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Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende
Autoren: Katharina Seck
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existierte ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Zivilbevölkerung – sowohl Menschen als auch Vampire – aus diesem Krieg herausgehalten werden sollte. Die Solems waren bei Weitem nicht dumm genug, die Vampire zu unterschätzen. Sie wussten genau, dass diese in der Lage waren, verheerende Schäden anzurichten, wenn sie es nur wollten. Durch ihre enormen physischen wie mentalen Kräfte waren sie den gewöhnlichen Menschen haushoch überlegen. Es gab zwar weltweit nur einige hundert Vampire, versammelt wären sie dennoch eine tödliche Armee. Diese Tatsache war Genus Solem bekannt und daher hatte man vor ungefähr eintausend Jahren den Pakt geschlossen, um so den Krieg unter Verschlusszu halten – zum Wohle der gesamten Menschheit. Zwar brannten die Solems darauf, das gesamte Vampirvolk auszulöschen, aber die Furcht, die eigene Rasse bei diesem Versuch zu gefährden, hatte sie dazu gezwungen, dem Pakt widerwillig zuzustimmen. Nur die Gewissheit, eine tödliche Waffe zur Unterwerfung oder gar Vernichtung aller Vampire gefunden zu haben, würde die Organisation dazu verführen, den einst geschlossenen Vertrag zu brechen.
    Das Wissen um diese Tatsache bereitete Reagan in diesem Moment Kopfzerbrechen.
    Mit fest aufeinander gepressten Kiefern verschränkte er die Arme vor der Brust und wies mit dem Kinn auf das Gebäude.
    „Macht es dem Erdboden gleich!“, befahl er. „Und seht nach, ob sich eine Spur verfolgen lässt.“
    Abrupt wandte er sich ab und stieg in seinen Geländewagen, einen Hummer neusten Modells, und zog sein Handy aus der Brusttasche.
    Damir, sein Stellvertreter, den er zur Überwachung der Zentrale daheim gelassen hatte, hob sofort ab.
    „Reagan.“
    Der Anführer schilderte knapp den fehlgeschlagenen Angriff.
    „Informiere dich darüber, ob es vermisste Vampire gibt und such die Umgebung hier nach einer Häufung von auffälligen Tätigkeiten ab“, schloss Reagan.
    „Geht in Ordnung. Aber ich bezweifle, dass die so dumm sind und ihre GPS-Sender nicht rechtzeitig ausgeschaltet haben.“
    „Selbst wenn. Vielleicht kriegen wir andere Anhaltspunkte.“
    Menschen, die in Angst versetzt wurden, machten Fehler.
    Manchmal folgenschwere Fehler.
    Reagan trennte die Verbindung und startete den Motor, gerade als eine gewaltige Explosion die Stille der Nacht zerriss. Steinbrocken wurden durch die Luft geschleudert und beißender Rauch von sengenden Flammen erfüllte die Luft und erschwerte zunehmend das Atmen.
    Sie hatten gute Arbeit geleistet. Die Fabrik würde zu Asche zerfallen und vom Stützpunkt der Organisation würde nichts mehr übrig bleiben.
    Sekundenbruchteile später wurden die Türen aufgerissen und seine Krieger warfen sich auf die Sitze.
    Von der sonst so ausgelassenen Stimmung nach einem – zumindest kleinen – Erfolg war keine Spur. Brennender, nur mit Mühe unterdrückter Zorn hing in der Luft und brachte sie zum vibrieren.
    Reagan trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch und sie rasten in die Stadt zurück.
    Das Anwesen der Shadowfall war ein imposantes, elegantes Herrenhaus, das sich auf einem weitläufigen Grundstück erstreckte. Es befand sich in Brentwood, im Westen von L.A., in dem sich viele wohlhabende Unternehmer und mächtige Familiendynastien angesiedelt hatten.
    Das Gebäude war von einer hohen Mauer umgeben und mit sämtlichen Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet, die der aktuelle und zukünftige Markt zu bieten hatte. Niemand wusste, dass das Herrenhaus außerdem über ein komplexes System verfügte, das das Bauwerk hermetisch gegen Sonnenlicht abriegelte, damit die Krieger sich auch tagsüber gefahrlos dort aufhalten konnten.
    Reagan lenkte den schweren Hummer durch das vergitterte Tor, das sich nach der Eingabe eines Codes wie von Geisterhand öffnete, und stellte ihn in der Garage ab. Er knallte die Wagentür hinter sich zu.
    „In zwei Minuten im Technikraum“, bellte er und betrat das Wohnhaus durch einen Zwischengang, der direkt von der Garage zur Eingangshalle führte.
    Hier herrschte vollkommene Stille. Außer den vier Kriegern und Ria, Damirs Frau, wohnte niemand in dem viel zu großen Anwesen, aber das kümmerte Reagan nicht.
    Keine Menschenseele hatte hier etwas zu suchen.
    Reagan war die Ruhe, die ihn hier umgab, äußerst willkommen. Nur mit viel Konzentration und Disziplin gelangt es ihm, seiner Aufgabe als Anführer seiner Art gerecht zu werden. Ablenkung konnte er nicht gebrauchen. Die Loyalität seiner Krieger und das Blut seiner Feinde waren das, was seine
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