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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz
Autoren: Ulrike Bliefert
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Endlosschleife zu produzieren, schaltete sie den MP3-Player aus und lief Anatol hinterher in den Garten.
    Â»Ich dachte, wir sollten unser fertiges Werk ein bisschen feiern«, sagte er und drückte Malin einen Becher Apfelschorle in die Hand. »Nicht dasselbe wie Champagner, aber ein Igel-Unterschlupf ist ja auch kein Architekten-Bungalow.«
    Sie hatten den riesigen Baumwurzelstrunk mit vereinten Kräften auf die Ziegelsteine gehievt, sodass die künftigen Bewohner bequem hinein- und herausschlüpfen konnten.
    Malin stieß mit ihrem abgeschnittenen Plastikflaschenunterteil an Anatols Plastikflaschenunterteil an.
    Â»Jetzt könntest du mir im Gemüsegarten helfen. Zuerst mal müssen wir die Schnecken absammeln.«
    Â»Igitt!« Malin verzog das Gesicht. Ihr war klar, dass Anatol sie lediglich zur Ablenkung in seine Gartensanierungsaktion einspannte, aber obwohl sie sich bei dem Gedanken, schleimige Nacktschnecken anzufassen, vor Ekel schüttelte, musste sie zugeben, dass sie für jede Minute dankbar war, die sie nicht mit Warten verbringen musste.
    Â»Okay«, seufzte sie. »Dann auf zum fröhlichen Schneckenjagen.«
    In diesem Moment klingelte das Handy.
    Â»Malin Kowalski…«
    Â»Brigitte Siebenrock. Sozialarbeiterin, JVA, ich betreue Ihre Mutter. Malin, sind Sie allein?«
    Malin war wie vor den Kopf gestoßen. »Ja. Nein! Mein Freund … Anatol Simons ist bei mir. Wieso?«
    Â»Gut. Ich wollte mich nur vergewissern, dass Sie – quasi – allein und in Sicherheit sind, soweit man Ihren Aufenthaltsort denn als sicher bezeichnen kann.«
    Â»Ja, aber was …? Warum …?«, stotterte Malin. »Was ist mit …?«
    Â»Sie können später mit Ihrer Mutter sprechen, wenn Sie möchten, aber…«
    Â»Natürlich möchte ich …«
    Â»Haben Sie was zu schreiben?«
    Â»Nein, ich… Moment.« Malin zupfte Anatol am Ärmel und wisperte ihm »… was zu Schreiben« zu.
    Die Frau am Telefon klang angespannt. Irgendwas war da ganz und gar nicht in Ordnung! Während Anatol ins Haus lief, merkte Malin, dass ihre Knie zitterten; so sehr, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.
    Â»Worum geht’s denn?« fragte sie, während sie zu Svennis Gartenbank stolperte, um sich hinzusetzen.
    Â»Gleich! Zuerst einmal notieren Sie sich bitte meine Telefonnummer. Und die von einem KHK Blümcke. KHK wie Kriminalhauptkommissar. Er behandelt Ihre Vermisstensache und ist mit allen Einzelheiten vertraut.«
    Â»Aber der gibt doch sofort alles an meinen Stiefvater weiter! Und dann … «
    Â»Nein, machen Sie sich da mal keine Sorgen. Ihre Mutter hat nach all den Jahren ihr Schweigen gebrochen, weil…« Brigitte Siebenrock seufzte. »Malin, ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll, aber: Sie sind ernsthaft in Gefahr. Zumindest, bis meine Kollegen ihn hinter Schloss und Riegel haben.«
    Während Brigitte Siebenrock Malin weitere Anweisungen gab, nahm sich die zuständige Staatsanwältin alle Zeit der Welt, Christina Kowalskis Aussage-Protokoll noch einmal ganz in Ruhe durchzulesen.
    Nach dem Tod meines Mannes haben meine Tochter und ich auf Wunsch meiner Schwiegereltern weiter in deren Villa gewohnt. Helmut Gräther war ein Freund meines Schwiegervaters und sein Vermögensverwalter. Mein Schwiegervater hat keinen Zweifel daran gelassen, dass er seiner Enkelin zuliebe meine baldige Wiederverheiratung begrüßen würde. Er fand, sein Freund Helmut sei der geeignete neue Lebenspartner: »Ebenfalls verwitwet und Vater eines fast erwachsenen Sohnes, und er kennt Malin von Geburt an.« So bliebe doch alles in der Familie, hat er gesagt. Er hat Helmut sogar die Privat- und Geschäftsräume meines verstorbenen Mannes zur Verfügung gestellt. Das heißt: Helmut Gräther wohnte praktisch mit uns zusammen. Trotzdem hab ich mich geweigert, einer – wie mein Schwiegervater es nannte – Vernunftehe zuzustimmen.
    Die Staatsanwältin übersprang die nächsten beiden Passagen und widmete sich stattdessen intensiv dem letzten Absatz.
    Ich mache diese Aussage im Vertrauen darauf, dass Sie meine Tochter schützen. Ihre Flucht mag Ihnen Beweis genug für das Folgende sein: Vom Augenblick meiner Festnahme an hat Gräther damit gedroht, meiner Tochter etwas anzutun, wenn ich nicht haargenau seinen Anweisungen folge. Er wusste, dass ich ihn nicht
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