glückswanne.
    Ein kleiner Junge wand sich schluchzend auf dem Boden.
    Es war Pewsey, Nannys jüngstes Enkelkind.
    Ihr Magen wurde zu Eis. Sie hob ihn auf und sah Oma böse ins Gesicht.
    »Was hast du mit ihm gemacht, du...«, begann sie. »Willkeinepuppe!
    Wilkeinepuppe! Willensoldat! WillwillwillenSoLDAT!«
    Nun betrachtete Nanny die Flickenpuppe in Pewseys klebriger Hand und den Ausdruck beleidigter, tränenreicher Wut auf dem Teil seines Gesichts, den man um den aufgerissenen Mund herum erkennen konnte »IchwillwillenSoLDAT!« - und dann die anderen Hexen und das Gesicht von Oma Wetterwachs, und sie spürte, wie eine schreckliche, kalte Scham von den Füßen angefangen in ihr emporstieg.
    »Ich habe ihm gesagt, er kann sie hineinwerfen und es noch einmal versuchen«, sagte Oma kleinlaut, »aber er wollte einfach nicht hören.«
    »willwillSoL...«
    »Pewsey Ogg, wenn du nicht augenblicklich still bist, wird Nanny«, begann Nanny Ogg und griff auf die schlimmste Strafe zurück, die sie sich ausdenken konnte: »Wird Nanny dir nie wieder Süßigkeiten geben!«
    Pewsey klappte den Mund zu; der Schock dieser unvorstellbaren Drohung hatte ihn verstummen lassen. Dann baute sich zu Nannys Entsetzen Lätizia
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher