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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse
Autoren: Tanja Heitmann
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ihr«, erklärte er dem Gerät. »Nein, sie hat nichts Wichtigeres zu tun, als ein Wasserglas in ihrer Hand anzustarren. Sie gehört voll und ganz dir. Ich leg jetzt auf.« Was Rufus auch prompt tat. Dabei schaute er mich so anklagend an, als habe ich ihn dazu gezwungen. »Da hast du deinen Willen, du wolltest doch unbedingt mit Lena sprechen.«
    Ich nickte lediglich, unsicher, wie ich mit seiner offensichtlichen Eifersucht umgehen sollte. Dankbar über die Ablenkung holte ich mein klingelndes Handy aus der Rocktasche.
    »Hey, wie geht’s, wie steht’s?«, flötete Lena in mein Ohr.
    Rufus verschränkte die Arme vor der Brust und starrte mich finster an.
    »Ich werde gerade von meinem Bruder mit Blicken getötet.«
    »Ach, der. Gib ihn mir mal.«
    Das war wohl kaum ihr Ernst. »Wieso denn? Du hast doch gerade erst mit ihm geredet.« Weiter kam ich nicht, weil Rufus mir bereits das Handy entwand, um mich dann mit ausgestrecktem Arm auf Abstand zu halten. »Das ist meins und Lena gehört auch mir, du elender Dieb!«
    »Wer von uns beiden hat als Erstes mit dem Stehlen von besten Freunden angefangen? Das warst du, meine Liebe, wenn ich dich daran erinnern darf«, zischte er mich an, dann sprach er betont cool ins Handy: »Hi, was willst du denn von mir?«
    Was auch immer Lena von ihm wollte, es sorgte dafür, dass Rufus’ schwarze Augenbrauen sich zusammenzogen. »Du hast echt einen Knall, Grünschopf.« Er gab mir das Handy zurück. »Ähem … das mit dem Stehlen, so gesehen …«
    Plötzlich nahm mein Bruder mich in den Arm, gab mir einen Kuss auf die Wange, ehe er sich umdrehte und kommentarlos abzog.
    »Hat er es gemacht?«, schall Lenas Stimme aus dem Off.
    »Hä?«
    »Na, dir einen Kuss von mir gegeben. Denn Menschen, die man küsst, kann man in der Regel nicht mit Blicken töten, oder? Außerdem habe ich ihm gesagt, er soll lieb zu dir sein, dann bin ich es auch zu ihm.«
    »Das ist doch schön«, sagte ich reichlich dusselig.
    »Find ich auch. Sag mal, hat Rufus dich wirklich bloß umarmt, oder hat er dir gleich die Luft abgedrückt, bis dein Hirn unter mangelnder Sauerstoffzufuhr gelitten hat? Du klingst nämlich reichlich neben der Spur. Oder geht das auf Sams Konto?«
    »Mich schafft das Leben im Speziellen und Allgemeinen.« Womit ich nur die Wahrheit aussprach. »Du musst mir nach diesem befohlenen Bruderkuss übrigens gleich noch einen Gefallen tun.«
    »Klar doch, obwohl ich meine Pfadfinderpunkte für den heutigen Tag schon beisammen habe.«
    »Lass uns so tun, als ob wir zwölf Jahre alt sind und Jungs nicht mehr als Sterne am fernen Himmelszelt, unbekannte Wesen, mit denen wir nichts zu schaffen haben. Ich will mich wenigstens für ein Telefongespräch frei und unbeschwert fühlen. Wir tun so, als ob die Welt übersichtlich ist, die Schule langweilig und die Zukunft nicht aus Pflichten und Sorgen, sondern lediglich aus einem größeren Klamottenbudget besteht. So wie damals, als wir uns kennengelernt haben.«
    »Bin dabei«, kam es von Lena wie aus der Pistole geschossen. »Können wir dabei Unmengen von Smartieseis essen?«
    »Das ist geradezu zwingend.«
    Während wir über unsere Lieblings-Fernsehserien von damals zu schwadronieren begannen, die schon lange nicht mehr im Programm liefen, steuerte ich den Gefrierschrank an, um den Eisvorrat zu plündern. Wenn man Gemütszustände nur genauso leicht konservieren könnte wie Leckereien, dann hätte ich die Sorglosigkeit, die mich während des Telefonats mit Lena umfing, in großen Dosen eingefroren.

2 Geister der Vergangenheit
    Sam
    Nach einem endgültig letzten Kuss von Mila und dem Versprechen, nach dem Surfkurs noch einmal durchzurufen, zog ich die Haustür hinter mir zu. Ich war ziemlich spät dran, trotzdem mochte ich die Türklinke nicht loslassen.
    Es war mir schon immer schwergefallen, mich von Mila zu lösen. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass dieser Widerwille nach jedem Treffen stärker würde. Und das wurde er. Unentwegt verspürte ich den Wunsch, den gemeinsamen Moment festhalten, die Zeit zum Erliegen zu bringen, dafür zu sorgen, dass sich nichts zwischen uns änderte. Wenn wir hingegen zusammen waren, verschwendete ich keinen Gedanken daran, sondern war ganz und gar bei ihr. Ich fühlte mich unsäglich wohl, ob nun allein mit Mila oder gemeinsam mit ihrer Familie. Dann gab es nur diese Menschen, bei denen ich mich angekommen fühlte. Die Levanders weckten die Hoffnung in mir, zu guter Letzt noch richtig heimisch zu
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