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Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Schattenlord 6 - Der gläserne Turm

Titel: Schattenlord 6 - Der gläserne Turm
Autoren: Claudia Kern
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ist die einzige Waffe, die Alberich töten kann, richtig?«
    Milt nickte. »Ja, weil sie beide Gestalten vernichtet, den Alb und den Drachen. Keine andere Waffe ist dazu in der Lage.«
    »Sagen die Iolair.« Finn hatte zu ihnen aufgeschlossen und sah sich um. »Ob das stimmt, wissen vielleicht nicht einmal sie.«
    Er schien noch etwas hinzufügen zu wollen, unterbrach sich aber. »Sind das Hütten dahinten?«
    Laura sah die Holzdächer erst, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte. Sie schimmerten durch die Blätter der Bäume hindurch.
    »Ein Dorf«, sagte nun auch Milt. »Der Weg führt direkt darauf zu.«
    Sie gingen weiter. Nidi blieb dicht bei Laura. Aus großen Augen beobachtete er die Umgebung, achtete auf jedes Rauschen der Blätter und jedes Knacken im Unterholz.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte Laura leise.
    Der Schrazel hob nur die Schultern, eine seltsam menschlich anmutende Geste.
    Je näher sie dem Dorf kamen, desto klarer wurde, dass etwas tatsächlich nicht stimmte. Die Bewohner hatten Felder rund um ihre Hütten angelegt und nur wenige Bäume als Schattenspender stehen lassen. Es war niemand zu sehen. Auf einem Acker stand ein Pflug mitten in der Furche; neben einigen Sträuchern, die große violette Beeren trugen, lagen geflochtene, halb gefüllte Körbe.
    Der Weg führte direkt durch das Dorf. Es gab nur eine Handvoll Hütten, einfache, grob gezimmerte Holzbauten mit Lehmböden und Fensterlöchern ohne Vorhänge oder Glas. Alle Türen standen offen. Manche hingen schief in den Angeln, so als habe sie jemand mit Gewalt aufgerissen. Laura warf einen Blick in eine der Hütten. Kochgeschirr lag neben einem zerbrochenen Stuhl auf dem Boden, die Strohlager waren zerwühlt. Der Lehm hatte sich an einigen Stellen rotbraun verfärbt.
    Blut, dachte Laura.
    Leichen sah sie nicht. Sie waren anscheinend verschleppt worden, von wilden Tieren, Ghulen oder Leichenräubern. Doch es gab auch so genügend Spuren, um zu erkennen, was sich in diesem Dorf abgespielt hatte.
    »Alberichs Schergen haben hier gewütet«, sagte in diesem Moment Nidi.
    »Aber warum?«, fragte Finn. »Diese Leute hatten nichts.«
    »Angst und Schrecken, das ist die Maxime, nach der Alberich herrscht.« Milt rieb sich die Arme, als wäre ihm kalt. »Oder vielleicht hatte die Patrouille, die hier durchkam, einfach nur Langeweile.«
    Sie ließen das Dorf hinter sich, gingen schneller als zuvor. Obwohl die Bäume schon bald das Dorf verbargen, glaubte Laura es immer noch in ihrem Rücken spüren zu können.
    Sie ergriff Milts Hand. »Sind wir wirklich die Einzigen, die tausend Dörfer wie dieses vor dem gleichen Schicksal bewahren können?«
    »Die Iolair scheinen das zu glauben.«
    Finn stieß den Atem aus. »Wenn ihnen die Leute, die hier leben, am Herzen liegen würden, hätten sie uns direkt zur Gläsernen Stadt gebracht und uns nicht irgendwelche idiotischen Prüfungen auferlegt. Mit jedem Tag breitet sich Alberichs Herrschaft weiter aus.«
    »Sie hatten keine Wahl«, sagte Nidi. »Sie sind an die Gesetze dieses Reiches ebenso gebunden wie jeder andere.«
    Laura sah das gerade einmal zwanzig Zentimeter große Wesen an. »Welche Gesetze?«
    »Das ist schwer zu erklären.« Nidi dachte einen Moment nach. »Ihr habt doch ebenfalls Gesetze in eurer Menschenwelt, die man nicht brechen kann, egal, wie sehr man es auch möchte, oder?«
    »Meinst du Naturgesetze?«, fragte Milt. »So etwas wie Schwerkraft?«
    »Ich weiß nicht, was das ist, aber wenn man dieses Gesetz nicht brechen kann, dann meine ich es.« Nidi hob seine kleinen Arme. »Wir können den Dolch nicht einfach holen, weil wir uns zuerst als würdig erweisen müssen. Diese Prüfungen sind dafür da. Sie sollen verhindern, dass jemand ...« Er zögerte, suchte nach dem richtigen Wort.
    »Ein Unbefugter?«, schlug Finn vor.
    »Genau. Dass ein Unbefugter den Dolch an sich bringt. Mit magischem Zeug ist nicht zu spaßen. In den falschen Händen kann man damit viel Unheil anrichten. Deshalb muss man dieses Zeug schützen.«
    Finn nickte. Laura konnte sehen, dass er verstand, was Nidi sagen würde. »So, wie man bei uns Wertvolles in einen Tresor legen und mit einer Alarmanlage sichern würde, damit es niemand klaut. Und da dieser Dolch verdammt mächtig ist, müssen wir uns auf eine heftige Alarmanlage einstellen.«
    Nidi kratzte sich verwirrt am Kopf. »Alarmanlage?«
    »Die Prüfungen.« Laura fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. »Natürlich. Wir sind in einem Märchenreich. Hier
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