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Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst

Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst

Titel: Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
Autoren: Kim Landers
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in ihm den Durst nach ihrem Blut. Doch er hatte sich geschworen, seinen Blutdurst nicht an Menschen zu stillen, was ihn dazu zwang, sich seine Opfer unter den Tieren des Waldes zu suchen. Ein Teil von ihm war menschlich, und aus diesem Grund empfand er Mitleid, was Jiri und den anderen Vampiren dagegen versagt blieb. Damals als Kind hatte er beobachtet, wie sich junge Vampire auf ein Mädchen gestürzt hatten. Es war Johanna gewesen, die Tochter des Schreiners, die in der Nähe seines Schlosses gelebt hatte. Ihre Schreie und das Wimmern waren ihm durch Mark und Bein gegangen. Doch die Vampire rührte es nicht. Sie ließen nicht von ihr ab. In ihrer Blutgier zerfetzten sie die Kehle des Opfers. Seitdem verzichtete Dominik auf menschliche Beute, selbst wenn dieses Blut köstlicher schmeckte.
    Dennoch blieb selbst heute noch nach jeder Jagd ein bitterer Nachgeschmack zurück. Er hasste sich dafür, unschuldige Kreaturen zur Befriedigung seines Blutrausches zu töten, was ihm seine Einsamkeit bewusst werden ließ. Auch er sehnte sich nach einer Gefährtin, die ihm jedoch für immer versagt bleiben würde.
    Er knurrte leise, als er spürte, wie er sich in den Wolf verwandelte.
    Als die Kutsche hielt, rannte er in den Wald, weil seine feine Nase Wild witterte. Genüsslich sog er den Duft der Beute ein, Geifer tropfte aus seinem Maul.
    In jeder Nacht erwachte der Blutrausch von Neuem, der ihn zu einer Bestie machte.
    Stunden später stand Dominik vor dem goldenen Spiegel. Voller Abscheu betrachtete er seinen blutverschmierten Mund mit den riesigen Eckzähnen und schämte sich.
    Seine Seele war verdammt, so lange, bis ihn der Tod von den Qualen erlöste.
    Er schlug mit der Faust gegen den Spiegel, der mit einem Klirren in tausend Stücke zersprang. Die Splitter wirbelten durch die Luft.
    Dominik sah hinab auf seine nackten Unterarme, an denen geronnenes Blut klebte. Wieder durchlebte er den Moment, in dem er seine Zähne ins warme Fleisch der Beute schlug, um ihr den köstlichen Lebenssaft auszusaugen. Die schwarzen Augen des Rehs hatten leblos ins Leere gestarrt.
    „Verdammt!“, entfuhr es ihm.
    Dominik riss sein blutbespritztes Hemd entzwei und warf es auf den Boden. Danach wusch er sich in der Porzellanschüssel das Blut von den Armen.
    Die Reißzähne ruhten wieder im Verborgenen seiner Mundhöhle. Wütend fuhr er mit der Hand durchs Wasser und warf schließlich die Schüssel auf den Boden. Dominik spreizte die Arme. Ein Grunzen drang aus seiner Kehle, gefolgt von einem Fauchen. Dann ließ er sich rückwärts auf das breite Himmelbett fallen und schloss die Augen. Bald würde es dämmern, und er musste Schutz vor den einfallenden Sonnenstrahlen suchen. In der Tageshelligkeit war er fast so blind wie ein Maulwurf.
    Er dachte wieder an Karolina, die sein Innerstes aufwühlte.
    Dabei war sexuelle Erfüllung das Einzige, was er bei einer Frau suchte und im Gegenzug bieten konnte.
    Dominik erinnerte sich an den Tag, an dem er damals glaubte, seiner großen Liebe begegnet zu sein. Elisabeth! Doch sie hatte ihn nur ausgenutzt und schließlich verstoßen. Die Enttäuschung saß tief, wie ein bohrender Stachel in seinem Herzen. Wenigstens hatte sie ihm die Augen über sein wahres Ich geöffnet. Von diesem Zeitpunkt an waren die Nächte der Verdammnis zu seinem Schicksal geworden.
    Zwischen den Vorhängen drängelte sich der erste Sonnenstrahl hindurch. Es war für Dominik an der Zeit, sich zurückzuziehen. Er spürte den Schmerz in den Augen, der sich in sein Hirn bohrte.
    Taumelnd erhob er sich und verließ das Zimmer.
    Er stieg die schmale Steintreppe herab, die ihn in den feuchten Keller führte, wo er sich auf eine schmale Pritsche legte, um ungestört schlafen zu können. Manchmal verwandelte er sich auch in einen Wolf, um im Schutz des Waldes Zuflucht zu finden. Dafür war es nun zu spät.
    Wenig später fiel er in einen todesähnlichen Schlaf.

4.
    „Wie konntest du dich nur einem Fremden anvertrauen!“ Die donnernden Worte ihres Vaters hallten durch den Salon.
    „Aber er war sehr galant zu mir. Ich war dankbar, dass er mich nach Hause begleitete.“ Karolinas Rechtfertigung zählte nicht für ihren Vater, der seine Tochter mit einem strafenden Blick bedachte.
    „Wie war noch der Name deines Begleiters?“ Karolinas Vater thronte in einem breiten Ohrenbackensessel, die Hände auf den klobigen, eichenen Armlehnen. Sein Bauch wölbte sich nach vorn und schien die Knopfleiste seiner geblümten Weste sprengen zu wollen.
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