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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse
Autoren: Tanja Heitmann
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schließlich bemühe ich mich unentwegt darum, als Ballerina durchzugehen.« Als ihm dämmerte, dass ich es ernst meinte, sank er kurzerhand in die Hocke und begann seine Chucks zu binden. Eine Tätigkeit, die er ansonsten immer möglichst lang hinauszögerte, weil er die Beengung durch Schuhe nicht ausstehen konnte.
    Nachdenklich nagte ich an meiner Unterlippe. Das war so gar nicht die Reaktion, die ich mir erhofft hatte, wie etwa ein strahlendes Lächeln oder sogar ein stürmischer Kuss. Stattdessen ein Ausweichmanöver.
    »Es muss dir doch nicht peinlich sein, dass du dich so engelsgleich bewegst. Es sieht wunderschön aus, grazil und …«
    »Mila, mach bitte mal eine Pause.« Sams Wangen waren dunkelrot verfärbt. Ihn so weit zu bringen, gelang mir selten, dafür war er einfach zu ausgeglichen. »Was du eben gesagt hast … also, das ist sehr süß von dir. Aber können wir uns darauf einigen, dass nur ich diese Art von Komplimenten mache? Es sei denn, du legst es darauf an, mich zu quälen. Darauf läuft es nämlich hinaus, wenn du behauptest, ich würde …« Sam kniff die Augen zusammen, als würde ihm allein bei der Erinnerung an meine Worte schummerig werden.
    Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, seine Gefühle genauso kräftig durcheinanderzuwirbeln, wie er es mit meinen stets tat. Ein bisschen Strafe musste schließlich sein für diese Ich-bin-hier-der-Mann-Tour.
    »Du willst also nicht hören, dass du hinreißend aussiehst, wenn du verlegen bist? Exakt in diesem Moment ist das nämlich der Fall. Ach, übrigens: Wenn du deine Augen zu Schlitzen verengst, weil du mir ein bisschen böse bist, dann nimmt dein Aussehen geradezu Hollywoodausmaße an. Göttlich. Und ich werde ganz verrückt, nur weil deine Lippen dieses leicht verblüffte ›O‹ formen. Das willst du also auch nicht hören. Na, dann kann ich dir noch etwas drüber erzählen, dass du …«
    Schnell legte Sam seinen Zeigefinger auf meinen Mund, sodass ich vor Überraschung verstummte, obwohl ich eigentlich gerade erst durchstartete mit meiner Aufzählung. »Dabei lassen wir es jetzt bewenden, okay?«
    Widerwillig nickte ich, denn ich hätte gern noch die kleine Falte auf seiner Stirn beschrieben, die seine Sorge verriet, ich könnte ihm seine Technik übelnehmen, mit der er mich zum Schweigen brachte. Schweren Herzens riss ich mich zusammen. Ich konnte es halt nicht ändern: Ich fand einfach alles an ihm fantastisch und hätte problemlos von morgens bis abends über jede noch so kleine Winzigkeit an seinem Äußeren, der Art, wie er lachte oder Dinge äußerte, schwärmen können.
    »Tut mir wirklich wahnsinnig leid, dass ich dich in eine solch peinliche Situation bringe«, lenkte ich ein und ließ demonstrativ den Kopf hängen. »Ich bin eben verrückt nach dir und nach so langer Zeit darf ich es endlich ausleben. Keine Geheimnisse, keine getrennten Welten mehr. Du gehörst mir und ich darf diesem Glücksgefühl hemmungslos nachgeben. Ach, komm, jetzt werde doch nicht schon wieder rot.«
    Und da war es plötzlich: dieses spezielle Sam-Lachen. Unbeschreiblich. Ich ließ es auf mich niedergehen wie einen warmen Sommerregen.
    »Nichts liegt mir ferner, als dich daran zu hindern, deine Gefühle auszuleben. Wenn du mir unbedingt Nettigkeiten sagen willst, kannst du mir erzählen, dass ich ein Mordskerl bin, einen super Humor habe und du die Aufdrucke auf meinen T-Shirts klasse findest. Aber über schöne Augen zu reden, das ist mein Job.«
    »Und wie steht es mit Küssen, gehören die auch zu deinem Job?«
    Sam blickte an die Decke, als müsse er sich diese Frage erst einmal gründlich durch den Kopf gehen lassen. »Ich denke schon«, sagte er sanft, dann küsste er mich so, dass ich nicht einmal dazu kam, zu denken, dass er diesen Job sensationell beherrschte.
    ∞∞
    Als ich Sam verabschiedet hatte und auf meinen Wackelbeinen ins Wohnzimmer zurückkehrte, war von meinen Eltern und Rufus nichts zu sehen, was mir durchaus recht war. So konnte ich hemmungslos vor mich hin strahlen und fing mir nicht auch noch Bemerkungen über mein glühendes Gesicht ein. Das Glas Wasser, das ich mir bei der Anrichte eingeschenkt hatte, trank ich in einem Zug leer. Mir war sommerlich heiß, obwohl der Herbstwind durch die offen stehende Terrassentür hineinströmte.
    Nach jedem Zusammensein mit Sam verblieb ein rot-warmes Pochen in meiner Brust, das bis in meine Fußspitzen hinabstrahlte. Als würde seine Nähe eine kleine Sonne in mich pflanzen, die mich
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