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Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Titel: Schattenkinder - im Zentrum der Macht
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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über die Augen und starrte Trey an.
    »Aldous Krakenaur ist wahnsinnig. Er hasst dritte Kinder über alle Maßen«, sagte sie. »Er hat sich immer beklagt, dass General Terus für ihre Verfolgung nicht genügend Mittel bereitstellt. Und jetzt – jetzt wird er Haus für Haus durchsuchen lassen, in den Straßen den Verkehr anhalten und allepersonenbezogenen Dokumente wieder und wieder auf Fäl schungen überprüfen lassen. Kein drittes Kind wird das über leben .«
    Mrs Talbots Worte ließen Trey das Blut in den Adern gefrieren, so dass er ihr abschließendes Flüstern fast überhört hätte: »Vielleicht ist es gut, dass Jen nicht mehr lebt.«
    Auf dem Fernsehschirm lächelte Aldous Krakenaur.
    ». . . und wir werden unserem Land gemeinsam wieder zu Größe verhelfen«, sagte er.
    Mrs Talbot schleuderte die Fernbedienung gegen den Bildschirm. Das Glas zersprang und Funken sprühten. Dann war der Schirm dunkel und tot, wie der Rest des zerstörten Zimmers.
    »Warum haben Sie das gemacht?«, jammerte Trey. »Jetzt können wir nicht mehr feststellen, was vor sich geht.«
    »Ich will es gar nicht wissen«, sagte Mrs Talbot. »Ich weiß ohnehin schon zu viel.«
    Sie ließ sich auf die nächste Couch fallen und starrte mit leerem Blick auf den zerstörten Fernseher. Trey stand unbeholfen herum. Im Umgang mit Menschen war er nie sonderlich gewandt gewesen, selbst unter idealen Bedingungen. Was um alles in der Welt sollte er jetzt nur tun?
    Er schloss für einen Moment die Augen und alles, was er an diesem Tag mit angesehen hatte, schien noch einmal an ihm vorbeizuziehen. Mr Talbot, der die Haustür öffnete und Trey nicht wiedererkannte . . .
    Oder hat er mich doch erkannt? Wollte er mich vielleicht nur warnen und fortschicken – mich und den Rest meiner »Mannschaftskollegen«?
Der Gedanke munterte Trey ein wenigauf, auch wenn die Warnung nichts geholfen hatte. Es war keine Zeit gewesen, etwas zu unternehmen, ehe Mr Talbot verschleppt wurde . . .
    Trey kam eine neue Idee.
    »Mrs Talbot?«, sagte er. »Ich kann es Ihnen nicht verdenken, dass die Neuigkeiten über Aldous Krakenaur Sie aus der Fassung bringen. Ich meine, ich finde es gut, dass Sie ihn nicht an der Macht haben wollen. Aber ist das nicht ein Vorteil für Ihren Mann? Er arbeitet doch für die Bevölkerungspolizei und Aldous Krakenaur ist ihr Leiter . . . Mr Talbot wurde vor dem Regierungswechsel deportiert. Müsste Aldous Krakenaur ihn jetzt nicht freilassen? Vielleicht hat er schon gehört, was ihm zugestoßen ist, und hat seine Freilassung bereits angeordnet. Vielleicht ist Mr Talbot bereits auf dem Weg nach Hause.«
    Langsam wandte Mrs Talbot den Kopf und starrte zu Trey hinauf.
    »Aldous hat George schon immer gehasst«, sagte sie. »Das Einzige, was George bei der Bevölkerungspolizei im Amt gehalten hat, war seine Freundschaft mit General Terus.«
    »Mr Talbot war ein Freund des Präsidenten?« Trey war so erstaunt, dass er förmlich quiekte.
    »Er hat so getan, als ob«, erklärte Mrs Talbot. »Aber jetzt ist General Terus fort . . . Wahrscheinlich haben sie George heute Morgen verhaftet, damit er den Präsidenten nicht vor dem warnen konnte, was auf ihn zukommt.«
    »Na ja, jetzt kann er ihn jedenfalls nicht mehr warnen – es sieht aus, als wäre der Coup vorbei«, meinte Trey. »Vielleicht lassen sie ihn frei, weil es wenig Zweck hat, ihn länger festzuhalten.«
    Mrs Talbot begann wieder den kaputten Fernseher anzustieren.
    »Du bist eben noch ein kleiner Junge«, sagte sie mit seltsam ruhiger Stimme, als spiele nichts mehr eine Rolle. »Alle Dritten sind so. So naiv und behütet. Verstehst du denn nicht? Wenn sie George jemals wieder rauslassen, dann einzig und allein in einem Sarg.«
    Trey schluckte.
    »Nein, das werden sie nicht«, sagte er mit mehr Überzeu gung , als er tatsächlich empfand. »Sie können ihn retten. Und ich – ich werde Ihnen helfen.«
    Was redete er da? Wenn Mrs Talbot sein Angebot nun annahm?
    »Ich weiß nicht, wo sie ihn festhalten«, erwiderte Mrs Talbot mit der gleichen tonlosen Stimme.
    »Dann finden Sie es heraus«, sagte Trey. Er wollte, dass Mrs Talbot aufhörte sich so seltsam zu benehmen. Er wollte, dass sie das Ruder in die Hand nahm und alles in Ordnung brachte. »Haben Sie denn keine Freunde bei der Bevölkerungspolizei?«, fragte er. »Jemanden, dem Sie vertrauen?«
    Zuerst dachte Trey, Mrs Talbot habe seine Frage gar nicht gehört, doch dann sagte sie langsam: »Im Augenblick traue ich in diesem Land keiner
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