Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
Herausforderung hat er schon? Es muss ihn doch alles allmählich langweilen, und jede Abwechslung wird ihm willkommen sein. Vor allem, wenn es um mich geht. Das dehnt seine Rache an mir aus und macht sie schmackhafter.«
    »Laura, du solltest das nicht allein tun«, sagte Milt leise.
    »Mir wird gar nichts anderes übrig bleiben. Also stelle ich mich gleich jetzt darauf ein. Genauso, wie ich allein den Berg zur Festung der Assassinen hinaufgestiegen bin, genauso muss ich auch jetzt diesen Weg allein bestreiten. Und ich denke, genau deswegen bin ich am Berg allen meinen Dämonen der Vergangenheit begegnet. Ich bin jetzt bereit dafür. Fokke hat ein Geheimnis, und ich werde mich systematisch daran herantasten. Das tue ich für alle unsere Gefährten, deren Seelen schon hier gefangen sind.« Sie schluckte. »Einschließlich Sandras«, fügte sie flüsternd hinzu.

    Wenige Minuten später wurde das Holzgitter aufgerissen, und Kramp der Knickrige kam herein. Mit in die Seiten gestemmten Fäusten starrte er die Gefangenen an, die zusammengedrängt an der Wand gegenüber kauerten.
    »So, haben wir euch endlich!«, dröhnte er. Dann fiel sein Blick auf Milt, und er zog die buschigen Augenbrauen zusammen. »Was ist denn mit dem?«
    »Nichts«, antworteten Finn und Milt gleichzeitig.
    »Sein Herz«, sagte jedoch Laura. »Selbst die leichteste Folter kann ihn sofort töten.«
    Der schauerliche Steuermann des Fliegenden Holländers grinste breit. »Welche Wandlung vom blühenden Leben beim letzten Mal. Ich glaube dir, wenn ich ihn mir so anschaue. Na schön, dann sei er vorerst ausgenommen, bis der Käpt'n sich entschieden hat, wie er ihn auf andere, unangenehme Weise zu Tode befördern kann – ohne dass er sich schneller davonschleichen kann. Schließlich geht es nicht nur ums Seelentrinken, ein bisschen körperliche Folter ist zur Abwechslung ebenfalls anregend.«
    Er gab einen Wink nach hinten, und zwei Matrosen kamen herein. Sie zwangen Laura und Finn aufzustehen. Milt wurde mit Metallketten an einen Holzbalken gefesselt.
    »Du bleibst hier, der andere wird verlegt – und du, Schätzchen, gehst mit mir«, sagte Kramp der Knickrige zu Laura. Damit sie ihn nicht missverstand, ließ er seine schwere schwielige Hand auf ihre Schulter fallen, drückte sie und schob die junge Frau vor sich her. Laura stöhnte auf vor Schmerz und knickte leicht ein, während sie aus dem Verschlag stolperte.
    »Mach dir keine Gedanken um mich!«, rief Milt ihr nach.
    Lauras Tränen tropften auf das Holz, während sie die Stufen hinaufkroch. Der Steuermann lachte hämisch.
    »Oh, der süße Schmerz der Liebe«, flötete er mit rauer Stimme und konnte kaum an sich halten. »Du wirst unendliche Qualen leiden ...«
    »Ach, ob wir uns jetzt verlieren oder später, ist auch schon egal«, flüsterte Laura. »Wir hatten doch sowieso nie eine Chance.«
    Finn wehrte sich nach Leibeskräften und wurde von den beiden Matrosen niedergeschlagen, abwechselnd von links und von rechts. Er sackte zwischen ihnen zusammen, und sie schleiften ihn durch das Unterdeck davon.
    »Leb wohl, Finn.« Laura nahm bereits jetzt Abschied von ihm. Er war vermutlich als Erster an der Reihe, und sie würde dabei zusehen müssen.

    Nichts hatte sich seit ihrer letzten Begegnung verändert, stellte Laura fest, als Kramp sie über das Deck zur Kapitänskajüte im Heck stieß. Einige der neu »angeheuerten« Elfenmatrosen veränderten sich bereits, bekamen Schuppen oder Kiemen, bewegliche Fortsätze oder Tentakel. Menschliche Sklaven mit goldenen Armbändern waren dabei, das Deck zu schrubben, die Takelage und die Taue zu reparieren oder andere Dienste zu verrichten. Aber anders als auf der Cyria Rani sang hier niemand, sondern es war so still wie auf einem Schiff voller Toter. Und es war kühl, von der unangenehmen Art, wenn man in eine Gruft verrottender Gebeine hinabstieg und dort den Moder vergangener Jahrhunderte aufscheuchte. Laura wusste, dass es die gefangenen Seelen gleich nebenan waren, die diesen ungesunden eisigen Hauch verursachten, der tief in die Knochen hineinkroch und den Körper von innen heraus immer kälter werden ließ.
    Viele von ihnen kannte sie. Sie waren nach dem Absturz des Flugzeugs gestorben. Ihre Körper hatten sich aufgelöst, und ihre Seelen waren von dem Schiff, dem Ursymbol alles Grauens, eingefangen worden.

    Kramp öffnete die Tür und schubste Laura hindurch, in den Raum dahinter. Und da stand er – der untote Kapitän, untrennbar verwoben mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher