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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond
Autoren: Lynn Flewelling
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den Augenblick war Seregil einfach dankbar für die Fürsprache.
    Ulan war der Letzte, der für ihn eintrat. Nun wurden Alec und Beka aufgerufen und als Zeugen befragt.
    Alec trug das Blau Skalas, und Seregil bemerkte mit leiser Freude, dass er sich sein langes Haar hinters Ohr gesteckt hatte, sodass sein Drachenmal deutlich sichtbar war. Nichtsdestotrotz sah er müde und bekümmert aus. Beka hingegen stellte sich dem Iia’sidra hoch erhobenen Hauptes.
    Die Befragung dauerte nicht lange. Nachdem sie erneut ihre Geschichte vorgetragen und versichert hatten, im Sinne beider Länder gehandelt zu haben, wurden sie zu den Skalanern zurückgeschickt.
    Schließlich wurde Nyal aufgerufen. Ohne seinen Sen’gai trat er neben Seregil, sank auf die Knie und breitete die Arme aus.
    »Dürfen wir Eurer gestrigen Erklärung entnehmen, dass Ihr dem Verbannten dabei geholfen habt, Sarikali zu verlassen?«, fragte Brythir.
    »Ja, Ehrwürdiger«, erwiderte Nyal. »Als ich ihn und Alec eingeholt hatte und sah, dass sie angegriffen wurden, dachte ich, es wäre das Beste, sie gehen zu lassen, in der Hoffnung, sie könnten sich in Sicherheit bringen. Ich akzeptiere die Konsequenzen meiner Handlungsweise, und mein Clan hat mir Teth’brimash erklärt.«
    Es war nicht leicht, von seinem Clan ausgestoßen zu werden, in mancher Hinsicht sogar schwerer als eine Verbannung außer Landes, aber Nyal schien seltsamerweise recht zufrieden mit dem Stand der Dinge.
    »Ihr habt den Skalanern auf Geheiß des Iia’sidra gedient, Nyal í Nhekai. Wir werden vermutlich noch mehr über diese Geschichte reden müssen«, erklärte ihm Brythir streng. »Die Gefangenen sollen bleiben, wo sie sind.«
     
    Der Iia’sidra zog sich zur Beratung zurück, und Alec beobachtete Seregil. Seit sie mit ihm fertig waren, hatte Seregil kaum einen Muskel gerührt, nur auf den Knien gehockt, den Kopf gesenkt, das Gesicht halb unter seinem Haar verborgen. Er hatte so zuversichtlich zu seiner Verteidigung gesprochen, hatte nur in Bezug auf Korathans ursprüngliche Befehle die Wahrheit ein wenig gebeugt, hatte sich nicht entschuldigt, keine Ausflüchte gesucht, beinahe hatten seine Worte gar fordernden Charakter.
    Alecs Blick wanderte zu der unscheinbaren Tür, und er wünschte sich, der Iia’sidra würde sich ein wenig beeilen.
    Die Schatten am Boden des Ratssaales hatten sich kaum bewegt, als der Iia’sidra nach nicht einmal einer Stunde zurückkehrte. Seregil hob den Kopf ein wenig, rührte sich sonst jedoch nicht im mindesten. Beka griff nach Alecs Hand und hielt sie angespannt fest.
    Brythir blieb stehen, während er Nyal eine Hand entgegenstreckte. »Nyal í Nhekai, Eure Strafe erscheint dem Rat ausreichend. Teth’brimash soll nicht weniger als zwanzig Jahre für Euch dauern, getrennt von Eurem Clan und Eurem Namen. Ihr werdet keinen Tempel betreten, und der Zutritt zur heiligen Stadt Sarikali ist Euch von nun an verwehrt. Verlasst diesen Ort.«
    Nyal verbeugte sich tief und ging schweigend hinaus. Beka stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, und ihr Griff um Alecs schmerzende Finger entspannte sich ein wenig.
    Nun hatte Nazien í Hari das Wort. Er erhob sich und deutete auf Seregil. »Um des Atui willen, das dieser Mann gegenüber unserem Verwandten, Emiel í Moranthi, bewiesen hat, verzichten die Haman auf seinen Tod. Lasst die Verbannung wieder in Kraft treten.«
    »Dem Licht sei Dank!«, ächzte Alec leise. Thero ergriff seinen Arm und schüttelte ihn triumphierend. Doch es war noch nicht zu Ende.
    Brythir nahm nun Naziens Platz ein. »Seregil von Rhíminee, Euch wurde die Reise nach Aurënen gewährt, damit Ihr Klia ä Idrilain als Berater zur Seite stehen könnt. Diese Ehre wurde Euch als einem Mann, der unsere Gebräuche und unseren Ehrenkodex kennt, zuteil. Seit Eurer Ankunft habt Ihr geschickt gehandelt und sogar im Angesicht schwerer Kränkungen großes Atui bewiesen. Mit der Zeit hättet Ihr sogar Euren Namen zurückgewinnen können. Stattdessen habt Ihr beschlossen, unser Vertrauen zu hintergehen und Teth’sag zu brechen. Ihr seid ein Fremder geworden, der die Methoden der Tír denen seines eigenen Volkes vorzieht. Ihr habt Eure Wahl getroffen, nun müsst Ihr die Folgen tragen. Seregil von Rhíminee, Euch wird auf Lebenszeit Teth’brimash erklärt, doch nicht von Eurem Clan, sondern vom Iia’sidra selbst.«
    Alec war sich des gedämpften Schluchzens ganz in der Nähe – vielleicht Adzriel oder Mydri – nur halb bewusst. Seregil blieb ruhig. Zu
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