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Schattenlaeufer und Perlenmaedchen - Abenteuer Alltag in Japan

Schattenlaeufer und Perlenmaedchen - Abenteuer Alltag in Japan

Titel: Schattenlaeufer und Perlenmaedchen - Abenteuer Alltag in Japan
Autoren: Christine Liew
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Backofen, selbst in der Nacht sinken die Temperaturen nicht mehr unter 25 Grad. Die Hitze lähmt und schlägt aufs Gemüt, manche verharren schlichtweg in genereller Lustlosigkeit, bis der Alltag nur allzu schnell wieder einsetzt. Die Kinder machen sich endlich an das Lösen der Ferienhausaufgaben. Bei den Jüngeren erwartet die Schule größere Bastelprojekte, und so sieht man am letzten Ferienwochenende Horden von übellaunigen Eltern durch die Baumärkte laufen und Material zusammensuchen. Die großen Geschwister besuchen während der Ferien Extrastunden an ihrer Nachhilfeschule. In eigens zusammengestellten Ferienprogrammen bereiten sie sich auf die Prüfungen im Winter vor, einzig mit dem Unterschied zum gewöhnlichen Schulalltag, nun wenigstens am Abend ein wenig Muße zu haben. Lange Ferienreisen sind für Familien also nicht wegen finanzieller Engpässe unmöglich, der Nachwuchs muss während der schulfreien Wochen speziell gecoacht werden. Da bleibt kaum Raum für gemütliche Entspannung fernab der eigenen vier Wände. Lehrer haben übrigens in der Ferienzeit außerhalb der O-Bon-Woche in der Schule bis 17 Uhr Anwesenheitspflicht. Das gilt nicht nur für die Sommerferien, sondern auch für alle anderen unterrichtsfreien Zeiten. Warum sollten sie anders als der Rest der Arbeitnehmer behandelt werden?
    Im Herbst verdankt die Nation ihren Alten ein schönes langes Wochenende, am dritten Montag im September ist Ehrentag der Senioren. An Keiro no hi schreiben die Enkel mit Hilfe der Lehrerin brav ihren Großeltern, und auch der Herbstanfang am 23. September ist den Japanern ein Feiertag wert. Hier herrscht außerdem die angenehme Sitte, dass ein Feiertag, der auf einen Sonntag fällt, automatisch den folgenden Montag zu einem arbeitsfreien Tag macht. Die Tage sind bis in den Oktober hinein noch sehr warm, aber die Nächte kühlen langsam ab und so macht die Natur wieder so richtig Spaß. Auch das Essen schmeckt nun endlich wieder, die appetitlosen Sommermonate sind vorüber und nun bestaunen Talkshowgäste zur besten Sendezeit die größten, schönsten und teuersten Gemüse der Saison. Wenn Ende Oktober im Norden die Herbstlaubfärbung einsetzt, beginnt die wohl populärste Reisezeit in Japan. Tagsüber schaut man sich irgendwo die in Rot und Gelb leuchtenden Wälder an, abends speist man die Spezialitäten der Region im traditionellen Ryokan-Hotel, um anschließend ein heißes Bad unter Sternen zu genießen. Dann ist genau die Zeit gekommen, an dem die Japaner mit Recht wohlig zufrieden seufzen: „Aah, nihonjin de umarete yokatta na!“ – Was für ein Glück, als Japaner geboren zu sein!
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    1 In Japan folgt man der chinesischen Astrologie mit den zwölf Tierzeichen Ratte, Büffel, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Ziege, Affe, Hahn, Hund und Schwein. 2011 ist zum Beispiel das Jahr des Hasen.

Top Ten des guten Tons
1. Körpergeräusche
    Bevor man sie sieht, hört man sie schon, die Deutschen beim ausgiebigen Naseputzen. Japaner rollen sich bei diesem Geräusch die Fußnägel auf, also bitte in der Öffentlichkeit vermeiden oder zumindest so dezent und geräuschlos wie irgend möglich halten. Absoluter Tabubruch ist das Schnauben am Esstisch. Die laufende Nase nur zart abwischen oder die Toilette aufsuchen und dort ordentlich ins Taschentuch tröten. Als unschicklich gelten auch jegliche Toilettengeräusche. Um diese zu übertönen, ersetzt mittlerweile auf Knopfdruck ein Rauschen aus dem Lautsprecher überflüssiges Wasserspülen. Wer übrigens wissen möchte, ob das stille Örtchen noch frei ist, rüttelt nicht wild an der Klinke, sondern klopft an. Wird von der anderen Seite zurückgeklopft, muss man sich gedulden.
2. Gefühle zeigen
    „Das Land des Lächelns“ lächelt wirklich oft und gern, auch wenn die Stimmung gar nicht danach ist. Denn wer seinen Ärger offen zeigt, hat gleich schon mal verloren. Immer die Ruhe bewahren, auch in verpatzten Situationen nicht die Nerven verlieren oder gar laut werden! Das schreckt unnötig auf und die Leute klappen zu wie die sprichwörtlichen Austern. Es wird zwar weiterhin höflich gehandelt, doch wird der Beschwerdeführer so schnell wie möglich kalt gestellt. Mit „so einem“ will niemand etwas zu tun haben.
    Große Gefühle, vor allem für den oder die Herzallerliebste, stellt man hier auch nicht zur Schau. Bis zur Hochzeit weiß meist noch nicht mal das Umfeld, dass es da gewaltig geknistert hat. Und danach hat man mit diesem offiziellen
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