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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd
Autoren: Lilith Saintcrow
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verfolgen können. Es muss wohl das höllische Aroma in der Luft gewesen sein, das sie auf die Idee gebracht hatte, sich ausgerechnet hier zu verstecken. Wahrscheinlich hatte der Kerl gedacht, ein Jäger würde so einen Ort meiden.
    Worüber ich nur verächtlich lächeln konnte. Eigentlich sollten die Viecher wissen, dass es auf der Welt reichlich wenige Orte gibt, die eine Jägerin davon abhalten, jemanden zu verfolgen, auf den sie wirklich scharf ist.
    Ich drehte mich um und ließ den Blick mit dem Rücken zum Tresen über die Tanzfläche wandern. Mit einer Hand streichelte ich meine Pistole, ließ die Finger über das glatte Metall gleiten und trommelte mit stumpfen Fingern auf dem geriffelten Griff herum – ich kaue an meinen Nägeln. Die blasse Haut der Tanzwütigen schien auf einmal Falten zu schlagen, und der vierarmige Trader-DJ oben auf dem Altar wurde von blauen Flammen eingerahmt. Er breitete die unteren Arme aus und die Musik wurde noch einen Tick schneller, während die Discolichter farbige Kleckse auf den Boden warfen.
    Bald. Er wird sich bald blicken lassen.
    Ich lehnte mich an die Bar und spürte, wie zwischen meinen Schulterblättern eine Gänsehaut aufzog. Die silbernen Amulette, die mit rotem Band in mein Haar geflochten waren, bewegten sich unruhig. Trotz der gigantischen Lautstärke konnte ich sie klimpern hören. Ich stand inmitten einer Ansammlung von Verdammten.
    Kann das Leben denn schöner sein, Püppchen?
    „Du hättest nicht herkommen sollen“, schrie Riverson über die Musik hinweg und stellte mir einen Doppelten auf die Theke. „Perry ist immer noch stinksauer.“
    Ich zuckte mit den Schultern. Das war ebenso gut wie tausend Worte. Wenn Perry wegen der Sache mit dem Weihwasser – oder einer der anderen Gelegenheiten, bei denen ich seine Pläne durchkreuzt hatte – noch immer angepisst war, würde ich womöglich den Rest meines Lebens an dieser Bar verbringen.
    Abo warum nicht das Beste draus machen? Ich leerte das Glas, ohne hinzusehen. „Noch einen“, brüllte ich zurück. „Und schreib’s mit auf die Rechnung.“
    Riverson schenkte brav immer weiter nach. Nach dem fünften veränderte sich der Luftdruck im Raum und ich setzte mich mit gezogener Waffe in Bewegung, während meine Linke den Ledergriff der Peitsche umschloss, die an meiner Hüfte baumelte.
    Das kapieren die Leute einfach nicht – eine Peitsche muss man aus der Hüfte heraus schwingen, und man muss immer ein paar Sekunden vorausdenken, um ordentlich zu zielen. Wie beim Schach. Wenn man das nämlich vergisst, geht es einem wie den Idioten, die meinen, eine Peitsche zu schwingen sei ein Kinderspiel, und sich dann die Gesichter blutig klatschen. Das kann böse Narben geben. Eine Peitsche knallt, weil sie sich mit Schallgeschwindigkeit bewegt. Wenn man damit umzugehen weiß, kann man jemandem mit den winzigen Metallbeschlägen an ihrem Ende die Haut vom Leib schälen – oder wenn man eben nicht damit umzugehen weiß.
    Anders als der Name vermuten lässt, hatte Elizondo dunkelblonde Haare, die über dem Gesicht eines Zelluloid-Engels wild nach oben abstanden. Er trug Jeans, ein blaues T-Shirt und dreckige Stiefel. Seine Augen hatten den benommenen Ausdruck eines Junkies auf Angel Dust, und ich hätte gewettet, dass unter seinen Nägeln noch immer Blut klebte. Stellte sich nur noch die Frage, was er hier zu suchen hatte. Ob Perry seine Finger im Menschenschmuggelgeschäft hatte? Würde mich nicht wundern, aber beweis das erst mal!
    Die Peitsche sauste auf Elizondos Arm nieder und wickelte sich um sein Handgelenk. Blut spritzte. Ich stürzte mich trotz meiner schmerzenden Beine nach vorne. Der Alkohol brannte in meinem Kopf, und der Kolben meiner Waffe fuhr Elizondo über die Wange. Jetzt sehen wir aber nicht mehr so schön aus. Wenn ich mit dir fertig bin, war’s das jedenfalls mit der Modelvisage. Ich kollidierte mit seinem drahtigen, muskulösen Körper und riss ihn um. Hitze flammte in meinem Bauch auf, zu tief für mein Herz und zu weit oben für meine Leber – das vertraute Gefühl eines Adrenalinkicks kurz vor dem Kampf.
    Elizondo ging zu Boden und landete hart auf der Tanzfläche. Urplötzlich teilte sich die Menge dünner, anmutiger Gestalten von Tradern und Dämonen. Hier drinnen war man Ausbrüche von Gewalt gewohnt, aber nicht in dieser Art. Das hier gehörte nicht zu den üblichen Dominanzspielchen.
    Nein, ich meinte es ernst. Wie üblich.
    Ich warf mich mit Wucht auf ihn, presste ihm die Kanone an die
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