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Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Titel: Schattengreifer - Die Zeitenfestung
Autoren: Bastei Lübbe
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Krähe nahmen, bereit, weitere Befehle entgegenzunehmen.
    Es herrschte kein Zweifel daran, dass die Krähe die Stellvertreterrolle des Schattengreifers übernommen hatte.
    Die Zeitenkrieger kamen auf Simon zugelaufen. Die kleine Krähe landete erleichtert auf seiner Schulter.
    »Was bedeutet das alles?«, fragte Basrar.
    Simon sah sie stumm einen nach dem anderen an. Beinahe war es ihm, als sähe er sie alle zum ersten Mal. Alles erschien in einem neuen Licht, ohne Neferti. Kurz sah er zu ihr hin. Doch der Anblick ihres Körpers war unerträglich für ihn.
    »Wir werden alledem jetzt ein Ende setzen«, erklärte Simon. »Auf meine Weise. Ich hoffe, ihr begleitet mich. Auch jetzt wirdes gefährlich für uns alle werden. Doch wenn alles gelingt, dann werden wir …« Sein Blick schweifte noch einmal zu Neferti ab. »… Dann werdet ihr und ich …«
    Sie fehlte!
    Moon trat hervor. »Natürlich bleiben wir an deiner Seite. Sag uns, was zu tun ist.«
    Simon nickte. »Bewaffnet euch. Nehmt mit, was immer ihr zum Verteidigen gebrauchen könnt. Und dann lasst uns zum Schiff gehen.«
    Sie nickten.
    »Dann ist alles bereit«, sagte Simon. »Wir können aufbrechen.«
    Nin-Si streckte die Hand nach ihm aus und wies auf Neferti. »Und sie? Sollen wir sie hierlassen?«
    Alle wandten sich nach der Ägypterin um.
    »Ich werde sie holen kommen«, antwortete Simon. »Dann, wenn alles vorbei ist.«
    »Wir können sie doch nicht hier zurücklassen«, widersprach Moon.
    Caspar pflichtete ihm bei: »Sie gehört zu uns. Wir nehmen sie mit. Und dann …«
    Ihm fehlten die Worte. Keiner von ihnen wusste etwas zu sagen.
    Schweigend traten sie an Neferti heran. Sie umstellten sie in einem Halbkreis und blickten voller Trauer auf sie herab. Jeder von ihnen dachte an eine Begebenheit mit der Ägypterin zurück. Jeder von ihnen hatte seine eigenen Erinnerungen an sie. Wunderbare Erinnerungen.
    Tränen flossen.
    Simon kniete sich noch einmal neben den Körper und streichelte ihren Arm. »Es tut mir so leid, Neferti«, hauchte er. »Wenn ich könnte …«
    Ihre Haut fühlte sich noch immer so zart an, und ihre Muskeln waren noch nicht erschlafft. Simon sah sich neben ihr kauern in Salomons Stadt und auch in Ägypten. Die Bilder, die er sah, erschienen ihm beinahe wieder wie eine Zeitreise. Doch dieses Mal waren es ausschließlich wunderbare Erinnerungen. Stunden und Momente, die er mit ihr verbracht hatte und die …
    Ein neuer Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Er sah plötzlich den ägyptischen Priester vor sich, wie er kurz vor seinem Tod die Hand nach Neferti ausgestreckt hatte. Simon hörte dessen letzte Worte. Worte, die Neferti unbedingt noch erreichen mussten. Der Priester hatte ihr etwas mitteilen wollen. Etwas, das so wichtig war, dass er sterbend …
    Er hatte etwas von der Katzengöttin gesagt. Der Göttin, unter deren Schutz Nefertis Familie seit Jahrhunderten stand. Und vor allem: der Neferti ihre sieben Leben zu verdanken hatte.
    Ihre sieben Leben!
    Konnte es denn sein, dass der Priester …
    Moon riss ihn aus seinen Gedanken: »Was ist mit dir?«
    Selbst seinen Freunden war der hoffnungsvolle Schimmer in Simons Augen nicht entgangen.
    »Wartet einen Augenblick«, sagte er nur knapp, dann nahm er vorsichtig die kleine Krähe von seiner Schulter und hielt sie vor sein Gesicht. »Erinnerst du dich, wie du Neferti bei ihrem Zauber mit den Steinen geholfen hattest?«, fragte er, und die Krähe nickte: »Natürlich!«
    »Sie trug den Zauber in sich, doch nur du hattest die magische Kraft in dir, um ihn wahr werden zu lassen.«
    »Stimmt«, antwortete die Krähe. »Aber …«
    »Lass uns etwas versuchen«, bat Simon seinen gefiederten Freund. Er setzte die Krähe vorsichtig auf Nefertis Brust, direkt über ihr Herz.
    »Ich denke, sie trägt den Zauber der Katzengöttin in sich, aber es braucht deine magische Kraft, um ihn zu entfalten.«
    Die Krähe ruckte aufgeregt mit dem Kopf. »Ich verstehe!«
    Ohne ein weiteres Wort legte Simon die Hände Nefertis über die kleine Krähe, gerade so, als würde die Ägypterin selbst den Vogel fest in ihren Händen halten. So, wie auf dem Seelensammler, als sie alle vor den Steinen knieten.
    Simon selbst legte seine Hände auf die Schläfen Nefertis. Ähnlich, wie es der Schattengreifer noch vor wenigen Minuten mit ihm gemacht hatte. Simon kam sich etwas albern dabei vor, doch er schloss die Augen und konzentrierte sich auf den Moment, in dem er Zeuge gewesen war, wie der Priester am Fuß der
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