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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz
Autoren: Ulrike Bliefert
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anzeigen würde; schließlich waren alle – Polizei, Staatsanwaltschaft, Richter – davon überzeugt, dass ich versucht hatte, ihn zu töten. Wer glaubt schon einer Mörderin, dass ihr Beinahe-Opfer sie bedroht? Er hat gesagt, das Einfachste wäre, meine kleine Tochter im Weiher auf dem Grundstück meiner Schwiegereltern ertrinken zu lassen. Und wenn nicht, gebe es genug andere Möglichkeiten, einen Unfall vorzutäuschen.
    Während des Prozessverlaufs hat er alle getäuscht, indem er den besorgten künftigen Ehemann und Stiefvater gespielt hat. Dabei war alles minutiös geplant. Nach dem Revisionsurteil haben meine Schwiegereltern dann zusammen mit ihm und mit Klaus Behrens, dem Familienanwalt, beim Jugendamt vorgesprochen und Gräther hat Malins Adoption beantragt.
    Â»Wenn du nicht zustimmst, weißt du ja, was der Kleinen blüht«, hat er gesagt.
    Ich habe es bis heute nicht gewagt, darüber zu sprechen.
    Um mein Kind zu schützen.
    Â»Frau Staatsanwältin, ehrlich gesagt: Es eilt!«, sagte Ronald Blümcke. Als die Staatsanwältin schließlich zustimmend nickte, sandte er ein Stoßgebet zum Himmel, in das er dankbar Brigitte Siebenrock und ihren geistesgegenwärtigen Anruf bei ihm einschloss.
    Helmut Gräthers Festnahme erfolgte ohne große Gegenwehr. »Betrug, Erpressung, Vortäuschen einer Straftat, eidliche Falschaussage: Da kommt einiges zusammen …«
    Kommissar Blümcke hatte es sich nicht nehmen lassen, seine Kollegen von der Kriminalinspektion 3 zu begleiten. »Ich hab gleich gewusst, dass da mehr hintersteckt«, brummte er zufrieden, als man Gräther in den Fond des Polizeiwagens verfrachtete.
    Dann zückte er sein Handy. »Frau Siebenrock? Entwarnung! Der Kerl ist erst mal in Gewahrsam. Jetzt wird die Bude hier auf den Kopf gestellt und ein paar andere Kollegen fühlen zeitgleich dem Herrn Anwalt auf den Zahn. Geht alles seinen Gang, also richten Sie Frau Kowalski aus, dass sie sich keine Sorgen mehr zu machen braucht!« Er nickte zufrieden und schickte, bevor er das Gespräch beendete, noch ein herzliches »… und schöne Ferien!« hinterher. »Montenegro in der Nachsaison? Ein Gedicht!«
    Eine knappe Stunde später klingelte in Svennis Garten erneut das iPhone.
    Â»Mama?« Malin klopfte das Herz bis zum Hals.
    Â»Meine Kleine … «
    Minutenlang brachte keine von beiden ein Wort heraus.
    Â»Helmut kann dir nichts mehr tun«, sagte Christina schließlich. »Du bist in Sicherheit …«
    Während Blümckes Kollegen vergeblich an Nico Gräthers Tür klingelten, räumte der Gesuchte gerade Norberts und Helenes Familienbilder zurück an ihren Platz und wischte sämtliche Oberflächen, die er berührt hatte, sorgfältig mit einem feuchten Tuch ab.
    Aus Kellys Gefängnis kam kein Laut.
    Nachdem der Wasserhahn ein paarmal gelaufen war und sie die Toilettenspülung benutzt hatte, machte Nico Gräther sich keine weiteren Gedanken über ihr Befinden. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, einen Kontrollblick durchs Oberlicht zu werfen. Es war ihm egal, ob sie noch schlief oder es einfach nur aufgegeben hatte, um Hilfe zu rufen oder mit ihm zu diskutieren. Er hatte einen Plan, und den galt es umzusetzen, bevor Malin Kowalski und ihr Freund irgendwas an Kellys Fortbleiben verdächtig fanden.

Kapitel 13
    Obwohl Kommissar Blümcke angeboten hatte, sie sofort von ihrer Zufluchtsstätte abholen zu lassen, beschlossen Malin und Anatol, auf Kellys Rückkehr zu warten.
    Am Abend war eine SMS bei ihnen eingetroffen:
    Hey, Leute! Komme morgen früh zurück. Gehe gleich bei Tagesanbruch geocachen! Fischers Fritze! Bin spätestens um acht bei euch!
    Und so verbrachten die beiden eine letzte Nacht in Svennis Haus; eng aneinandergekuschelt und Pläne für die Zukunft schmiedend.
    Â»Malin? Du, ich würd mich gern an der Hochschule in Osnabrück einschreiben. Landschaftsarchitektur.«
    Malin lachte. »Warum wundert mich das jetzt nicht?«
    Â»Nur …« Anatol zögerte. »Was ist denn mit dir? Ich meine: Jetzt, wo dein Adoptivvater weg ist …«
    Â»Ich mach auf jeden Fall die Schule zu Ende. Aber ich geh nicht zurück ins Internat. Und in die Villa auch nicht. Ich werd vielleicht ein Jahr verlieren, aber was soll’s? ’n anständiges Gymnasium gibt es schließlich überall.«
    Â»Auch in
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