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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen
Autoren: Torsten Fink
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Wasser, auch wenn es beinahe so aussah, es war weder warm noch kalt, roch nach nichts, und Shahila nahm an, dass es auch nach nichts schmecken würde, wenn sie es denn probiert hätte. Ihre Hand verursachte keine Wellen, eigentlich war es, als hätte sie diese Flüssigkeit nie berührt. Stattdessen sah es so aus, als würden immer wieder Wellen vom Würfel ausgehen, langsam über die glatte Oberfläche zum Rand laufen und dort einfach enden. Shahila schöpfte mit der Linken ein wenig Flüssigkeit heraus und betrachtete sie fasziniert. Es waren nur ein paar Tropfen, aber wie bei all den Versuchen zuvor verharrten sie nicht in ihrer gewölbten Hand, sondern folgten der Herzlinie, als sei sie ein Kanal, flossen aufwärts und tropften von ihrer Handkante zurück in den Teich. Sie sah genau hin. Die Flüssigkeit schluckte die Tropfen, und wieder gab es keine Wellen außer denen, die der gemauerte Würfel auszusenden schien. Da war er also, der Zugang zur Magie, zu unbegrenzter Macht, zum Greifen nah. Aber noch blieb er ihr verschlossen.
    » Ich dachte mir schon, dass ich Euch hier finde, Hoheit«, sagte eine vertraute Stimme.
    » Almisan, was gibt es?«, fragte sie, ohne sich umzudrehen.
    Der Hüne räusperte sich. » Der Baron verlangt nach Euch, Hoheit.«
    » Bald kannst du ihn Herzog nennen, und Hoheit, wie du es bei mir immer tust, obwohl ich auch nur eine Baronin bin.« Sie stand auf. » Und warum verlangt Beleran nach mir? Hat er einen bestimmten Grund, oder ist er wieder nur von seiner Trauer überwältigt?«
    » Der Leichnam von Herzog Hado ist balsamiert und unten in der Halle aufgebahrt, wie es die hiesigen Gebräuche verlangen. Euer Gatte erwartet Euch dort zur Totenwache, denn auch das ist in diesem Lande Sitte.«
    » Ist es schon so spät?«, fragte sie. Die Kammer hatte keine Fenster, nur einige Lampen erhellten den niedrigen Raum. Und der schwarze Teich schien auf widersinnige Art die Kammer ebenfalls zu erhellen. Sie seufzte. Natürlich musste sie in den nächsten Stunden an der Seite ihres Mannes sein, das war unvermeidlich. Aber sie fühlte Widerwillen dagegen, Totenwache bei einem Mann zu halten, den sie selbst getötet hatte. » In alten Geschichten heißt es, ein Leichnam könne seinen Mörder durch Blut anklagen, wenn der an seinen Sarg tritt«, sagte sie nachdenklich.
    » Das sind nur Geschichten, Hoheit. Hado ist tot, seine Seele fort. Er kann Euch nicht mehr verraten.«
    » Das weiß ich«, murmelte Shahila. » Wie lange bahren sie ihn auf? Zwei Nächte, nicht wahr? Ist es nicht erstaunlich, wie viel Zeit sie sich in diesem Land lassen? In Oramar wäre er schon unter der Erde.« Und ich müsste ihn nicht mehr sehen, dachte sie.
    » Oramar ist ein heißes Land, Hoheit, und wir müssen unsere Toten schnell unter die Erde bringen. Hier, in diesen kalten Gefilden, nehmen sie eben länger Abschied. Aber ich gebe zu, dass ich es ebenfalls befremdlich finde. Man könnte glauben, sie gönnten den Toten die Ruhe des Grabes nicht.«
    » Und mein Gatte? Wie erträgt er es?«
    » Der Baron ist immer noch in tiefer Trauer versunken. Ich fürchte, er wird in dieser Angelegenheit keine sehr gute Figur machen, Hoheit.«
    » Er trauert nicht nur um Hado, Almisan, er macht sich Sorgen, weil er befürchtet, dass seine beiden anderen Brüder ebenfalls tot sind.« Und auch diese Männer habe ich auf dem Gewissen. Sie konnte ihren Blick nicht von dem grauen Würfel in der Mitte der Kammer lösen. War sein Geheimnis all diese Toten wert?
    » Hoffen wir, dass er zu Recht um sie fürchtet«, erwiderte Almisan trocken. » Dann wird er Herzog von Atgath. Er sollte sich etwas mehr um Haltung bemühen.«
    Shahila lächelte. » Sieh es ihm nach, Almisan. Es ist viel Unheil über ihn hereingebrochen, und er wollte diese Krone niemals haben. Er ist nicht vorbereitet auf dieses Amt, und seine Schultern sind die Last der Verantwortung nicht gewöhnt. Und auch deshalb will er nicht wahrhaben, dass seine Brüder tot sind. Die Menschen in der Burg lieben ihn dafür.«
    » Ich bin mir nicht sicher, ob das Haltung oder Feigheit ist, Hoheit.«
    Endlich drehte sich Shahila um und bedachte ihren Vertrauten mit einem strafenden Blick. » Wir sind alle über den Tod von Olan, Gajan und seiner Familie zutiefst erschüttert, Almisan. Wenigstens sollten wir so tun.«
    » Es steht leider noch nicht fest, dass sie tot sind, Hoheit.«
    » Quent hat es gesehen. Und der alte Zauberer war vielleicht ein Narr, aber er verstand sein Handwerk.«
    »
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