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Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen

Titel: Schattenprinz 02 - Der Prinz der Klingen
Autoren: Torsten Fink
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sie zur Seite ab. Der Mann mit dem Wurfspeer würde ihn gleich erreichen. Sahif wich zurück. Der dritte Feind wartete vor dem Stolleneingang, ein sehr junger Mann, aber schon umsichtig genug, seinen Posten zu halten, um ihm den Fluchtweg abzuschneiden. Der mit dem Wurfspieß hetzte über das Schneefeld, aber unter dem Schnee lag Geröll, und das hielt ihn auf. Sahif warf den Holzknüppel nach dem Mann mit dem Speer, und der sprang zur Seite, als hätte er eine Axt geworfen, stolperte, rutschte aus, verlor seine Waffe und stürzte mit einem Fluch zu Boden. War er nicht leichte Beute? Aber Sahif drehte sich um und hinkte, so schnell er konnte, zum Bergwerkseingang, duckte sich instinktiv und wich so dem Wurfspieß aus, der über das Geröll herangezischt kam. Er stolperte stöhnend weiter und presste die Hand auf die Wunde. Er konnte hören, dass der Mann mit den Wurfspießen sein Schwert zog, das Jammern des Mannes, dem er mit dem Knüppel die Zähne ausgeschlagen hatte, drang an seine Ohren, und er hörte die Flüche des Speerträgers, der versuchte, wieder auf die Beine zu kommen – und das alles war so klar und deutlich, dass er auf den Schritt genau die Entfernung hätte bestimmen können, die ihn von diesen Männern trennte. Sie waren nicht weit weg, aber einer war noch näher.
    Der Bergkrieger vor dem Stollen erwartete ihn, in seiner Hand blitzte ein langes Messer. Es war eher ein Junge als ein Mann. Sahif sah in aller Deutlichkeit die Narben auf seiner Wange, die verrieten, dass dieser Gegner trotz seiner Jugend schon einige Kämpfe hinter sich haben musste. Sein Lederpanzer war abgetragen, vielleicht ein Erbstück, und er war an den Seiten geschnürt, nicht genäht. Der junge Krieger tat Sahif nicht den Gefallen anzugreifen, er wartete ab, und Sahif hörte hinter sich die anderen herankeuchen. Sie waren in seinem Rücken, sie waren zu zweit, und sie waren nicht verwundet. Trotzdem, du kannst sie töten, raunte es in ihm, aber Sahif hinkte weiter. Es reichte nicht, diesen einen Kampf zu gewinnen. Am Vorabend waren weit mehr Punkte am Berg gewesen als diese fünf. Die anderen konnten nicht weit sein, und er sah nur noch eine Möglichkeit zu entkommen: Er hielt den Atem an, weil dadurch der Schmerz gedämpft wurde, und sprang auf den jungen Krieger los, ohne recht zu wissen, was das werden sollte.
    Die Klinge schnitt durch die Luft, er wich ächzend aus, und der Schmerz seiner Wunde meldete sich so stark und frisch, dass er schon glaubte, der Junge habe ihn erwischt. Plötzlich hielt er den Messerarm seines Gegners umklammert. Kurz rangen sie, Augenblicke nur, Leib an Leib, und Sahif beobachtete sich selbst, wie er dem anderen das Messer entwand, es ihm mit Wucht in die Seite rammte, dort, wo die lockere Schnürung des Wamses den Feind am verwundbarsten machte. Der andere stöhnte auf, und sein Körper erschlaffte. Sahif, der plötzlich gar nicht mehr wusste, wie er das gemacht hatte, stolperte über den fallenden Körper und flüchtete in die Höhle. Er taumelte in die schützende Dunkelheit, ging in die Knie, und erst dann begriff er, dass er ein tödlichen Fehler begangen hatte: Er hätte nicht in das alte Bergwerk flüchten dürfen. Vor ihm lagen nur Sackgassen, er konnte sich lediglich aussuchen, in welcher er sein Ende erwarten wollte. Er blickte noch einmal zurück. Die Krieger sammelten sich um den Jungen, den er erledigt hatte, aber sie zögerten, sich ihm zu nähern, fast als hielten sie den Tod für etwas Ansteckendes. Er schleppte sich weiter hinab in die Dunkelheit. Draußen erklang ein dünnes Hornsignal. Also riefen sie nach Verstärkung. Sahif fluchte leise und lauschte dem verklingenden Echo. Er versuchte sich zu erinnern, welcher Gang am weitesten in den Berg hineinführte, und tastete sich durch die Finsternis voran. Er würde es seinen Verfolgern auf keinen Fall leicht machen, aber dennoch, es sah so aus, als würde seine Schwester doch noch das bekommen, was sie wollte – einen toten Sündenbock.
    Shahila von Taddora konnte den Blick nicht von dem großen gemauerten Würfel abwenden, der die Mitte der Kammer ausfüllte. Die Steine waren viel genauer ineinandergefügt, als Menschen es vermocht hätten, die Fugen waren kaum zu erkennen, und kein Spalt, kein Zeichen deutete auf einen Zugang zum Inneren hin, den es doch geben musste. Sie saß auf der gemauerten Einfassung des runden Teichs, in dessen Mitte der Würfel ruhte, und strich mit der Hand durch die träge Flüssigkeit. Es war kein
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