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Schattenkuss

Schattenkuss

Titel: Schattenkuss
Autoren: Inge Loehnig
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dich! Und du wirfst dich diesem Dreckskerl an den Hals. Gehst sogar mit ihm ins Bett. Du Nutte! Und ich? Ich darf dich nicht mal küssen.« Mit beiden Händen griff er nach ihrem Kopf, hielt ihn fest. Seine Zunge schob sich zwischen ihre Lippen. Sie stieß ihn zurück, versuchte, sich loszumachen. Doch es gelang ihr nicht. Sein Griff war der eines Schraubstocks. In seinen Augen loderte Hass. »Lass mich los! Du tust mir weh!«

34
    Woher kam plötzlich der Hass in seinen Augen? »Lass mich los! Du tust mir weh!«, rief Lena.
    Doch Benno lockerte den Griff nicht. Den Griff seiner Hände, mit dem er ihren Kopf umfasste. Wieder versuchte er, sie zu küssen. Lena presste die Lippen aufeinander und wollte ihn wegstoßen. Doch er drückte sie zurück in den Sitz. Zwischen seinem Körper, dem Sitz und der blockierten Tür war sie gefangen, hatte keinen Bewegungsspielraum. Seine Zunge drängte sich zwischen ihre Lippen. Sie biss zu.
    Er schrie auf, zuckte zurück, versetzte ihr einen Schlag ins Gesicht. In seinen Augen glomm neben Wut und Hass noch ein anderer Funke. Schwarz wie die Verdammnis. »Mit diesem Dreckskerl, der es nicht wert ist, warst du im Bett und ich darf dich nicht einmal küssen.«
    Was meinte Benno? Er sah völlig verwirrt aus. Das Haar zerrauft, der Mund verzerrt. »Was meinst du? Ich war mit niemandem im Bett«, stammelte Lena, während sie versuchte, sich an ihm vorbeizuwinden. Sie musste ihn beruhigen, besänftigen, sonst … ja, was sonst?
    »Lügnerin. Ulrike, du bist eine verdammte kleine Lügnerin.« Seine Stimme war leise. »Dass es so enden muss …« Bedauernd schüttelte er den Kopf, sein Blick irrte unstet umher. Plötzlich lagen seine Hände an ihrem Hals, drückten zu.
    Adrenalin schoss durch Lenas Körper. Sie bäumte sich auf, wollte schreien. Doch es ging nicht. Der Druck um ihren Hals wurde stärker. Sie bekam keine Luft und zerrte an seinen Händen. Ihr Herz raste in Panik. Der Griff wurde fester und fester. Ihre Lunge würde gleich explodieren, ebenso wie ihr Kopf. Sie wand sich unter ihm, grub ihre Nägel in seine Arme. Verzweifelt rang sie nach Luft.

35
    »Ich habe deinen Vater gesehen. Vor etwa einer Viertelstunde«, sagte Daniel. »Er fuhr zum See. Auf dem Beifahrersitz saß jemand. Die Scheiben haben gespiegelt. Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, es war Lena.«
    »Zum See? Ich rufe jetzt die Polizei.« Lenas Vater griff nach dem Telefon und wählte die Notrufnummer. Hastig erklärte er, dass seine Tochter bedroht und gegen ihren Willen festgehalten wurde. »Vermutlich befindet sich das Fahrzeug im Waldgürtel vor dem See. Beeilen Sie sich.«
    Er legte auf. »Ich fahre jetzt dorthin«, erklärte er Lenas Mutter, die verloren mitten im Raum stand, die Hände ineinander geschlungen, als gebe sie sich selbst Halt. Doch nun kam Bewegung in sie. »Ich komme mit.« Hinter ihrem Mann lief sie aus der Küche.
    Daniel und Florian sahen sich an. Ein Blick. Ein Gedanke. Zwei Sekunden später rannten sie aus dem Haus. »Hat Lena etwas mit deinem Vater?«, fragte Daniel ungläubig, während er sich auf sein Rad schwang. Tom Michaelis warf die Tür des Kombis zu und fuhr mit quietschenden Reifen an. Einige Nachbarn hatten sich vor den Häusern versammelt und blickten zum Grundstück der Leitners. Von dort stieg eine Rauchwolke auf. Auf dem Garagenvorplatz stand das Auto von Lenas Oma. Florian sah zum Haus. Die Tür war noch offen. »Wir nehmen den Wagen«, rief er Daniel zu und rannte hinein. Auf der Ablage im Flur fand er den Autoschlüssel.
    Daniel hatte bereits auf dem Beifahrersitz Platz genommen. Florian startete und brauste hinter dem Kombi her. »Lena und dein Vater, läuft da was?«, wiederholte Daniel seine Frage.
    »Keine Ahnung!« Es war einfach unvorstellbar. Aber weshalb sonst sollte Lenas Vater ihr den Umgang mit Benno verboten haben? Und nun bedrohte Benno Lena. Florian war übel. Vom Rauch, der noch in seiner Lunge saß, und von der Vorstellung, dass sein Vater Lena etwas antun könnte. Er gab Gas und schoss mit beinahe siebzig über den Dorfplatz. Sein Fahrlehrer hätte ihn dafür zur Sau gemacht und ihm den noch brandneuen Führerschein ganz sicher wieder abgenommen.
    Gleichzeitig mit der Oberbrunner Feuerwehr erreichte Florian den Dorfeingang. Sie auf dem Weg hinein, er auf dem hinaus. Das rotierende Blaulicht zerschnitt die einbrechende Dunkelheit, als die beiden Löschzüge mit jaulendem Signalhorn an ihm vorbei in Richtung Dorfmitte rasten. Keine fünf Minuten waren
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