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Schattenwesen

Schattenwesen

Titel: Schattenwesen
Autoren: S Rauchhaus
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sehr sanft: »Vertrau mir! Bitte! «
    Rubens Kopf schwang herum und seine Blicke durchbohrten mich. »Was war das?«
    Noch bevor ich etwas erwidern konnte, stieg neben mir eine Schattensäule auf. Als Cyriel in Farbe und 3-Dneben mir erschien, wich ich zurück, als hätte ich Angst bekommen, und ging langsam und rückwärts in Richtung Tür. Herrn Nachtmann war die Verblüffung ins Gesicht geschrieben.
    »Wie kannst du …? Ich habe dein Bild doch zerstört!«
    »Ich habe mich selbst gemalt!«, behauptete Cyriel.
    Nachtmanns Augen verengten sich zu Schlitzen. »Du hast mir immer erzählt, dass das nicht geht. Hast du deine Farbenblindheit kuriert?«
    Als er drohend auf Cyriel zuging, flitzte ich leise hinaus und in das Verlies gegenüber. Die Tür schloss ich sofort hinter mir.
    Nervös sah ich mich um. Cyriels Abbild war mit einem Meißel auf brutalste Art herausgehauen worden. Der Hausherr hatte mehr als deutlich gemacht, was er von seinem Dauergast hielt. Ich musste den Blick abwenden. Auf dem Arbeitstisch standen keine Farben mehr, sondern drei Glaskolben mit tiefstem Schwarz. Daneben standen zwei Zerstäuber.
    Cyriels Aufforderung war deutlich: Er wollte, dass ich die Abbilder der Schattenmenschen übersprühte. Aber würde ich schnell genug sein? Nachtmann würde mir gleich hierher folgen! Die Tür hatte keinen Schlüssel …
    Vertrau mir!, flüsterte es tief in mir drin.
    Cyriel verließ sich auf mich, während er sich seinem ehemaligen Herrn ausgeliefert hatte. Hastig griff ich nach einem Zerstäuber, füllte ihn mit Farbe und wollte beginnen zu sprühen. Vor dem Bild von Ruben Nachtmann zögerte ich. Wenn ich mit ihm anfing, würde er sofort wissen, was los war, und noch wütender werden. Also zuerst Jolanda. Das Schwarz so dicht vor mir zu haben, tat weh,deshalb sah ich immer wieder zur Seite, um möglichst schnell weiterarbeiten zu können. Weiter zu Katharina.
    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und gleich darauf wieder geschlossen. Ein Schatten stand dort und schien mich anzustarren. In der wabernden dunklen Hand hielt er das dunkle Messer. Jetzt war ich geliefert! In Ermangelung einer guten Idee hielt ich die Sprühflasche in seine Richtung.
    »Mach keinen Unsinn!«, flüsterte der Schatten.
    Diese Stimme hätte ich unter allen anderen erkannt! Erleichtert atmete ich auf. Im gleichen Moment rammte etwas Großes, Schweres die Tür. Cyriels Schatten warf sich über das Holz und drückte offensichtlich dagegen.
    »Entschuldige, wenn ich dich erschreckt habe, aber ich kann mich jetzt nicht verwandeln. Das kostet mich zu viel Kraft. Tu mir nur einen Gefallen und beeil dich! Übermal alle Figuren!«
    Die Tür wurde wieder von einem heftigen Schlag erschüttert und diesmal öffnete sie sich ein kleines Stück. Der Schatten legte sich quer über den Spalt und drückte ihn langsam und ächzend kleiner und kleiner, bis die Tür wieder zu war.
    »Er hat die anderen gerufen!«, zischte Cyriel mit einem leichten Anflug von Verzweiflung in seiner Stimme.
    Hastig wandte ich mich um und versprühte großflächig das Schwarz. Was würde es bewirken? Ich hoffte, dass es richtig war, was wir hier taten. Gleichzeitig tat mir der Anblick des zerstörten Freskos weh. War ich eine Restauratorin – oder eine Graffiti-Sprayerin?
    Der nächste Angriff von außen hatte mehr Erfolg. Eine Hand streckte sich durch den Spalt, sodass Cyriel die Türnicht mehr schließen konnte. Ich starrte auf Richards Ärmel und seine menschliche Hand. Rasch nahm ich die Sprühflasche, richtete sie auf Richards Bild und ließ seinen Arm unter dem Schwarz verschwinden. Gleichzeitig sah ich aus dem Augenwinkel, dass Richards echter Arm durchscheinend wurde und dass die Tür wieder zuknallte.
    »Lange kann ich das nicht mehr!«, rief Cyriel mir zu.
    »Ich bin gleich fertig!«, rief ich zurück und nahm der letzten Figur ihre Menschlichkeit. »Aber was passiert jetzt? Sie sind doch immer noch als Schatten vorhanden, oder?« In Gedanken fügte ich hinzu: Und die Tür ist nur eine Holztür.
    Der Schatten, der Cyriel war, lag immer noch quer vor der Tür und wirkte erschöpft. »Tut mir leid. Der Plan war ganz anders.«
    »Gibt es einen Plan B?«, fragte ich nervös.
    »Das ist Plan B«, erwiderte er zögernd.
    Na großartig! Bis jetzt hatte ich geglaubt, Cyriel hätte eine Idee, wie wir die Schatten besiegen könnten!
    »Ich wollte alle Schattenlosen befreien und damit Rubens Familie die Lebenskraft nehmen, bevor sie es merken«, fuhr er müde
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