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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse
Autoren: Tanja Heitmann
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Schattenschwinge hatte ich herausgefunden, dass es die Einflüsterungen des Schattens gewesen waren, die meinen Vater dazu getrieben hatten. Es war also nicht einmal seine eigene Entscheidung gewesen, aber ich würde einen Teufel tun und Kraachten gegenüber auch nur eine entsprechende Andeutung machen.
    Davon einmal abgesehen war es schon ein starkes Stück, ausgerechnet Sina, die mich nach der ersten Messerattacke unseres Vaters bei sich aufgenommen hatte, Blindheit für dessen Taten zu unterstellen. Schließlich hatte sie oft genug am eigenen Leib erfahren, wozu Jonas in der Lage war. Nur gehörte das jetzt der Vergangenheit an, während ihre Gegenwart aus jeder Menge Arbeit und ihren beiden Kindern bestand, die sie in Ruhe aufziehen wollte. Im Großen und Ganzen war es also kein Wunder, dass Sina null Interesse zeigte, Jonas’ Gewalttätigkeit in der Öffentlichkeit zu diskutieren. Darüber hinaus sagte sie die Wahrheit: Ich hatte mich ihr gegenüber niemals auch nur mit einem Sterbenswörtchen über unseren Vater beschwert, sondern seine gewaltsamen Übergriffe stets für mich behalten.
    Als tags darauf im »Treibgut« ein Artikel über die heruntergekommen Ecken von St. Martin erschienen war, illustriert mit einem Foto des Hauses, in dem Sina lebte, hatte sie mir kurz und knapp mitgeteilt, dass sie künftig nicht mehr mit mir in Verbindung gebracht werden wollte. Dass es so bestimmt das Beste für uns wäre, vor allem für die Kleinen. Mit Kraachten auf den Fersen konnte ich ihr Verhalten verstehen, obwohl es wehtat, neben meinem Vater nun auch noch meine einzigen leiblichen Verwandten zu verlieren. Ich nahm mir allerdings vor, zu Kasper und Nele Kontakt aufzunehmen, sobald Gras über die Sache gewachsen war … falls die Kinder dann überhaupt noch wussten, wer ich war.
    Während meine Familie und ich Kraachtens Aufdeckungswut hilflos über uns ergehen lassen mussten, zeigte Daniel Levander dem Schmierfink seine Grenzen auf: Er verhinderte einen Aufmacher über Mila, der auf reiner Spekulation und einigen Aussagen meiner Ex-Mitschülerin Jette beruhte, die mir mein Desinteresse an ihren Avancen offenbar übel nahm. Die Überschrift hatte »Samuels Engel« lauten sollen. Wie originell.
    »Was ist, Kraachten? Haben Sie bei der Erinnerung an ihren eingestampften Schmutzartikel die Sprache verloren? War allem Anschein nach eine krasse Erfahrung, an Daniel Levander zu geraten, wo Sie doch ansonsten nur überlastete Mütter anschwärzen. Im Gegensatz zu denen kann Herr Levander sich offensichtlich ohne Schwierigkeiten zur Wehr setzen. Na, hoffentlich hat Ihnen Ihr Chef ordentlich die Hölle heiß gemacht für die geschwärzte Ausgabe. Damit sind Ihre ehrgeizigen Träume, zu einer größeren Zeitung zu wechseln, wohl erst einmal begraben. Da können Ihre Kontakte zu diesem überregionalen Blatt, mit denen Sie ständig protzen und wegen denen Sie mir hinterherschnüffeln, noch so fantastisch sein.« Einmal Nachtreten musste ich mir in diesem Fall einfach gönnen.
    Kraachten verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Man sollte es nicht für möglich halten, dass ein Zugezogener wie dieser Meeresforschungsheini über so gute Kontakte verfügt, dass ihm eine solche dreiste Beeinflussung der vierten Gewalt in diesem Land gelingt. Die Presse sollte frei und nicht der Bestimmungswut eines Herrn Professors ausgeliefert sein. Aber Schwamm drüber, die Story über deine Süße hat eh nicht viel hergemacht. Ist nicht viel los mit dem Mädchen, was?«
    Ich zeigte Kraachten den Mittelfinger und beschloss, ihm mit einem Fußtritt die Fahrertür seiner Schrottkarre zu verzieren, falls er bei der nächsten roten Ampel neben mir halten sollte. Daraus konnte er dann gern eine Geschichte stricken. » Samuel Bristol läuft Amok. Opfer: ein unschuldiger Renault. «
    Noch immer ließ Kraachten nicht locker. »Es ist ganz einfach: Wenn du mich loswerden willst, brauchst du mir nur ein kleines Interview zu geben, danach siehst du mich nie wieder. Na ja, insofern man sich in diesem Kaff halt aus dem Weg gehen kann«, fuhr er im Plauderton fort. »Solange du jedoch den Mund hältst, muss ich halt zusehen, wie ich auf anderem Weg hinter dein Geheimnis komme.«
    »Was macht Sie denn so verdammt sicher, dass es ein Geheimnis gibt? Sämtliche Ihrer Kollegen haben sich mit der offiziellen Version zufriedengegeben, und das ganz bestimmt nicht, weil die alle zu faul sind, einer heißen Spur zu folgen. Die haben im Gegensatz zu
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