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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd
Autoren: Lilith Saintcrow
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Schläfe und die Knie in die Rippen. „Milton Elizondo“, sagte ich laut und deutlich, „Sie sind verhaftet.“
    Ich hätte mir gleich denken können, dass er sich wehren würde.
    Ein gewaltiger Schlag traf mich am Kopf. Aber Judo gehört gewissermaßen zu meinem Job. Ich verbringe nervig viel Zeit damit, mich während Raufereien am Boden zu wälzen. Ich verpasste Elizondo eine ins Auge – Ellbogenkicks sind meine Spezialität. Er war ein paar Kilo im Vorteil – und natürlich ein Trader, versteht sich. Und er hatte kein schlechtes Geschäft gemacht.
    Trotzdem ließ ich mich nicht unterkriegen. Ich war schon dabei zu gewinnen, als er plötzlich von meiner Kehle abließ, weil er von mir gerissen und weggeschleudert wurde.
    Der Blick eines tiefblauen Augenpaars suchte meinen. „Kiss.“ Perry klang übertrieben gelassen. „Du kleine Quertreiberin.“
    Ich schaffte es; auf die anstrengende Tour auf die Füße zu kommen: zog die Knie zum Kinn und federte mit durchgedrücktem Rücken hoch, gewann mein Gleichgewicht zurück und stand. Das war eins der kleinen Kunststückchen, die man immer wieder in Filmen sieht. Im wahren Leben sind sie zwar nicht ganz einfach, aber die Mühe wert, wenn man seinem Auftritt einen gewissen dramatischen Touch verleihen will – keiner traut einem Mädchen so was zu.
    Ich spannte die Muskeln in meinem Arm an, die Peitsche zuckte, und ihre stahlbesetzten Enden klirrten, als sie zu Boden schlugen.
    Perry ist ein paar Zentimeter größer als ich, schlank und trägt gerne legere graue Anzüge. Blaue Augen, eine lange Nase, ein schmaler Mund und ein Schopf hellblonder Haare machen das Bild komplett. Wenn er nicht so verdammt durchschnittlich aussehen würde, wäre er womöglich furchterregender. Andererseits machte ihn vielleicht gerade der Umstand, dass er so bescheiden und unauffällig war, dass kein Blick lange an ihm hängen blieb, umso gefährlicher.
    Viel gefährlicher.
    Die wunderschönen Verdammten, die ihm andauernd an den Fersen klebten, verstärkten den Kontrast noch.
    Ich richtete die Waffe auf ihn. Er hielt Elizondo mit einer Hand in die Höhe. Die andere steckte lässig in seiner Tasche, als vollbringe er nicht gerade etwas, wozu kein normaler Mensch je fähig wäre.
    Wummernde Musik schallte aus den Boxen. Die Narbe an meinem rechten Handgelenk wurde glühend heiß, der Rubin an meiner Kehle vibrierte und die silbernen Amulette in meinem Haar klimperten. An meinem linken Ringfinger pochte Michails Ring – der Ring, der laut einer Legende über eine Vene direkt mit dem Herzen verbunden war. „Er ist verhaftet, Perry. Lass ihn runter.“
    Eine der blonden Brauen schob sich eine Winzigkeit nach oben. Er musterte mich wie eine Katze einen kleinen, seidig glänzenden Vogel, wenn sie noch nicht sicher war, ob ihr Hunger schon groß genug war, um sich für den kleinen Happen ins Zeug zu legen. In seinem Mundwinkel blitzte eine Zunge hervor, beinahe zu schnell, um von normalsterblichen Augen bemerkt zu werden.
    Doch was man sah, war schuppig, zu feucht und zu rot, um als menschlich durchzugehen. „Es ist unklug, zum Jagen hierherzukommen.“
    Elizondo zappelte, aber Perry hatte nicht einmal den Anstand, so zu tun, als ob es ihm etwas ausmachte. Stattdessen starrte er mich weiter an. Die Glock in meiner Hand war fest auf ihr Ziel gerichtet. Als ich Perry das letzte Mal angeschossen hatte, hatte er eimerweise Blut verloren. Ich hatte ihm einen Scheck geschickt, um für den Schaden an seinem Anzug aufzukommen, den er prompt zurückgesandt hatte – gemeinsam mit einem Dutzend roter Rosen und einem kleinen silbernen Skorpion. Ich hatte die Figur nur mit einer Zeitung angefasst und Saul darum gebeten, sie einzuschmelzen. Mit dem flüssigen Silber hatte ich ein paar Kugeln mehr ummanteln können, die Zeitung und die Rosen hatte ich verbrannt –, um anschließend im ganzen Lagerhaus Salz auszustreuen.
    Wenn man es mit Verdammten zu tun hat, zahlt es sich aus, auf Nummer sicher zu gehen, vor allem bei Höllenbrut. Das Problem ist nur, dass keiner – nicht mal ich – genau weiß, was für eine Art Verdammter Perry eigentlich ist. Offiziell galt er als anerkannter Geschäftsmann. Zwar hatte er seine Finger in allerhand halblegaler Scheiße, aber trotzdem galt er als seriös. Und er konnte sich einen guten Anwalt leisten. Wenn es sein musste, auch zehn. Oder zwanzig.
    Trotzdem hatte ich den Scheck eingelöst. Schließlich bin ich nicht bescheuert.
    Vor einem Monat kam es dann zu dem
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