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Schatten Der Versuchung

Titel: Schatten Der Versuchung
Autoren: Christine Feehan
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sich rings um sie erstreckte. In dieser Gegend gab es zweimal so viel Niederschläge wie in den angrenzenden Gebieten, und die endlosen Wälder und üppigen grünen Hügel zeugten von den Wassermengen, die Bäche und Flüsse speisten. Die satten Grünschattierungen zogen sie fast magisch tiefer in den Wald hinein. Warum kannte sie diesen Ort? Wie hatte sie davon träumen können? Woher wusste sie, dass der Pfad, der kaum mehr als eine Wildspur war und der nach links abging, tief ins Waldesinnere und weiter auf den schmalen Weg führte, der sie zum Gipfel bringen würde, direkt in die wirbelnden Nebelschwaden, wohin sich nur wenige Leute wagten?
    Sie bewegte sich in einem leichtfüßigen, zügigen Laufschritt, der sie schnell durch das Unterholz brachte. Sie musste es vor Sonnenaufgang zum Gipfel schaffen und den Eingang zu den Höhlen finden.
    Der Wald wurde dichter und die Vegetation üppiger, als sie durch das scheinbar undurchdringliche Gehölz lief. Über ihrem Kopf schlangen sich die Äste ineinander und hielten einen Großteil des Mondlichts ab. Natalya bereitete es keine Probleme zu sehen, wohin sie lief. Zusätzlich zu einer hervorragenden Nachtsicht verfügte sie von jeher über eine Art angeborenes Radarsystem, mit dessen Hilfe sie Hindernissen mühelos ausweichen konnte.
    Sie bewegte sich schnell, aber mit instinktiver Vorsicht und Wachsamkeit; sie nahm das leiseste Rascheln, den schwächsten Geruch ebenso wahr wie das Schweigen der Vögel, alles Anzeichen, die ihr verraten würden, dass sie nicht allein war.
    Plötzlich wurde ihr Mund trocken, ihr Puls beschleunigte sich, und ihre Nackenhaare sträubten sich leicht. Sie wurde beobachtet.
    Hinter ihrem Rücken huschten Schatten um Räume herum, als wollten sie Natalya einkreisen. Sie lief unbeirrt in ihrem stetigen Tempo weiter. Reim Laufen verlagerte sie ihren Griff um den Wanderstock in die vertrauten Vertiefungen, um ihn sofort einsatzbereit zu haben.
    Der erste Wolf sprang aus der Deckung des Dickichts hervor, als sie über einen kleinen Bach setzte. Natalya wurde nicht langsamer, sondern konterte den Angriff mit einem kräftigen Hieb ihres schweren Stocks. Ein lautes Krachen war zu hören, und der Wolf wich winselnd zurück, als sie vorbeilief. Sie fuhr herum, zog geschickt den Degen aus dem Stock und stellte sich dem Tier.
    »Wenn du mit mir kämpfen willst, Bruder, dann tu es. Ich habe einen wichtigen Weg vor mir, und du hältst mich auf.« Sie murmelte die Worte deutlich hörbar, während sie sich dem Tier näherte und dabei bewusst in den Wind trat, damit das Rudel ihre Witterung aufnehmen konnte.
    Der Wolf hielt seine Schnauze in die Luft und wich, plötzlich vorsichtig geworden, vor ihr zurück. Die anderen Mitglieder des Rudels schwärmten unruhig aus. Natalya gab ein tiefes, kehliges Knurren von sich, die Warnung eines gefährlichen wilden Tieres. Als sie dem Rudel die Zähne zeigte, begann in ihren strahlend grünen Augen ein tiefes, sattes Blau zu wirbeln, das sie beinahe milchig erscheinen ließen, und durch ihr Haar zogen sich pechschwarze und leuchtend orange, beinahe rote Streifen. Die Wölfe ergriffen die Flucht. Nur das Alpha-Weibchen blickte zurück und fletschte knurrend die Zähne, um ihr Missfallen über den unbekannten Geruch zu bekunden. Natalya stieß ein warnendes Zischen aus, und das Weibchen jagte hinter dem Rudel her.
    »Ja, das habe ich mir schon gedacht«, rief Natalya den Tieren nach und schob den Degen wieder in den Stock. Sie wartete einen Moment, bis sie sicher war, dass die Wölfe nicht zurückkommen würden, ehe sie ihren Weg fortsetzte.
    Leichtfüßig sprang sie über einen umgestürzten Baumstamm, der mit Farn und Moos überwachsen war, und blieb dann abrupt stehen, als direkt vor ihr ein Mann hinter einem Baum hervortrat. Er war groß und dunkelhaarig und wirkte mit seinen breiten Schultern und dem charmanten Lächeln ausgesprochen attraktiv. Natalya überprüfte die Umgebung mit äußerster Wachsamkeit. Er war nicht allein, davon war sie überzeugt.
    Sie ließ ihren Rucksack auf den Boden fallen und lächelte den Mann an. »Ich habe dich schon vor einer guten Stunde erwartet.«
    Er machte eine elegante Verbeugung. »Dann tut es mir leid, dass ich mich verspätet habe, werte Dame. Ich bin hergekommen, um alles für Ihre Ankunft vorzubereiten.« Mit einer weit ausholenden Handbewegung zeigte er auf die Umgebung.
    »Wäre nicht nötig gewesen, sich in Schale zu schmeißen«, bemerkte Natalya. »Obwohl die
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