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Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Titel: Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)
Autoren: Maria Norda
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mit mir
gesprochen. Ihre Worte taten weh, schienen sie doch genau das laut
auszusprechen, was ich seit einer Woche mit mir herumtrug. Wie sollte ich das
jemals überstehen? Wie sollte ich ihn jemals vergessen oder damit abschließen?
    »Ich weiß, dass er dich sehr geliebt
hat. Wenn du ihn auch nur ein wenig so sehr geliebt hast, wie er dich, dann
musst du ihn gehen lassen. Er konnte sich nicht anders entscheiden.« Sie hob
ihren Kopf und sah mir direkt in die Augen. »Es gibt Dinge, denen sind wir
hilflos ausgeliefert. Sein Vater, ich, er, – und jetzt auch du.«
    Fragend starrte ich sie an, wartet
auf eine Erklärung, aber die gab es nicht. Schnell zog sie sich zurück und ging
wieder nach drinnen. Ich konnte mich nicht bewegen, ihr nicht folgen und so sah
ich nur, wie sie den Raum verließ.
    Minuten verstrichen und in meinem
Kopf herrschte pures Chaos. Was hatte das alles zu bedeuten?
    Auf dem Kiesweg nicht weit entfernt
hörte ich Schritte. Ich sah nach unten und erblickte Ines, wie sie versuchte,
schnell das Gelände zu verlassen.
    »Ines warte!«, rief ich ihr hinterher,
aber sie schien mich nicht zu hören. »INES!« Ich schrie mit aller mir noch zur
Verfügung stehenden Kraft, doch sie zuckte nicht einmal und dann war sie hinter
den Bäumen verschwunden.
    Meine Gedanken schwirrten von einem
Satz zum Nächsten. Was hatte sie da erzählt? Er konnte sich nicht anders
entscheiden? Hatte er denn überhaupt etwas mitzubestimmen, als sein Herz
entschied nicht mehr zu schlagen? Hatte er denn eine Wahl gehabt? Hätte dies
alles hier anders ausgehen können?
    Ich spürte, wie etwas Feuchtes meine
Wange entlang ran und schmeckte den salzigen Geschmack auf meinen Lippen.

Kapitel
4
     
    Ewig schien er auf die Unterlagen vor
sich zu blicken. Nicht ein Mal sah er auf und ließ mich erahnen, ob es das war,
was er erwartet hatte. Die Seiten mussten inzwischen beinah tausend Mal durch
seine Finger gegangen sein und die Minuten verstrichen.
    Herr Merckel saß an seinem großen,
massiven Schreibtisch und war dabei, den Abschlussbericht meines Projektes zu
studieren. Alles war bis dato planmäßig abgelaufen und wenn er es absegnete,
würde die Kampagne kommende Woche online geschaltet werden.
    Fast bedächtig griff er nach seinem
Füllfederhalter, setzte seine Unterschrift auf die letzte Seite und schloss die
Mappe.
    »Das war hervorragende Arbeit. Ich
wusste, dass Sie es schaffen würden Emilia, aber von dem Ergebnis bin ich mehr
als überrascht.« Mit einem leicht irritierten Blick sah er zu mir auf. »Sie
haben meine vollste Hochachtung und dass Sie das unter den gegebenen Umständen
zu einem mehr als erfolgreichen Ende geführt haben, ist bemerkenswert.«
    Er stand auf und reichte mir die
Hand. Seine Hände waren angenehm warm, auch wenn sein Griff etwas zu fest war.
    »Kontaktieren Sie die IT Abteilung,
meinen Segen haben Sie«, verabschiedete er mich und mein Bauch machte einen
kleinen Purzelbaum.
    Ich hatte es tatsächlich geschafft.
Seinen letzten Kommentar zu meiner Lebenssituation versuchte ich beim Gehen aus
meinem Gedächtnis zu streichen. Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass diese
Projektverantwortung das Einzige war, das mich derzeit früh aufstehen ließ.
Dann würde er nur wieder davon anfangen, mich zwangszubeurlauben und das war
das Letzte, was ich momentan wollte. Das ging einfach nicht.
    Als ich an meinem Schreibtisch ankam,
hatte sich eine kleine Schar darum versammelt und neben meiner Tastatur stand
ein monströs anmutender Blumenstrauß. Alle waren gespannt, wie das Urteil wohl
ausgefallen sei und als ich ihnen ein strahlendes Lächeln schenkte, brandete
Applaus auf.
    »Ach Emilia, das ist ja so wunderbar!
Das hast du dir so verdient!«, preschte Clara, unsere Teamassistenten, hervor
und überrumpelte mich mit einer herzlichen Umarmung. Sie war wie die Mutter unserer
Abteilung. Wie eine kleine Fee sorgte sie immer dafür, dass wir in Ruhe unseren
Aufgaben nachgehen konnten. Wann immer man ihre Unterstützung brauchte, war sie
zur Stelle. Immer kümmerte sie sich aufopferungsvoll um uns und ich konnte mir unsere
Abteilung ohne ihre selbstgebackenen Muffins kaum noch vorstellen.
    Als sie endlich von mir abließ kamen
auch die anderen auf mich zu, um mir zu gratulieren. Eine Hand schüttelte die Nächste
und gegenseitig schlug man sich auf die Schultern.
    »Danke Leute, das ist echt lieb von
euch. Aber lasst uns bitte nicht vergessen, dass es unser aller Erfolg ist.
Ohne euch wäre das alles nicht
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