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Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst

Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst

Titel: Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
Autoren: Kim Landers
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flaues Gefühl im Magen und zögerte noch immer. Doch ehe sie antwortete, ergriff der Fremde ihren Arm und schob sie einfach in die Kutsche. Jeglicher Protest auf ihren Lippen erstarb. Der Schreck des Überfalls und die seltsame Begegnung mit dem Fremden saßen ihr noch in den Gliedern.
    Karolina plumpste auf das weiche Sitzpolster. Alles in der Kutsche war in Schwarz gehalten, die ledernen Polster, die Vorhänge und die seidenen Kissen.
    Der Fremde setzte sich ihr gegenüber, und die Kutsche fuhr los. Eine Funzel beleuchtete spärlich den Innenraum. Karolina betrachtete im schummrigen Licht schweigend das Profil des Fremden, der durchs Fenster nach draußen blickte und dem Kutscher Anweisungen erteilte.
    Seine eisblauen Augen waren von langen, schwarzen Wimpern umrahmt, die Schatten auf seine helle Haut warfen. Jede Frau hätte ihn um diesen natürlichen Schmuck beneidet. Die gerade, schmale Nase und die sinnlich vollen Lippen übten auf Karolina einen nie zuvor gekannten Reiz aus.
    Er hatte ihr Mustern bemerkt, sah sie an und zog spöttisch die Brauen nach oben. Sofort senkte sie verlegen den Blick und knetete das Spitzentaschentuch in den Händen, das sie eben aus dem Ausschnitt ihres Kleides gezogen hatte, um sich die von Regen und Schweiß feuchte Stirn zu wischen.
    „Sie haben sich mir noch nicht vorgestellt, Monsieur“, sagte sie leise nach einer Weile, ohne ihn anzusehen.
    „Verzeiht mein schlechtes Benehmen, Mademoiselle. Ich bin Dominik, Fürst von Karolyí.“ Er legte seine Hand auf die Brust und deutete eine Verbeugung an, noch immer das spöttische Lächeln auf seinen Lippen.
    Ein herb männlicher Duft drang in ihre Nase, vermischt mit einem Geruch von Zedernholz und reifen Beeren, was sie an ihre Streifzüge durch den Wald erinnerte. Es passte zu diesem Mann, der den Eindruck von uneingeschränkter Freiheit versprühte.
    In ihren Gedanken gefangen, vergaß sie, etwas auf seine Begrüßung zu erwidern.
    „Und wollt Ihr Euch nicht auch vorstellen?“ Ungeduld lag in seiner tiefen, rauen Stimme. Karolina schüttelte den Kopf, als könnte sie die seltsamen Gedanken vertreiben, die in ihr aufstiegen, wenn sie ihn betrachtete.
    „Verzeiht, Fürst Karolyí. Mein Name ist Karolina von Kocian.“ Fast versagte ihre Stimme.
    Dominik Karolyí beugte sich vor und lächelte herablassend. Dann ergriff er ihre Hand und hauchte einen Kuss auf den Handrücken. Karolina erschauerte. Die Berührung seiner Lippen war zuerst warm und elektrisierend, dann wandelte es sich jedoch in das Gefühl, als wäre sie von einem Eisblock berührt worden. Langsam zog sie die Hand zurück, ohne den Blick von ihm abzuwenden. Zu gern hätte sie gewusst, was er in diesem Moment dachte. Aber seine Miene war unergründlich. Nur in seinen Augen schien ein Feuer zu brennen, das ihr eine Gänsehaut auf dem Körper bereitete.
    „Welch reizender Name“, sagte er leise und sein raues Lachen erklang ein weiteres Mal. „Wohin soll mein Kutscher Euch fahren?“
    „Zum Gut meines Vaters, Gut Kocian. Ihr kennt es?“
    „Gewiss doch. So soll es sein.“ Seine Stimme wirkte so sinnlich, dass Karolinas Gedanken sich in eine gefährliche Richtung bewegten. Sie zog es vor, nicht darauf zu antworten. Heiß brannten ihre Wangen von der aufsteigenden Röte. Sie senkte den Blick und gab sich ganz den gleichmäßig sanften Schaukelbewegungen der Kutsche hin, die sie schläfrig machten. Karolyí schwieg, doch in seinen Augen lag Wachsamkeit.
    Irgendwann war Karolina eingenickt.
    Etwas berührte ihr Gesicht, fuhr über ihre geschlossenen Lider und Lippen. Sie öffnete die Augen und begegnete dem begehrlichen Blick Dominik Karolyís. Sofort richteten sich ihre Brustwarzen auf, und ein lustvolles Kribbeln breitete sich in ihrem Schoß aus. Sein warmer Atem strich über ihre Wangen.
    In Erwartung eines Kusses öffnete sie die Lippen und schloss die Augen. Doch anstelle des Kusses rüttelte er sie an der Schulter. Karolina schrak zusammen. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass sie nur geträumt hatte. Dann fiel ihr alles wieder ein, die Flucht durch das nächtliche Prag, der Überfall und ihre Begegnung mit Dominik Karolyí. Sie fröstelte und zog den Umhang enger um die Schultern.
    „Wir sind bald da“, sagte er, „Euer Haar ist ganz zerzaust. Ihr solltet es richten, bevor Ihr vor Euren Vater tretet.“ Dann reichte er ihr Kamm und Spiegel.
    Mit geschickten Fingern stopfte sie die gelösten Strähnen in die Haarspangen.
    Dominik Karolyí
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