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Schatten Der Versuchung

Titel: Schatten Der Versuchung
Autoren: Christine Feehan
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wirklich, das Mindeste, was du tun könntest, ist, deinem Elend ein Ende zu machen und es hinter dich zu bringen.«
    »Guten Abend, Natalya.« Die Stimme war melodisch und hatte eine fast hypnotische Wirkung.
    »Wenn das nicht mein guter Freund Arturo ist.« Natalya schenkte dem Vampir ein falsches Lächeln. »Wie schön, dich wiederzusehen. Es ist lange her.« Sie zeigte mit einer Pistole auf Henrik. »Dein Schwächling von Partner macht furchtbar viel Getöse. Könntest du ihn nicht erledigen, damit wir uns ohne Geräuschkulisse unterhalten können? Wenn es etwas gibt, das ich nicht ausstehen kann, dann einen wehleidigen Vampir.« Sie provozierte Henrik absichtlich, weil sie wusste, dass Vampire mehr Fehler machten, wenn sie wütend waren.
    »Du hast dich kaum verändert.«
    »Ich bin noch boshafter geworden.« Sie zuckte die Schultern und grinste. »Allmählich verliere ich nämlich die Geduld mit euch.«
    Arturo warf einen Blick auf den blutenden Vampir, der sich auf dem Boden krümmte. »Das sehe ich. Er ist tatsächlich ziemlich laut.« Er ging zu seinem Partner, riss ihm das Messer aus der Brust und warf es beiseite. Dann stieß er den anderen verächtlich mit dem Fuß an. »Steh auf, Henrik.«
    Sein Partner schaffte es, auf die Beine zu kommen. Er fluchte und fauchte vor Wut, und Speichel und Blut liefen ihm übers Gesicht. »Ich bring dich um«, zischte er Natalya hasserfüllt an.
    »Halt den Mund«, sagte Natalya. »Du wiederholst dich.«
    »Diesmal entkommst du nicht«, erklärte Arturo. »Gegen Henrik, mich und die Wölfe hast du keine Chance. Hörst du sie? Sie sind unterwegs, um uns zu unterstützen.«
    »Du nimmst einem jeden Spaß am Kämpfen, weil du nie fair kämpfst«, beschwerte Natalya sich. »Du hast keinen Funken Ehre im Leib.«
    Arturo lächelte sie mit seinen makellosen weißen Zähnen an. »Was zählt letzten Endes schon Ehre, Natalya? Gar nichts.«
    In dem Moment, als Vikirnoff von Shrieder den dichten Wald betrat, wusste er, dass hier etwas Böses lauerte. Es lag so etwas wie eine Warnung im Schweigen des Waldes und in der Art, wie die Erde erschauerte und die Bäume sich krümmten. Nicht ein einziges Lebewesen regte sich. Nicht dass es von Bedeutung gewesen wäre. Er war Jäger und rechnete ständig mit Gefahren. Das war die Lebensweise, die er seit Jahrhunderten akzeptierte.
    Nach einem Schritt blieb er abrupt stehen, als das Gras unter seinen Füßen zitterte. Halb und halb in der Erwartung, die Halme welken zu sehen, schaute er nach unten. Schrak selbst der Wald vor einem direkten Kontakt mit ihm zurück? Spürte er die Dunkelheit in Vikirnoff, die jeden seiner Schritte, jeden seiner Atemzüge überschattete? Die Natur mochte in ihm durchaus ein Monster sehen – einen Vampir, einen Karpatianer, der sich bewusst dafür entschieden hatte, für den kurzlebigen Machtrausch und die Emotionen, die das Töten und das Blut hervorriefen, seine Seele preiszugeben.
    Es war möglich. Hatte er eine Entscheidung getroffen und wusste nicht mehr, ob er gut oder schlecht war? War so etwas schon jemals vorgekommen? Der Gedanke hätte ihn belasten sollen, tat es aber nicht. Er empfand gar nichts, nicht einmal, als er die Möglichkeit erwog, dass er kein ganzer Karpatianer mehr war, dass das Raubtier in ihm alles bis auf einen winzigen Funken in seiner Seele verschlungen hatte.
    Er fiel auf die Knie, fuhr mit seinen Händen durch die Schichten von Zweigen und Laub, die den Waldboden bedeckte, und tauchte sie tief in die schwere, dunkle Erde, während er sein Gesicht dem Nachthimmel darbot. »Susu«, murmelte er. »Ich bin daheim.« Seine Muttersprache ging ihm leicht über die Lippen, und sein Akzent war stärker als sonst, als könnte er allein dadurch, dass er in den Karpaten war, eine Reise in die Vergangenheit unternehmen.
    Nach all den Jahrhunderten des Exils im Dienst für sein Volk war er endlich an den Ort seiner Geburt zurückgekehrt. Schweigend kniete er auf dem Roden und wartete auf etwas. Irgendetwas, eine leise Gefühlsregung oder Erinnerung. Er hatte erwartet, dass ihm die Heimaterde Frieden oder Gelassenheit schenken würde, aber da war nur dieselbe karge Leere, in der er immer erwachte.
    Nichts. Er fühlte absolut nichts. Vikirnoff senkte den Kopf, kauerte sich auf seine Fersen und schaute sich um. Was er wollte oder sogar brauchte, wusste er nicht, doch eine Flut von Empfindungen gab es jedenfalls nicht für ihn. Kein Hochgefühl. Keine Enttäuschung. Nicht einmal Verzweiflung. Der Wald
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