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Schauen sie sich mal diese Sauerei an

Schauen sie sich mal diese Sauerei an

Titel: Schauen sie sich mal diese Sauerei an
Autoren: Jörg Nießen
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Nase irgendeinen Zusammenhang herstellen kann. Bei Nutten, Zuhältern, Kleinkriminellen, Schwarzfahrern, Drogenhändlern und Aktienanalysten dürfen Sie auf investigative Fragen nun mal keine vernünftige Antwort erwarten. Manchmal hilft es, dem Gegenüber zu erklären, dass sinnvolle Antworten hilfreich für die erfolgreiche Behandlung des Patienten wären und dass man als Sanitäter nicht für die Polizei arbeite. Was dem aufmerksamen Beobachter aber schon an der Farbe der Hose auffällt, war für Chantal und Vanessa keineswegs klar. Auch auf mehrfaches Nachfragen blieben die Damen bei nichtssagenden Antworten, als hätten sie Angst vor unangenehmen Konsequenzen. Nun, die moderne Notfallmedizin steht solchen Situationen gottlob nicht hilflos gegenüber. Die Kontrolle der lebenswichtigen Vitalfunktionen bedarf nicht des gesprochenen Wortes. Also ran an den Patienten. Blutdruckmessung wie im Bilderbuch: 13 3/84 mm HG, Herzfrequenz 69/min, das EKG zeigte einen herrlichen Sinusrhythmus, Atemfrequenz circa 8-10/min ausreichend tief, Sauerstoffsättigung 98%, so wie es sein soll, Pupillenkontrolle auch in Ordnung - vielleicht eine leicht verlangsamte Reaktion auf Licht, Blutzuckermessung ergab 87 mg/dl. Kurzum, der Kerl im Bett namens Klaus war auf den ersten Blick kerngesund. Blöd nur, dass er während der ganzen Prozedur nicht einmal gezuckt hatte. Klaus war offensichtlich bewusstlos. Hein, der in solchen Dingen immer sehr genau ist, interessierte sich für die Tiefe der Bewusstlosigkeit und traktierte Klaus mit gezielten Schmerzreizen. Aber weder das Reiben der Handknöchel auf dem Brustbein noch dezentes Kneifen in die Nasenscheidewand ließen Klaus irgendeine Regung zeigen. Parallel zu Heins ausgefeilten, wenn auch geringfügig sadistischen Untersuchungsmethoden verwickelte ich Chantal und Vanessa in ein Gespräch, um mehr über den Hergang des Unglücks zu erfahren. »So, meine Mädels«, begann ich in kumpelhaftem Tonfall, »was ist denn hier gelaufen?« »Nichts Besonderes, und wir sind nicht >deine Mädels<«, zischte Chantal ärgerlich zurück. Die Eigentumsverhältnisse beziehungsweise Zugehörigkeiten von Prostituierten durch sprachlichen Leichtsinn in Frage zu stellen, konnte gefährlich werden. Also versuchte ich, meine Fragen sachlicher zu formulieren: »Habt ihr Klaus gewürgt, oder wurden Drogen konsumiert?« Jetzt explodierte Chantal. In einem wahren Redeschwall waren nur Wortfetzen zu verstehen: »ehrliche Nutte«, »zahle meine Steuern«, »blöder Wichser«, »Dienstleistung an der Gesellschaft«, »noch nie K.o.-Tropfen«, »Freier abziehen«. Da unterbrach Vanessa mit violinengleicher Stimme die Hasstirade: »Klaus ist Stammkunde.« Ach so, dachte ich, der Glückspilz ließ sich hier also regelmäßig die schwarze Seele aus dem Leib vögeln. Aber ich hatte noch nie von Bewusstlosigkeit im Zusammenhang mit häufigem Geschlechtsverkehr im Puff gehört. Ich erklärte Vanessa, dass ich nicht davon ausging, dass die Besuchsfrequenz eines zufriedenen Kunden im Zusammenhang mit seiner Bewusstlosigkeit stehen könne. »Bitte, bitte, bitte«, sagte ich, »jetzt mal Butter bei die Fische. Was habt ihr gemeinsam mit Klaus veranstaltet? Der Mann kommt nicht zu euch, weil zu Hause die Matratze zu hart ist. Und wird dann auch noch spontan völlig komatös!« Hein war mittlerweile dazu übergegangen, ein Stück Fleisch aus Klaus’ Schulter so weit im Uhrzeigersinn zu drehen, dass sich die Form eines Strudels bildete, aber auch das beeindruckte Klaus nur geringfügig. Ein paar völlig unkoordinierte Abwehrbewegungen waren das Äußerste, was Klaus zustande brachte. Vanessa flüsterte: »Klaus steht drauf, wenn er Einläufe bekommt.« Habe ich das gerade richtig verstanden? Einläufe? Innerlich peitschte mich der Ekel. Abgesehen von ein paar Zäpfchen im frühen Kindesalter konnte mein Enddarm von sich behaupten, noch Jungfrau zu sein. Ich fragte nach: »Einlauf - so mit Klistier oder Schlauch im Arsch und dann lauwarmes Wasser ...?« Vanessa nickte. »Aber von Einläufen wird man sicherlich nicht bewusstlos«, stellte ich mit Bestimmtheit fest. »Wir fassen das Ganze mal zusammen: Klaus ist Stammkunde, er hat euch heute besucht, es ist nichts Besonderes passiert, ihr habt keine Spielchen unter Sauerstoffmangel veranstaltet, keine Drogen konsumiert, sondern Klaus lauwarmes Wasser in den Arsch laufen lassen, woraufhin dieser tief bewusstlos wird, ihr Angst bekommt, den Rettungsdienst ruft und euch anschließend
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