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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen
Autoren: Torsten Fink
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dauern, vielleicht Wochen, bis ein Schiff uns hier findet. Wir werden dann aber bereits tot sein, verdurstet, mitten im Meer.«
    » Dein Vorschlag, Kumar?«, fragte Gajan, obwohl er ihn schon kannte, und wühlte weiter Sand aus der Grube, die einfach nicht tiefer werden wollte.
    » Das Floß. Was sonst?«
    » Es fällt fast auseinander, und die Flut hat die besten Teile mitgenommen. Selbst wenn wir es noch einmal herrichten, ist es doch wohl kaum noch groß genug, um uns sieben zu tragen.«
    » Das ist wahr, Prinz. Außerdem gibt es da noch ein anderes, schwieriges Hindernis.«
    » Das wäre?«, fragte Gajan, obwohl er ahnte, worauf der Mann hinauswollte.
    » Steuermann Arbeq.«
    Gajan sah hinüber zu den anderen. Sein Sohn saß dort zwischen den zerlumpten und mutlosen Gestalten, die den Untergang überlebt hatten. Er sah erschöpft aus, wie die anderen – bis auf einen: Arbeq, der Zweite Steuermann und Sklavenmeister der Sifira. Der Mann bewahrte eigentlich als Einziger noch so etwas wie Haltung. Ein jüngerer Matrose lag neben ihm im schwarzen Sand. Die beiden Männer hielten zusammen, oder genauer, der Jüngere tat alles, was der Steuermann verlangte. Es war schwer zu sagen, ob es aus Zuneigung oder Furcht geschah, denn alle hatten sie Angst vor dem Sklavenmeister. Und der beanspruchte in einer eigentümlichen Mischung aus überheblichem Stolz und Dummheit das Kommando. An seinem Gürtel prangte ein großes Messer, das einzige Werkzeug, das sie hatten, aber Arbeq rückte es nicht heraus.
    » Ich werde noch einmal mit ihm reden«, meinte Gajan.
    Der dunkelhäutige Sklave lachte leise. » Ihr wisst, dass er nicht auf Euch hören wird, Prinz, oder hätte er das bisher auch nur einmal getan? Ihr sagtet, wir müssten den Mann hier begraben, er sagte, es lohne die Mühe nicht. Bei der Flut habt Ihr ihn aufgefordert, uns bei dem Floß zu helfen, er hat gesagt, es lohne die Gefahr nicht, und wir wären seinetwegen fast ertrunken. Dann habt Ihr gesagt, wir sollten das Floß reparieren, aber er will es verwenden, um Feuer damit zu machen – und in all diesen Fällen folgten die Matrosen ihm, nicht Euch. Und so wird es bleiben, bis es zu spät ist und wir alle tot sind – auch Euer Sohn, Prinz.«
    » Was schlägst du also vor, Kumar? Er wird verhindern, dass uns jemand bei dem Floß hilft. Wir könnten natürlich zu dritt irgendwie versuchen …«
    » Nein, Prinz. Arbeq wird uns sein Messer nicht geben, denn seine Macht gründet auf dieser Waffe. Wir müssen es aber haben, um jeden Preis, wenn Ihr versteht.« Kumar griff sich etwas schwarzen Sand und sah schweigend zu, wie er ihm durch die Finger rann. Somit hatte Gajan genug Zeit, sich darüber klar zu werden, was der Sklave meinte, der jetzt fortfuhr: » Wenn Ihr so wollt, schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Niemand wird Arbeq nachtrauern, wenn er tot ist.«
    Gajan starrte den dunkelhäutigen Mann entsetzt an.
    » Wie alt ist er?«, fragte der Rudersklave und ließ wieder Sand durch die Finger rieseln.
    » Was?«
    » Euer Sohn, wie alt ist er?«
    » Zwölf, Hadogan ist zwölf.«
    » Ich habe Söhne in fast demselben Alter, Prinz. Und Söhne und Töchter, die älter oder jünger sind. Und deshalb will ich nicht auf diesem Felsen sterben, nur weil dieser Steuermann zu dumm und stolz ist zu tun, was nötig ist. Es gibt viele Menschen auf Tikkara, die auf mich warten. Ich denke, auch Ihr wollt für Euch und Euren Sohn das Leben wählen, oder?«
    » Aber jemanden umbringen? Und warum dann nur einen? Warum nicht gleich drei oder vier?«, rief Gajan aufgebracht.
    Kumar schien anzunehmen, dass die Frage ernst gemeint war. Er sagte: » Dieser Matrose, der dort neben Arbeq liegt, ist sein Schützling, das gilt es zu bedenken. Dennoch würde ich ihn nur ungern töten. Wir brauchen kräftige Hände, um das Floß durch die Strömungen zu rudern, und er stammt aus Haretien und kennt diese Gewässer angeblich recht gut. Ich hingegen kenne sie nicht. Wie ist das mit Euch, Prinz? Kennt Ihr die Riffe und die Strömungen?«
    Gajan schüttelte den Kopf und blickte stumpf in die flache Grube, die er ausgehoben hatte. Sand rutschte vom Rand zurück. Sie würde nie tief genug werden, um einen Leichnam vor der nächsten Flut zu schützen. Er warf die Planke zur Seite. Warum tat er das eigentlich?
    Kumar erhob sich und musterte den verhangenen Himmel. » Es sieht nach Regen aus. Vielleicht lässt sich diese kleine Senke nutzen, um etwas Wasser zu sammeln, wenn Ihr Euer Hemd opfert,
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