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Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde
Autoren: Susan Schwartz
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gewordene, aber keineswegs zu Staub zerfallende Barend Fokke stand deutlich erkennbar am Ruder, durch dicke schwarze, pulvrigen Dunst ausstoßende Bänder mit seinem Schiff verbunden, die ihn wie ein Strahlenkranz umgaben. Oder wie die gigantischen Arme eines Kraken. Das Schiff hielt ihn am Leben, und er das Schiff. Sie waren nun wahrhaftig eins.
    Die Cyria Rani wich der gestaffelten Breitseite durch ein schnelles, mithilfe der sieben Winde ausgeführtes Manöver aus. Dutzende Kanonenkugeln beschrieben eine Parabel im luftigen Nichts und schlugen donnernd in Staubexplosionen unten auf dem Boden ein. Die meisten zumindest. Zwei Kugeln zerfetzten Segel, eine krachte in die Bordwand, die letzte brach ein Loch ins Deck. Aber niemand bemerkte es in der Hektik, alle hasteten umher und führten gebrüllte Befehle aus. Und dazu brausten die Sieben Winde und pfiffen ihren ganz eigenen, leidenschaftlichen Gesang.
    Gleichzeitig sprang und stürzte der Rest der verbliebenen Mannschaft und der Sklaven, die die Flucht bisher nicht gewagt hatten, über Bord des Fliegenden Holländers, dem Boden entgegen. Der eine oder andere mochte je nach Wesensart und Konstitution den Fall überleben, und die anderen begrüßten wahrscheinlich den erlösenden Tod nach dem Martyrium an Bord des grauenvollen Schiffes.
    Fokke brüllte Flüche, die wie finstere Wolken von seinem Schiff trieben, und vollzog eine Halse, um die Kanonen auf der anderen Seite abzufeuern. Er war der Letzte an Bord, doch er brauchte niemanden mehr zur Bedienung des Schiffes. Mit kraftvollen Handbewegungen öffnete er auf magische Weise die Luken, die Rohre schoben sich hinaus. Wahrscheinlich wurden die Lunten von unsichtbarer Hand gezündet.
    Die zerrissenen schwarzen Segel flatterten. Die schwarze Galeone vibrierte, stieß mehr denn je den Pulverdampf des Bösen aus, und sie erhob selbst ihre Stimme, knarzend und knirschend, knatternd und schrill.
    Schiff und Kapitän waren eins, und sie gaben nicht auf.
    Die Winde sangen gegen sie an, konnten sie jedoch nicht zum Schweigen bringen. Die schwarzen Segel entzogen sich ihnen.
    Der Fliegende Holländer trieb näher an die schlanke, schimmernde Schebecke heran, um Ziel zu nehmen für den letzten Schlag, der nicht fehlgehen durfte. Die sieben Winde bildeten einen Wall, doch das schwarze Schiff, aus dessen Ritzen und Poren schwarzer Zauber wie Öl troff, ließ sich nicht aufhalten.
    Fokkes Gestalt wurde immer schwärzer und monströser, verwuchs mit den magischen Bändern, die sich zu Hunderten wimmelnden Tentakeln verformten, und seine hasserfüllte, bösartige Stimme schallte weit übers Land. Die Worte verstand niemand, sie stammten aus keiner bekannten Welt. Doch sie ließen das Blut in den Adern gefrieren und lösten ein Vibrieren aus.
    Aswig presste sich zitternd an Laura. Er hatte Angst.
    Sie hatten alle Angst.
    Fast.

    Arun zeigte sich unbeeindruckt, sein Gesicht wies höchste Konzentration auf, und er war die Ruhe selbst. Schnell und sicher gab er die Befehle, kontrollierte die Winde, brachte sein Schiff in die richtige Position. Die Mannschaft gehorchte, wahrscheinlich auf magische Weise, denn normalerweise hätten sie alle wie gelähmt sein müssen.
    Nicht nur der Steuermann fragte sich, ob sie überhaupt genug Zeit hatten, doch der Korsar ließ in aller Ruhe die Luken öffnen und die Kanonen vorbereiten.
    Drüben auf dem Fliegenden Holländer sah man schon das Glühen hinter den Luken, die Lunten wurden jeden Moment gezündet.
    Doch die Cyria Rani stand ihrem Gegner in nichts nach.
    Nacheinander meldeten die Kanoniere Bereitschaft, und Arun ließ die Schützen an der Reling aufreihen, bewaffnet mit brennenden Pfeilen. Die riesigen Armbrüste wurden in Position gebracht, und die in der Nacht zuvor aufgebauten Einmannschleudern wurden mit Gaskugeln bestückt.
    Alles wartete, selbst die Stürme hielten für einen Moment inne, auch Fokkes Flüche waren verhallt. Geisterhafte Stille trat ein.
    Arun stand neben dem Rudergast, den Blick nach drüben gerichtet – worauf genau, war nicht ersichtlich.
    Dann hob er den Arm und riss die Faust nach unten. Sein Mund bewegte sich, und obwohl er leise nur ein einziges Wort sprach, wurde er überall auf dem Schiff gehört, bis in den letzten Winkel. »Feuer!«

    In ohrenbetäubendem Donnern flogen die Kanonenkugeln aus den Rohren, die Armbrüste wurden abgeschossen, die Schleudern losgelassen, brennende Pfeile zischten durch die Luft.
    Noch während des Angriffsfluges der tödlichen
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