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Schatten des Imperiums

Schatten des Imperiums

Titel: Schatten des Imperiums
Autoren: Steve Perry
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Gas strömte brausend aus und über sie hinweg, ein eisiger Nebel, ein wallender, seelenverschlingender Rauch, durch den Leia Vader dastehen und alles durch seine undurchdringliche Maske beobachten sah. Sie hörte 3PO stottern. »Was... was geht hier vor? Dreh dich um! Chewbacca, ich kann nichts sehen!«
    Han! O Han!
    Leia fuhr abrupt, mit jagendem Puls hoch. Das Bettlaken unter ihr war verschwitzt und zerwühlt, ihr Nachthemd feucht. Sie seufzte, schwang ihre Beine aus dem Bett, blieb sitzen und starrte die Wand an. Der eingebaute Chronometer verriet ihr, daß es drei Uhr morgens war. Die Luft im Raum roch abgestanden. Die Nächte auf Tatooine waren kalt, wie sie wußte, und sie dachte daran, das Fenster zu öffnen und etwas von dieser Kühle hereinzulassen. Aber im Moment brachte sie nicht die Kraft dafür auf.
    Ein Alptraum, sagte sie sich Das ist alles.
    Aber - nein. Sie konnte nicht so tun, als wäre es bloß ein Alptraum gewesen. Es war mehr als das. Es war eine Erinnerung. Es war passiert. Der Mann, den sie liebte, war in einem Block aus Karbonid eingefroren und von einem Kopfgeldjäger wie eine Frachtkiste weggeschleppt worden. Er war für sie verloren, irgendwo in den unendlichen Weiten der Galaxis.
    Sie spürte, wie die Gefühle in ihr hochstiegen, spürte die ersten Tränen, aber sie unterdrückte sie. Schließlich war sie Leia Organa, die Prinzessin der königlichen Familie von Alderaan, gewähltes Mitglied des imperialen Senats, eine Mitarbeiterin der Allianz zur Wiederherstellung der Republik. Alderaan existierte nicht mehr, war von Vader und dem Todesstern zerstört worden; der imperiale Senat war aufgelöst; die Allianz war dem Gegner an Truppenstärke und Feuerkraft zehntausendfach unterlegen, aber sie war, wer sie war. Sie würde nicht weinen.
    Sie würde nicht weinen.
    Sie würde die Beherrschung wahren.
    Drei Stunden nach Mitternacht, und der halbe Planet schlief. Luke Skywalker stand barfuß auf der Stahlbetonplattform, sechzig Meter über dem Sand, und starrte das straffe Drahtseil an. Er trug eine schlichte schwarze Hose, ein schwarzes Hemd und einen schwarzen Ledergürtel. Er hatte kein Lichtschwert mehr, obwohl er mit der Konstruktion einer neuen Waffe begonnen hatte und dazu die Pläne benutzte, die er in dem alten, ledergebundenen Buch in Ben Kenobis Behausung gefunden hatte. Man hatte ihm gesagt, daß es eine traditionelle Übung für einen Jedi war. So war er beschäftigt gewesen, während er darauf wartete, daß seine neue Hand endgültig mit seinem Arm verwuchs. Es hatte ihn davon abgehalten, zuviel nachzudenken.
    Die Beleuchtung im Zelt war gedämpft; er konnte kaum das straffe Drahtseil erkennen. Für diese Nacht hatte der Zirkus geschlossen; die Akrobaten und Clowns und Taurücken schliefen schon lange. Die Zuschauer waren nach Hause gegangen, und er war allein; allein mit dem Seil. Bis auf das Knistern des Kunststoffzeltes, das in den Armen der Tatooine-Sommernacht abkühlte, war alles still. Der Wüstentag gab seine Hitze schnell ab, und außerhalb des Zeltes war es so kalt, daß man eine Jacke brauchte. Der Geruch der Taurücken stieg zu ihm auf und vermischte sich mit dem seines eigenen Schweißes.
    Der Posten, der Lukes mentalem Befehl gehorcht und ihn in das riesige Zelt gelassen hatte, hielt am Eingang Wache, ohne sich seiner Anwesenheit bewußt zu sein. Diese Art der Kontrolle war eine Jedi-Fähigkeit, eine weitere, die er gerade erlernte.
    Luke atmete tief ein und stieß die Luft langsam wieder aus. Unter ihm gab es kein Netz, und ein Sturz aus dieser Höhe würde mit Sicherheit tödlich enden. Er mußte es nicht tun. Niemand verlangte von ihm, daß er auf dem Seil balancierte.
    Niemand - bis auf ihn.
    Er reduzierte seine Atem- und Herzschlagfrequenz und entspannte sich, wie er es gelernt hatte. Zuerst hatte ihn Ben, dann Master Yoda die uralten Künste gelehrt. Yodas Übungen waren rigoroser und anstrengender gewesen, aber unglücklicherweise hatte Luke seine Ausbildung nicht beenden können. Aber damals hatte er auch keine große Wahl gehabt. Han und Leia waren in Todesgefahr gewesen, und er hatte fortgehen müssen, um ihnen zu helfen. Weil er fortgegangen war, hatten sie überlebt, aber.
    Die Konsequenzen waren nicht angenehm gewesen. Nein. Ganz und gar nicht.
    Und dann war da noch die Begegnung mit Vader...
    Er spürte, wie sich sein Gesicht verhärtete, seine Kiefermuskulatur verspannte, und er unterdrückte den Zorn, der wie eine hormonelle Flutwelle in ihm aufstieg,
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