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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen
Autoren: Torsten Fink
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Er war ein im Innersten aufrechter Mann, er würde vielleicht sogar versuchen, sich ihr in den Weg zu stellen. Schon jetzt wollte er doch nicht Herzog werden, obwohl seine Brüder und seine Neffen tot waren. Er redete stattdessen davon, dass Olan und Gajan nur vermisst seien, und weigerte sich einfach zu akzeptieren, dass sie schon längst kalt auf dem Meeresgrund ruhten.
    Prinz Gajan schaufelte mit einer zerbrochenen Schiffsplanke schwarzen Sand aus einer flachen Grube.
    » Ihr solltet Eure Kräfte schonen, Prinz«, meinte eine freundliche Stimme.
    Gajan blickte kurz auf und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Dann grub er verbissen weiter. Der grobkörnige Sand rutschte jedoch immer wieder zurück. Keuchend hielt Gajan schließlich inne. » Wie wäre es, wenn du an meiner Stelle hier weitermachen würdest, Kumar?«
    Der dunkelhäutige Mann schüttelte den Kopf. » Es war nicht meine Idee, den Mann zu bestatten, Prinz. Ich werde meine Kraft für wichtigere Dinge sparen. Warum übergebt Ihr ihn nicht einfach dem Meer, das auch all die anderen verschlungen hat? Es ist nicht wählerisch, wisst Ihr?«
    Gajan richtete sich auf. Wogen rollten gegen die winzige Insel, auf der sie Zuflucht gefunden hatten. Insel? Es waren nur einige schwarze Felsen, zwischen denen sich grober Sand gesammelt hatte. Im Morgengrauen, als sie, erschöpft von ihrer Irrfahrt, dort eingeschlafen waren, wo es sie angespült hatte, war die Flut gekommen und hatte die Insel überrollt. Wäre Kumar nicht gewesen, hätten sie das Floß verloren, aber er hatte sie dazu gebracht, mit der Flut darum zu kämpfen, anstatt sich einfach auf die Felsen zu flüchten. Gajan grub weiter. Im Schatten eines der dunkelgrauen Felsen kauerten die übrigen Überlebenden. Sieben, mehr waren nicht übrig. Als ihr Floß aus Trümmern sie hierhergetragen hatte, waren sie noch zu neunt gewesen. Aber einer war spurlos verschwunden, vom Meer verschlungen, als sie um das Floß gekämpft hatten. Sie hatten es erst gemerkt, als sie diese Ansammlung von zerbrochenen Planken hinter einem Felsen halbwegs gesichert hatten.
    Gajan lief der Schweiß in die Augen. Der Mann, den er unbedingt beerdigen wollte, war verletzt gewesen. Kumar hatte schon auf dem Floß vorhergesagt, dass er es nicht lange machen würde. Gajan hatte es bestritten und versucht, allen Mut zuzusprechen, obwohl er doch selbst beinahe alle Hoffnung verloren hatte. Sie hatten den Verletzten mühsam auf den größten der Felsen gezogen, aber dann war er doch gestorben, wie Kumar es vorhergesagt hatte.
    » Es gibt Haie hier, Kumar, und ich will nicht, dass dieser Mann von ihnen zerfleischt wird«, sagte Gajan und schaufelte schwarzen Sand.
    » Den Toten ist gleich, was mit ihren Leibern geschieht, Prinz.«
    Gajan grub dennoch mit verdoppelter Anstrengung weiter, denn es war gut, etwas zu tun. Wenn er untätig war, kam der Schrecken zurück, die Erinnerung an das Unglück, das ihn und seine Familie getroffen hatte. Er versuchte nicht daran zu denken: an den harten Schlag, als sie in voller Fahrt auf die Klippen gelaufen waren, die Schreie der Rudersklaven unter Deck, dann das Feuer, das mit jäher Gewalt auf dem ganzen Schiff ausgebrochen war. Sein Bruder Olan war aus dem Zelt gestürzt, das auf dem Vorderdeck eigens für sie aufgeschlagen worden war, und seither hatte er ihn nicht mehr gesehen. Seja, seine Frau, sie war so tapfer gewesen. Sie hatte sich nicht erlaubt, ihre Angst zu zeigen, als ihre Söhne sich an sie drängten. Gajan hatte die beiden älteren gepackt und war mit ihnen über das brennende Vorschiff gelaufen. Da war Seja mit Hisam, dem Jüngsten, noch dicht hinter ihm gewesen.
    Die Planke zerbrach, und Gajan stieß einen Fluch aus. Kumar wollte etwas sagen, aber Gajan brachte ihn mit einem zornigen Blick zum Schweigen und grub mit dem nun noch kürzeren Stück Holz einfach weiter. Seine Söhne, er hatte sie festgehalten, auch nach dem Sprung, als das kalte Wasser ihm den Atem geraubt hatte, seine Kleidung ihn nach unten zog und er nur die Kraft seiner Beine hatte, um an die Oberfläche zu gelangen. Aber gerade, als er geglaubt hatte, es geschafft zu haben, war eine Welle gekommen, hatte ihn gegen eine Klippe geschleudert, und da war ihm Taman, der Älteste, entglitten. Er hatte nach ihm gerufen, aber die Schreie der ertrinkenden Sklaven und Matrosen, das lodernde Feuer und das in der Brandung berstende Schiff hatten seine Rufe übertönt. Auch nach Seja und Hisam hatte er gerufen, wieder und
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