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Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende
Autoren: Katharina Seck
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mal mit der Wimper zuckte.
    „Siehst du, Blondchen. Spielen ist heute nicht drin.“
    Caydens Körper spannte sich sofort an, so als würde er jeden Moment auf Dwight losgehen, und nur Damirs drohendes Knurren hielt ihn davon ab.
    „Ihr solltet euch lieber um Wichtigeres kümmern“, brummte dieser und bohrte seinen Zeigefinger in die Straßenkarte von Los Angeles, die er auf dem Tisch ausgebreitet hatte.
    „Bewegt eure süßen Hintern hierher. Ich glaube, ich hab da gerade was entdeckt.“
    Sein Finger wanderte langsam über das Papier.
    „Hier war der Stützpunkt, den wir heute zerstört haben …“
    Die beiden Krieger traten zögernd näher und musterten die Karte, während Damir die Stelle mit einem roten Kreuz markierte. Dann tippte er auf fünf andere Punkte.
    „Den haben wir vor drei Wochen platt gemacht … Und den vor zwei Monaten.“ Nacheinander gab er eine kurze Erklärung zu allen sechs Stationen, die sie bereits erfolgreich vernichtet hatten.
    Sie befanden sich alle im gleichen Abstand zu einem unsichtbaren Zentrum und bildeten die Strahlen eines perfekten Sternes.
    „Seht nur, wie es aussieht …“, sprach Damir leise.
    Grimmig starrten die drei Vampire auf die Karte nieder.
    „Wenn es so ist, wie ich glaube, dann bilden ihre Stützpunkte das Symbol der Liya. Und wenn das wirklich der Fall ist, muss es noch zwei weitere hier in L.A. geben. Sie müssen dort sein, wo die letzten zwei Strahlen enden. So können wir rauskriegen, wo die Stationen liegen müssten. Zumindest könnte ich eine ungefähre Schätzung abgeben, wo diese Arschlöcher sich aufhalten.“
    Damir stockte in seiner Wut. Wie konnten diese Menschen es wagen, das geheimste Symbol, das Sinnbild der Vampire, für ihre Zwecke zu missbrauchen, es zu verunreinigen?
    Er hob den Kopf und konnte in den Augen seiner Mitkämpfer die gleiche Wut sehen. Schulter an Schulter standen Dwight und Cayden nebeneinander mit dem stummen Schwur, diese Organisation ein für alle Mal zu zerstören, koste es, was es wolle. Dass die Solems dieses Symbol, das heilige Symbol, das seit jeher das Zeichen der Vampire war, für ihre eigenen Zwecke benutzen, war ein Schlag ins Gesicht. Voller Ironie und Verachtung. Sie missbrauchten es.
    Der Schutz dieses Symbols – das war ihre Aufgabe, ihre Pflicht. Sie mussten ihre Rasse beschützen, in die sie hineingeboren worden waren.
    Und dafür würde jeder Einzelne von ihnen sein Leben lassen.
    Reagan fluchte. Der Unfall hatte ihn wertvolle Zeit gekostet. Die Frau hatte die mühsam gezügelte Ungeduld hinter seiner eisernen Fassade nicht erkennen können, aber es hätte nicht viel gefehlt und er wäre davon gerauscht, ohne sich um sie zu kümmern. Sein ursprüngliches Ziel war der zerstörte Stützpunkt der Organisation gewesen. Nachdem Damir ihm berichtet hatte, dass man in der Nähe von L.A. tatsächlich einen Vampir vermisste, hatte der Anführer sich sofort auf den Weg gemacht, um nach eventuell übersehenen Informationen zu suchen.
    Da im November die Sonne erst spät aufging, hatte Reagan diesen Ausflug noch vor Sonnenaufgang gewagt, denn niemand wusste, was die Organisation mit dem entführten Vampir vorhatte. Daher war es wichtig, schnell zu arbeiten und keine Zeit zu verlieren.
    Wohl oder übel musste er diese Aktion nun abbrechen, wenn ihm etwas an seinem Leben lag.
    Scheiße. Er presste wütend die Zähne zusammen.
    Morgen würde die frische Blutspur, die man unter Umständen irgendwo im umliegenden Wald hätte finden können – falls die Solems nicht ohnehin gut genug aufgepasst hatten – getrocknet sein und ihnen keinen Hinweis mehr liefern können. Trotz seines feinen Geruchssinnes, der Menschenblut meilenweit und tagelang aufspüren konnte, war es ihm nicht möglich, dasselbe bei dem Blut seiner eigenen Rasse zu tun. Dafür war die Struktur von Vampirblut zu komplex. Die zahlreichen Komponenten verflüchtigten sich viel zu schnell und verbanden sich mit den Gerüchen ihrer Umwelt.
    Frustriert drehte Reagan den hämmernden Bass des Radios lauter, bis der ganze Wagen unter dessen Wucht wummerte.
    Seine Finger trommelten unruhig auf das blank polierte Lenkrad. Im zunehmenden Berufsverkehr kam man nur langsam ins Zentrum der Stadt. Hinter den Wolkenkratzern war schon die Dämmerung zu erkennen.
    Die Zeit saß ihm verdammt aufdringlich im Nacken.
    Kurz entschlossen bog Reagan an der nächsten Kreuzung ab und hielt auf einem Parkplatz an. Bei laufendem Motor rief er Damir an, um die aktuellsten – und wie
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