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Schatten Der Versuchung

Titel: Schatten Der Versuchung
Autoren: Christine Feehan
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fordern.«
    Natalya spähte in das dunkle Waldesinnere. Bis jetzt war es einfach zu leicht gegangen. Keiner der beiden Vampire versuchte sie zu töten. Die Begegnungen, die sie in letzter Zeit mit den Untoten gehabt hatte, waren insofern seltsam gewesen, als keiner von ihnen die Absicht zu haben schien, sie umzubringen. Das verschaffte ihr zwar einen Vorteil im Kampf, verhieß aber nichts Gutes für ihre Zukunft. Sie hatte vor einigen Jahren entdeckt, dass man aus einem ihr unbekannten Grund Jagd auf sie machte und dabei sehr hartnäckig war.
    »Ich glaube, du brauchst ihn eigentlich nicht, Arturo«, sagte sie. »Er ist ein ziemlich armseliges Exemplar, findest du nicht?«
    »Aber ein nützliches Opfer«, machte Arturo sie aufmerksam.
    Natalya hatte Probleme mit ihrem Sehvermögen. Farben liefen vor ihren Augen ineinander, Farben, die trotz der dunklen Wolken, die sich um den Mond ballten, hell und strahlend waren. Die Blätter an den Bäumen glitzerten silbrig und blendeten sie, sodass ihr räumliches Wahrnehmungsvermögen litt, als sie zum Angriff auf Arturo überging. Sie konnte es sich nicht leisten zu warten. Es war offensichtlich, dass Arturo Henrik als Verzögerungstaktik einsetzte, während er auf Verstärkung wartete, und Natalya wusste, dass der unbekannte Jäger unterwegs war.
    Aus reiner Notwendigkeit holte sie zum tödlichen Schlag aus, indem sie einen Salto durch die Luft schlug und das Messer, das sie an ihrem Handgelenk verbarg, erst im letzten Moment zog und direkt auf Arturos Brust zielte. Er sprang zur Seite, sodass sie nur seinen Arm und seine Schulter erwischte und mit einem langen, dünnen Schnitt aufschlitzte. Als sie an ihm vorbeiglitt, holte er mit seinem anderen Arm aus und hieb seine scharfen Krallen in ihre Seite.
    Ein jäher Schmerz drang Vikirnoff tief bis ins Mark. Als er nach unten schaute, stellte er zu seinem Entsetzen fest, dass Blut aus einer klaffenden Wunde lief. Er legte eine Hand an seine Seite. Seine Augen begannen, rot zu glühen, seine Eckzähne wurden lang und spitz, und ein tiefes Knurren kam aus seiner Kehle, während er seine Form wandelte und die Gestalt einer Eule annahm. Seine Muskeln verbogen sich, seine Sehnen spannten sich an, und dann war der Schmerz verschwunden. Wieder schaute er nach unten. Es war kein Blut mehr zu sehen. Nichts. Seine Kleidung und seine Haut waren unversehrt, und seine schillernden Federn, die nach vollendeter Formwandlung seinen Körper bedeckten, ebenfalls.
    Er hatte geglaubt, die Gefahr, die sie gespürt hatte, wäre von ihm selbst ausgegangen und ihre Entschlossenheit hätte sich gegen ihn gerichtet. Aber jemand anders, irgendein böses und heimtückisches Wesen, hatte sie in eine Falle gelockt, und sie hatte einen schrecklichen Preis bezahlt. Wenn es nicht sein Blut und seine Schmerzen waren, konnte es nur von ihr stammen. Der Vampir, den er vorhin gewittert hatte, war nicht zwischen ihnen, sondern hatte die Frau bereits gefunden. Irgendwo vor ihm kämpfte seine wahre Gefährtin um ihr Leben.
    In seiner Gestalt als Eule warf Vikirnoff den Kopf zurück und brüllte vor Zorn. Mit schweren Schlägen seiner gewaltigen Schwingen jagte er in einem selbstmörderischen Wettlauf mit der Zeit durch die Bäume hindurch, so knapp, dass er die Äste streifte. Er hielt sich im Schutz des undurchdringlichen Laubdachs und manövrierte eher mit seinem Instinkt als mit seiner Sehkraft. Als er eine verstärkte Unruhe wahrnahm, drosselte er sein Tempo, indem er nach Art einer echten Eule über den Bäumen kreiste und sich dabei langsam in die Höhe schraubte, um seine Beute auszumachen.
    Unter ihm waren Bewegungen wahrzunehmen, dunkle, schattenhafte Schemen, die lautlos durch den Wald huschten und von einem Schatten zum nächsten glitten. Der wilde Geruch des Wolfs vermischte sich mit dem süßen Duft von Blut. Direkt unter ihm war ein Gestrüpp aus dichtem Strauchwerk, umgeben von einem Baumkreis. Die Äste verflochten sich ineinander und bildeten ein scheinbar undurchdringliches Dach. Vikirnoff ließ sich durch die Zweige weiter nach unten sinken und machte seine Gestalt kleiner, ohne sich darum zu kümmern, dass der Einsatz von magischen Kräften seine Anwesenheit verraten könnte. Er konnte einen Vampir sehen, der sich knurrend und fluchend auf dem Boden wand und finstere Racheschwüre ausstieß, während er versuchte, mehrere Messer aus seinem Fleisch zu ziehen.
    Vikirnoff wusste, dass sich seine Gefährtin in diesem Dickicht befand. Sämtliche
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