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Schattenkuss

Schattenkuss

Titel: Schattenkuss
Autoren: Inge Loehnig
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Abschied.
    Benno öffnete das Gartentürchen für sie und hielt ihr auch die Autotür auf. Sie stieg ein und schlug die Tür hinter sich zu, während Benno sich auf den Fahrersitz setzte und den Schlüssel ins Zündschloss schob. Lena griff nach dem Gurt. Warum startete er den Wagen nicht?
    Stattdessen beugte er sich zu ihr, strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er sah so traurig aus, dass sie sich von ihm küssen ließ. Ein letztes Mal. Ein Abschiedskuss. Doch der Kuss wurde leidenschaftlicher und plötzlich war seine Hand wieder an ihrer Brust. Sie schob sie entschlossen weg. »Benno. Lass das bitte!«
    Er fuhr zurück, sah sie auf einmal mit völlig verändertem Blick an. Alles Weiche und Zärtliche verschwand aus seinem Gesicht, machte Ärger Platz … und Wut. Mit einer einzigen kurzen Bewegung betätigte er die Zentralverriegelung. Ratschend gingen alle Knöpfe an den Türen herunter. Dann zog er den Zündschlüssel ab und steckte ihn ein.
    Was sollte das denn werden? »Hey, was machst du denn da? Du hast gesagt, du fährst mich nach Hause.«
    Das Handy in seinem Sakko begann zu klingeln. Er zog es heraus, drückte das Gespräch weg, ohne aufs Display zu sehen. Seine Hand zitterte. Dann warf er das Handy auf die Rückbank.

33
    Der Schlüssel quietschte im Schloss und wurde dann abgezogen. Mist! Oma hatte ihn in den Schuppen gesperrt. Es war nicht zu fassen. Mit der Hand schlug Florian gegen die Tür. »He, Oma. Sperr sofort wieder auf!« Doch der Klang ihrer Schritte entfernte sich.
    Er setzte sich auf den Hackklotz und starrte auf die aufgeschichteten Holzscheite und Reisigbündel im hinteren Teil der Hütte, mit denen im Winter der Kachelofen beheizt wurde. Mit fünfzehn hatte er den Schuppen beinahe abgefackelt, als er mit Daniel hier gezündelt hatte. Die Feuerwehr war zum Löschen gekommen. Daniel und er hatten ein paar saftige Watschen kassiert und den Schaden vom Taschengeld begleichen müssen. Egal. Das war lange her. Jetzt hatte er ein anderes Problem.
    Er musste hier raus. So schnell wie möglich. Wenn Oma durchdrehte – und daran bestand inzwischen wohl kein Zweifel mehr –, war auch Lena in Gefahr. Er stand auf und warf sich gegen die Tür. Sie gab keinen Millimeter nach. Es gab zwei Schlüssel. Einen hatte jetzt Oma, der andere hing am Schlüsselbund seines Vaters.
    Das Handy! Florian stieß einen erleichterten Seufzer aus. Zum Glück hatte sie nicht daran gedacht, es ihm abzunehmen. Er zog es hervor und wählte die Nummer seines Vaters. Nach dem zweiten Läuten wurde das Gespräch angenommen. Doch Benno meldete sich nicht. Irgendetwas rumpelte am anderen Ende und dann waren Stimmen zu hören. Sie klangen weit entfernt und waren undeutlich, verwaschen. »Hallo! Papa! Hörst du mich?«
    Keine Reaktion. Nur weiterhin Stimmen. Die seines Vaters und … war das Lena? Er presste das Handy ans Ohr, lauschte angestrengt. Tatsächlich. Lena. »Mach … Türen … will aussteigen. Bit. . .«
    »Einen Teufel … tun.«
    Wo waren die beiden? Was spielte sich da ab?
    An der Rückseite des Schuppens polterte es. Er schreckte auf. Oma? Er hörte etwas scheppern und gluckern und plötzlich roch Florian Benzin. Verdammt! Oma! Hatte sie den Kanister aus der Garage geholt und wollte den Schuppen anzünden? Und ihn! Adrenalin schoss durch seinen Körper, brachte sein Herz zum Rasen, löste eine Welle kalter Angst aus. Sie war wirklich völlig durchgeknallt. »Oma, spinnst du? Lass mich sofort raus.« Mit den Füßen trat er gegen die Tür, so fest er konnte. Ein Streichholz ratschte. Es gab einen Knall. Das Benzin-Luft-Gemisch verpuffte, schon züngelten Flammen an der Bretterwand, fraßen sich nach oben.
    Florian keuchte, schob das Handy in die Hosentasche und warf sich gegen die Tür. Erfolglos. Noch mal. Sie gab nicht nach. Ein dumpfer Schmerz in der Schulter. Die Flammen erreichten die Holzlege. Knisternd fingen die ersten Reisigbündel Feuer. Er musste die Feuerwehr anrufen. Aber die kam aus Oberbrunn, und bis sie hier war, war er verbrannt. Er musste hier raus! Beißender Qualm stieg ihm in Augen und Rachen. Er würde ersticken, nicht verbrennen. Wieder hämmerte er gegen die Tür. »Oma! Lass mich raus!« Ein Hustenanfall schüttelte ihn. Qualm drang beißend in seine Lunge. Ein Bild schoss durch seinen Kopf. Die Axt. Er hatte sie nicht in den Werkzeugkeller zurückgebracht, als Oma ihm vor ein paar Wochen angeschafft hatte, Holz zu hacken. Sie musste noch hinter dem Hackklotz liegen. Florian zog
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