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Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende
Autoren: Katharina Seck
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bringen?
    Der Hummer hingegen hatte kaum etwas abbekommen. Ein paar Dellen und Kratzer, aber die waren kaum der Rede wert und schnell behoben. Aber das würde sicher trotzdem teuer werden.
    Daphne drängte die erneut aufsteigenden Tränen zurück, denn vor diesem Fremden, der aussah, als könne er mit bloßen Händen Berge versetzen, wollte sie nicht weinen.
    „Polizei? Dafür hab ich jetzt keine Zeit. Wir regeln das so, wenn Ihnen das recht ist“, entgegnete er mit einer tiefen, warmen Stimme, die Daphne taumeln ließ.
    „Nun …“
    Sie atmete durch, zog ihr Portemonnaie aus der Jackentasche und nestelte ihre Versicherungskarte sowie einen Zettel heraus. Darauf notierte sie ihren Namen, ihre Adresse und ihre Telefonnummer. Zögernd hob sie ihre Hand und hielt ihm beides entgegen.
    „Falls Sie noch was brauchen oder irgendwas nicht … Also, wenn was ist, rufen Sie mich einfach an, Mr. …“
    Daphne biss sich auf die Unterlippe, als ihr bewusst wurde, was für einen Unsinn sie da von sich gab.
    „Reagan.“ Der Fremde nahm Zettel und Karte und ließ seine Finger für einen flüchtigen Moment über ihren schweben.
    „Mein Name ist Reagan.“
    „Daphne.“
    Sie starrte ihn an und musste dann blinzeln. Wie einfältig von ihr. Als ob er nicht lesen könnte.
    Reagan wandte sich ab und holte ein teuer aussehendes Handy aus der Tasche. Er telefonierte kurz mit gedämpfter Stimme, und als er sich ihr wieder zuwandte, lag eine gleichgültige Miene auf seinem markanten Gesicht. Daphne wurde den Eindruck nicht los, dass er einfach durch sie hindurchsah. War das ein Wunder?
    „Ihr Wagen wird gleich vom Abschleppdienst abgeholt und zu Ihnen nach Hause gebracht. Vielleicht lässt sich ja noch was dran machen.“
    Daphne hätte schwören können, dass in seinem Tonfall eine abfällige Note mitschwang. Sie fühlte sich zum zweiten Mal an diesem Tag wie vor den Kopf gestoßen und nickte mit gesenktem Blick.
    „Vielen Dank“, sagte sie leise und seufzte innerlich über diese neue Rechnung, die ihr zusätzlich zu allen anderen ins Haus flattern würde.
    „Gut, dann wäre ja alles geklärt.“
    Reagan nickte knapp, ehe er sich grußlos umdrehte und mit wenigen langen Schritten zu seinem Wagen zurückkehrte.
    Daphne schaute ihm nach und fühlte sich merkwürdig verloren, als er den Hummer startete, wendete und in Richtung Stadt davonfuhr.
    Mit hängendem Kopf setzte sie sich auf den Bürgersteig und zog ihre Jacke enger um sich.
    Als der Abschleppdienst nach einer halben Stunde endlich kam, war sie völlig durchgefroren und vom Regen nass bis auf die Knochen. Bis zu ihr nach Hause war es nicht mehr weit und sie war erleichtert, als sie dort ankam. Das zerschrottete Auto wurde am Straßenrand abgestellt und der Fahrer teilte ihr unfreundlich mit, dass sie die Rechnung in den nächsten Tagen erhalten würde.
    Daphne floh in ihre Wohnung und atmete erleichtert aus, als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Sie sank dagegen und ließ sich langsam zu Boden gleiten. Ohne das Licht anzuschalten, kramte sie ihr Handy aus der Handtasche und meldete sich beim kleinen Italiener um die Ecke, bei dem sie an den Wochenenden arbeitete, für den Rest des Wochenendes krank.
    Dann zog sie die Knie an, schlang ihre Arme darum und fing an, hemmungslos zu schluchzen.
    Nach der Besprechung war Reagan aufgebrochen und hatte die drei übrigen Vampire im Technikraum zurückgelassen.
    „Verfluchte Scheiße!“
    Cayden brüllte auf und donnerte seine Faust auf den stählernen Tisch, der unter der Heftigkeit des Aufpralls gefährlich ins Wanken geriet.
    Die Sache mit dem entführten Vampir, einem Mitglied seiner Rasse, zerrte an seinen Nerven. Sie hatten nichts gefunden, keine Spur, nichts was ihnen bei der Suche helfen würde. Selbst Damir hatte über seine technisch hochentwickelten Geräte, die mit Unterstützung von Satelliten arbeiteten, nichts in Erfahrung bringen können.
    „Pass auf, Blondchen. Nicht, dass du dir deine perfekten Nägel ruinierst“, kam es spottend von der gegenüberliegenden Seite des Tisches. Dabei kaute Dwight genüsslich an den Resten eines Apfels.
    „Halts Maul, Dwight“, zischte Cayden und warf sich innerhalb von Sekundenbruchteilen über den Tisch und machte einen wütenden Satz auf den anderen Vampir zu.
    „Jungs! Beruhigt euch gefälligst.“
    Damirs ruhige Stimme verfehlte ihre Wirkung nicht. Der blonde Vampir beherrschte sich widerwillig und ließ sich schwer atmend auf einen Stuhl nieder, während Dwight nicht
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