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Schatten über Oxford

Titel: Schatten über Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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geladen hatte, aber das habe ich herausgefunden. Mit einem Stückchen wohlriechender Seife oder einem hübschen Döschen konnten Sie sich die ewige Freundschaft des kleinen Mädchens erkaufen. Aber Chris fing an, sich Sorgen zu machen, nicht wahr?«
    »Warum hätte ich all diese Dinge tun sollen, deren Sie mich bezichtigen? Warum sollte ich das Risiko eingehen, entdeckt zu werden und möglicherweise gar ins Gefängnis zu kommen?«
    »Ich habe die Zeitungen gelesen. Ihre Aktien und Beteiligungen waren beinahe wertlos geworden. Selbst Ihr Haus hatte gegen Kriegsende an Wert verloren. Sie brauchten das Geld. Sie konnten sich ein Leben ohne Reichtum nicht vorstellen.«
    »Glauben Sie, ich hätte Christophers Tod geplant?«
    »Nein, das nicht. Ich nehme an, Susie lief, ohne sich umzusehen, auf die Straße, und Chris rannte hinterher, um sie zu retten. Danny versuchte, Susie auszuweichen, doch Sie veranlassten ihn, Chris zu überfahren. Und Susie hat Sie dabei gesehen. Sie lehnten sich zur Fahrerseite hinüber und umklammerten das Lenkrad mit Ihren weißen Händen.«
    »Warum hat Susan nie darüber geredet?«
    »Weil Sie sie bestochen haben.«
    »Sie ließ sich schon mit einer billigen Kleinigkeit um den Finger wickeln.«
    »Hatten Sie keine Angst, dass sie eines Tages doch damit herausrücken würde?«
    »Sie hatte viel zu viel Angst vor mir. Sie war ganz anders als Christopher. Er besaß Entschlusskraft, sie nicht. Sie erzählte jedem, wie nett ich zu ihr war, und vergaß alles, was ihr wichtig war, weil ich ihr ein Stück Seife geschenkt hatte. Sie war leicht zu kaufen. Ich wusste, dass sie sich diese kleine Dose schon immer sehnlichst gewünscht hatte. Eines Tages überraschte ich sie wie sie mit gierigen Augen vor der Vitrine im Wohnzimmer stand und das Döschen anstarrte. Ich hätte ihr nie gestatten dürfen, dieses Zimmer zu betreten. Doch selbst wenn sie eines Tages geredet hätte, glaube ich kaum, dass ihr jemand auch nur zugehört hätte. Geschweige denn geglaubt. Kinder hielt man doch damals grundsätzlich für Lügner.«
    Aus ihrem Mund klang diese Annahme durchaus vernünftig.
    »Und Danny Watts? Hatten Sie keine Angst, erpresst zu werden?«
    »Danny machte sich große Hoffnungen auf mich und auf das, was ich in seinem Leben bewirken würde.« Erneut machte sie sich über mich lustig und zwang mich, mir meinen Teil zu denken. Dennoch glaube ich nicht, dass zwischen den beiden eine wie auch immer geartete Beziehung bestand. Sie wollte mich nur auf eine falsche Fährte führen. »Was hätte er außerdem sagen können. Schließlich saß er am Steuer. Ich griff nur ins Lenkrad, weil ich dem Jungen ausweichen wollte. Niemand hätte meine Aussage in Zweifel gezogen. Warum auch? Schließlich bin ich eine Marlyn aus High Corner, er jedoch ist nur der unnütze Danny Watts aus der Hütte nebenan. Ich habe seine Strafe bezahlt und ihm zusätzlich noch ein paar Scheine in die Hand gedrückt, damit er kuschte. Was will er mehr?«
    »Er könnte Sie richtig bluten lassen.«
    »Das glaube ich kaum. Wenn er zur Polizei ginge, würde er erklären müssen, warum er mit dem Lieferwagen unterwegs war. Wahrscheinlich wäre es ihm gar nicht recht, wenn die Polizei seine illegalen Machenschaften allzu genau unter die Lupe nähme.«
    »Wenn Sie Susie und Danny so erfolgreich bestechen konnten, warum haben Sie es nie bei Chris versucht?«
    »Weil ich genau wusste, was für ein Mensch er war.« Sie machte eine Pause. »Er war wie Sie, Alan. Ich konnte Sie nicht dazu bringen, das zu tun, was ich von Ihnen wollte. Bei Christopher war es genauso.«
    Mit ihr war eine Veränderung vorgegangen. Jetzt war sie nicht mehr die Frau, die es mit Chris als ebenbürtigem Gegner aufgenommen und ihn vernichtet hatte. Sie war auch nicht mehr die Frau, die mir schmeichelte und die, wenn auch nur aus der Entfernung, meine Blicke genoss. Sie war nur noch eine selbstsüchtige alte Frau, die ihren Kopf durchsetzen wollte, ganz gleich, wer sich ihr in den Weg stellte. Sie trampelte alles nieder. Und wenn es auch nur zwei Kinder waren. Ich glaube, es war ihre Verachtung für Susie, die meinen Entschluss zur Reife brachte.
    »Dann haben Sie Christopher also getötet, weil Sie es nicht ertragen konnten, vor allen Leuten zuzugeben, dass Sie Ihr gesamtes Geld verloren hatten. Dass die Anlagen, die Ihnen als Schutz gegen das wahre Leben dienten, im Krieg so sehr an Wert verloren hatten, dass Sie sich auf dem gleichen Niveau befanden wie der Rest der
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