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Schatten Der Versuchung

Titel: Schatten Der Versuchung
Autoren: Christine Feehan
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ausmacht. Ich habe genug zu essen und zu trinken für mehrere Tage dabei, und Mitte nächster Woche bin ich wieder da, wenn nicht früher.«
    Slavica begleitete sie durch den Speisesaal. Natalya spähte verstohlen zu dem Fremden, der an der Theke saß und sich mit Mirko unterhielt. Er schien völlig ins Gespräch vertieft, aber sie traute ihm nicht. Er hatte Interesse an ihr gezeigt, und es war nicht das normale Interesse eines Mannes an einer Frau gewesen. Sie hatte keine Ahnung, was dahintersteckte, doch sie würde kein Risiko eingehen. Sie nickte kurz in seine Richtung. »Wer ist das? Ich habe ihn hier noch nie gesehen.«
    »Er kommt oft hier vorbei, wenn er geschäftlich unterwegs ist.« Slavicas Gesichtsausdruck verriet nichts. »Er ist eher wortkarg. Ich weiß nicht, in welcher Branche er arbeitet.«
    »Ist er verheiratet?«
    Die Wirtin machte ein beunruhigtes Gesicht. »Dieser Mann ist nichts für dich, Natalya. Er ist hier willkommen, wie alle Reisenden es sind, aber er ist nichts für dich.«
    Natalya riskierte keinen Blick mehr in die Richtung des Mannes. Er beobachtete viel zu scharf, und sie wollte nicht seine Aufmerksamkeit erregen. Sie ging durch den Speisesaal in die kleine Küche mit dem unvermeidlichen Schafkäse und den Körben voller Kartoffeln. »Keine Sorge, ich halte nicht Ausschau nach einem Mann.«
    »Ich habe die Sehnsucht auf deinem Gesicht und in deinen Augen gesehen, wenn du Kinder anschaust. Wenn du Ehepaare siehst«, sagte Slavica sanft. »Du wünschst dir eine eigene Familie.«
    Natalya zuckte nachlässig die Schultern, wich aber dem Blick der anderen aus, weil sie nicht das Mitleid in ihren Augen sehen wollte. Waren ihre geheimen Wünsche so offensichtlich? Wann war es für sie zu einem Problem geworden, ihre Gefühle hinter ihrer sorgfältig kultivierten, forschen Persönlichkeit zu verbergen? »Ich bin gern auf Reisen. Ich wäre nicht gern angebunden.« Das war eine himmelschreiende Lüge, und sie wusste, dass sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben verraten hatte.
    »Es ist ganz normal, sich einen Mann und eine Familie zu wünschen. Ich habe auf den Richtigen gewartet«, erzählte Slavica. »Auch als meine Eltern und die Nachbarn fanden, dass ich zu alt wäre und ihm nie begegnen würde, hielt ich es für besser zu warten, als mich an jemanden zu binden, mit dem ich nicht mein ganzes Leben zusammen sein wollte. Ich habe auf Mirko gewartet, und das war richtig. Wir haben eine schöne Tochter und dieses Gasthaus, und das ist genug. Wir sind glücklich miteinander. Du verstehst, Natalya? Nimm nicht einfach irgendeinen Mann, bloß weil du glaubst, deine Zeit läuft ab.«
    Natalya nickte feierlich. »Ich verstehe, was du meinst, und bin ganz deiner Meinung. Aber ich bin wirklich nicht verzweifelt auf der Suche nach einem Mann, ganz im Gegenteil. Wir sehen uns bald.« Sie stieß die Küchentür auf, winkte der besorgt blickenden Gastwirtin zu und eilte hinaus.
    Nach der Wärme des Gasthofs war die Nachtluft kalt, doch darauf war Natalya vorbereitet. Mit forschen Schritten ging sie die schmale Straße hinunter, die zu dem Bergpfad führte. Als ein unbeladenes Pferdefuhrwerk an ihr vorbeirumpelte, rief sie dem Mann zu, ob sie mitfahren könne. Der Bauer zögerte kurz, bevor er anhielt. Natalya raffte ihren Rock und lief zu ihm, ehe er es sich anders überlegen konnte. Die meisten Einheimischen benutzten Pferdewagen statt Autos. Es waren einfache Gefährte, Karren auf Rädern, die von einem oder zwei Pferden gezogen und von Umzügen bis zum Transport großer Heuballen praktisch für alles verwendet wurden.
    »Danke schön«, sagte sie, während sie ihren Wanderstock auf die Ladefläche warf und hinterherkletterte. Sie lehnte sich an die Rückwand des Karrens, da sie dem Bauern nicht noch mehr Unbehagen bereiten wollte, als er anscheinend ohnehin schon dabei empfand, eine fremde Frau auf der Straße aufzulesen.
    Zu ihrer Überraschung sprach er sie an. Die meisten älteren, verheirateten Männer waren in Gegenwart junger, alleinstehender Frauen eher reserviert. »Was machen Sie denn noch so spät draußen? Die Sonne ist schon untergegangen.« Er schaute sich nervös um.
    »Ja, das stimmt«, bestätigte sie, ohne auf seine Frage einzugehen. »Sie sind auch noch spät unterwegs.«
    »Ist nicht gut«, sagte er. »Nicht heute Nacht.« Er senkte seine Stimme, doch seine Sorge war nicht zu überhören. »Sie sollten heute Nacht lieber bei mir und meiner Frau unterkriechen. Ich könnte Sie auch zum
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