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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd
Autoren: Lilith Saintcrow
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orangen Impala hatte ich am Straßenrand geparkt, mitten in der Feuerwehrzufahrt. Saul Dustcircle lehnte in seinem hüftlangen Ledermantel an der Motorhaube und rauchte eine Charvil. Er war groß, langgliedrig und hatte einen strahlenden Teint von der Farbe süßen Karamells. In seinem glatten schulterlangen, rotschwarzen Haar funkelten kleine Silberamulette, ebenfalls mit rotem Band befestigt. Die kleine Weihwasserflasche, die er gemeinsam mit dem Lederbeutelchen an einer Kette um den Hals trug, schimmerte strahlend blau wie ein Stern. Das lag an den vielen Tradern und Dämonen in unmittelbarer Nähe, auf deren Sphärenkraft der Segen in dem Wasser reagierte. Für AndersSichtige erscheint das Monde Nuit wie ein Tümpel voll schmutziger Brühe – unverkennbar ein Ort, an den die Verbündeten der Hölle zum Abfeiern kamen.
    Sauls düsterer Blick hellte sich auf, als er mich kommen sah. Elizondo stieß ich vor mir her. Saul erwachte aus seiner Starre und ließ ein Lächeln aufblitzen, das weiße Zähne zeigte und über das ich wirklich froh war.
    Allmählich stellte sich bei mir das Gefühl ein, dass ich meinen neuesten Ausflug ins Monde tatsächlich überlebt hatte.

2
     
     
    Jede Stadt hat Leute wie mich. Jede Stadt. Für gewöhnlich erscheinen wir auf den Gehaltslisten der Polizei und der örtlichen Staatsanwaltschaft als „Berater“. Schlussendlich ist unsere Arbeit auch nur Teil des Gesetzes Vollzugs. Freiberufler gibt es nur wenige, hauptsächlich, weil wir es ohne die Unterstützung der regulären Polizei ganz schön schwer haben. Außerdem gehören wir letztendlich doch zu den Guten. Es liegt uns nur nicht besonders, nach den Regeln anderer oder im Team zu spielen. Unsere Methoden sind ein wenig speziell, aber das liegt nur daran, dass die Kriminellen, die wir schnappen, genauso speziell sind.
    Na schön, sehr speziell. Immerhin widmen wir uns den Typen, mit denen die Cops nicht fertig werden. Welcher normale Polizist kann es schon mit einem Werwesen oder selbst einem gewöhnlichen Gestaltwandler oder einem assyrischen Dämon aufnehmen? Gar nicht erst anfangen will ich von Verseuchungen durch die Scurf oder den Schwarzen Nebeln -diese Blutsauger! –, den Priesterinnen der Sorrow-Häuser, die die Alten Götter zurückholen wollen, oder den Anhängern des Mittleren Pfades, die das Chaos verehren. Ein normaler Cop besteht noch nicht mal gegen einen Trader. Allein die Vorstellung löst bei den meisten von uns hysterische Lachanfälle aus, und zwar die der gehässigen Art. Wir sind, was wir sind, weil wir wissen, was da draußen in der Finsternis lauert. Ständig verschwinden Menschen. Es ist wie eine verdammte Epidemie. Manche werden ermordet, andere fliehen, wieder andere werden von anderen Menschen gekidnappt. Einige wenige findet man sogar wieder.
    Aber eine beträchtliche Anzahl geht auf das Konto der Kreaturen, die die Nacht unsicher machen. Und dann treten wir Jäger in Aktion, unser Job ist es zurückzuschlagen.
    Und zwar so, dass es wehtut.
    Der frühe Morgen ist einfach nicht meine Zeit. Ich klammerte mich an meinen doppelten Vanillemokka mit extra viel Schlagsahne, während ich darauf wartete, dass der Raum sich füllte. Mit nagelneuen Frischlingen. Jeder Einzelne mit einer hübschen Marke und diesem Blick, den jeder Anfänger noch hat: voller Tatendrang, der bloß mühevoll in Zaum gehalten wurde – wie ein Hund, der an der Leine zerrt. Dieses Jahr waren Bürstenschnitte in Mode, und zwar für beide Geschlechter. Lachend und Sprüche klopfend strömten sie herein, aber sobald sie mich sahen, wie ich an der Tafel lehnte, verschlug es ihnen die Sprache. Ich stand mit dem Rücken zur sogenannten Verteidigungsmauer. Sie war der Grund, weshalb ich in diesem Zimmer mit seiner langen Fensterfront, die den Blick freigab auf den Wald an Arbeitskabinen der Sittenpolizei, unterrichtete. Neben jedem Pult stand ein leerer Mülleimer, und auch darüber wurde eine Reihe von Witzen gerissen.
    Ich blinzelte verschlafen und nippte an meinem Kaffee, während sie sich ihre Plätze suchten. Es wurde scherzhaft gedrängelt und gepöbelt.
    Am anderen Ende der Tafel trat Captain Montaigne nervös von einem Fuß auf den anderen. Dieser Teil des Jobs gehörte zu seinen weniger geliebten Pflichten. Und was das anging, hatte er mein volles Verständnis.
    Ich war normal gekleidet. Zumindest für meine Verhältnisse. Was Klamotten angeht, haben die meisten Jäger einen ausgefallenen Geschmack, ums mal so zu sagen. Heute
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