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SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

Titel: SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi
Autoren: Nané Lénard
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diesem Moment. Sie hatten sie noch genauso hängen lassen, wie sie aufgefunden worden war. Das sah grotesk aus. Lange blonde Haare verdeckten ein Gesicht, das zum Boden geneigt war. Ihre Gestalt sah aus, als vollführe sie einen waghalsigen Tanz, bei dem die Zeit einfach aufgehört hatte. Doch wohin genau schaute sie? Die Kommissare sahen nach unten. Zu ihren Füßen lag ein blassrosa Gebilde aus Haut, das so aussah wie ein Herz mit dünnen Flügeln. Kruse schluckte das oberste der Schokoladenbrötchen wieder hinunter, bevor es ihn verlassen konnte.

    „Was genau ist das da?“, fragte er und hätte gerne darauf verzichtet, es wissen zu wollen.
    Nadja drehte sich um und grinste ihn frech an. „Eine Gebärmutter mit Eileitern und Eierstöcken, sauber rauspräpariert. Hier guck mal, das gelbe sind die Ovarien.“
    „Können wir das schon einpacken?“, fragte Seppi.
    „Jetzt ja, ich wollte nur, dass Peter und der Wolf es noch so gesehen haben, wie es hier lag, leicht krümelig von der Erde, umgeben von Buchsbaum.“
    „Sehr eindrucksvoll, Nadja!“, sagte Hetzer. „Du hast eben die Worte ,sauber herauspräpariert‘ benutzt. Meinst du, der Kerl ist vom Fach?“
    „Wieso Kerl? Das könnte doch auch eine Frau gewesen sein, oder meinst du nicht?“, stichelte Nadja.
    „Eher nicht“, gab Bernhard Dickmann zu bedenken, „ihr seht doch, dass hier überhaupt kein Blut ist. Sie muss also woanders umgebracht und hierher verschleppt worden sein. Das könnte für eine Frau zu schwer werden.“
    „Denke ich auch“, sagte Ulf Hofmann und lehnte sich an die Kirchenwand. Sein Becken schmerzte immer noch. Er hatte es sich im Spätsommer gebrochen, als er beim Pflücken aus dem Baum gefallen war.
    „Was seid ihr alles für Schlaumeier“, lachte Nadja, „ich wünsche mir, dass ihr euch gründlich irrt. Vielleicht waren auch zwei Frauen am Werk. Auf jeden Fall konnte der- oder diejenige mit dem Skalpell oder Messer umgehen. Wahrscheinlich müssen wir auch von einer Person ausgehen, die irgendwie mit dem Bereich der Medizin zu tun hat oder eventuell mit artverwandten Berufen.“
    „Gut“, sagte Hetzer, „jetzt will ich mir mal anschauen, wie dieser Pranger hier befestigt worden ist. Sind diese Eisendinger historisch? Ich meine die Armringe und die Halsfessel. Sieht wenigstens so aus. Die Ketten sind direkt in den Stein eingelassen worden.“
    „Na, neu sind sie nicht!“ Peter schüttelte den Kopf. „Aber die Schrauben hier unten, mit denen Hals- und Armreif verschlossen worden sind, die sind neu. Habt ihr das schon bemerkt?“
    „Hab ich längst fotografiert und gleich schraube ich sie ab!“, sagte Seppi mit Nachdruck. „Hältst du uns für Leiermänner, die nichts von ihrer Arbeit verstehen?“
    „Mein Gott, bist du empfindlich!“, gab Peter genervt zurück.
    „Ist doch kein Wunder“, Mimi musterte ihn abschätzend, „bei den blöden Sprüchen, die ihr macht.“
    „Ihr seid wohl alle Morgenmuffel?“, lachte Kommissar Ulf Hofmann. „Da gehe ich lieber wieder auf die Wache und schone meine Hüfte. Wollen wir fahren, Bernhard? Ihr kommt doch mit, oder?“, fragte er die Rintelner Kommissare.
    „Ja, wir haben hier genug gesehen“, sagte Wolf, der die Kirche einmal umrundet hatte. „Wann können wir mit euren Berichten rechnen?“
    „Wie immer ganz schnell“, grinste Mimi ihn frech an, „aber erst, wenn wir fertig sind.“
    Nadja nickte. „So ist es! Erste Ergebnisse gebe ich euch telefonisch durch. Ich ziehe die Frau vor. Der Säufer aus dem Schlossgraben kann warten. Er liegt ja kalt.“

Abseits
    Ein wenig abseits vom Geschehen wurde eine Gardine vorsichtig wieder zugezogen. Nur wer genau hingesehen hätte, hätte die leichte Bewegung bemerkt. Der direkte Blick auf den Pranger war nur noch diffus möglich, aber das machte nichts. Es war alles vorbei. Der letzte Vorhang war gefallen.

Das Mädchen
    Wieso krabbelt sie nicht? Warum lässt sie sich von ihrem Bruder durch den Flur ziehen? Dabei kann sie angelehnt schon fast alleine stehen.
    Sie ist ein niedliches Kind, und sie weiß genau, was sie will. Der Bruder bringt ihr den Schnuller zurück und zieht sie, wohin sie will. Wenn nicht, schreit sie.

    Überhaupt hat sie viel geschrien seit ihrer Geburt. Sie ist ein besonderes Kind. Ein halbes Jahr hat sie an der Brust gelegen. Sie braucht die Nähe der Mutter.

    Sie schreit überhaupt viel.

Auf dem Weg
    Auf dem Weg zur Bückeburger Wache waren Hetzer und Kruse zunächst still.
    Jeder hing seinen eigenen
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