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Schatten der Angst (German Edition)

Schatten der Angst (German Edition)

Titel: Schatten der Angst (German Edition)
Autoren: Lena Diaz
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eine ungenannte Quelle und drückte nicht das geringste Bedauern angesichts der Tatsache aus, dass die Familie O’Donnell womöglich ihre Sendung anschaute.
    Der Moderatorin schien es regelrecht Spaß zu machen, weitere Details zu enthüllen. Sie berichtete den Zuschauern von zahlreichen Stichwunden und stellte Vermutungen darüber an, ob das Opfer erwürgt worden war. Dann erwähnte sie etwas, was Richards nicht erzählt hatte: Als das Opfer gefunden wurde, hielt es eine langstielige rote Rose in den Händen.
    Amanda fröstelte und schlang die Arme um ihren Leib, sie spürte kaum, wie sich ihre Fingernägel durch das dünne Baumwoll-Top in ihre Haut bohrten.
    War der Stiel ganz glatt gewesen? Hatte der Mörder alle Dornen entfernt? Alle, außer einem einzigen?
    Der Bildschirm verschwamm vor ihren Augen, und sie befand sich wieder in der Hütte von damals und lauschte auf das Geräusch von Danas entsetzten Schluchzern.
    Der Entführer saß auf Amandas Bauch und hielt eine Rose in der Hand, deren süßer Duft zu ihr drang und sich mit dem metallischen Geruch nach Blut vermischte. Er pflückte einen Dorn vom Stiel. »Er tötet mich.« Dann noch einen. »Er tötet mich nicht.«
    Seine abscheuliche Version des Kinder-Abzählreims ging weiter, während er einen Dorn nach dem anderen abriss und sie nacheinander auf ihren blutverschmierten Bauch fallen ließ. Als nur noch ein einziger Dorn übrig blieb, leuchteten seine schwarzen Augen in den Löchern der Kapuzenmaske auf, die seinen Schädel und den Großteil seines Gesichts bedeckte, jedoch nicht die grausame Linie seiner Lippen, als sie sich zu einem entzückten Lächeln verzogen.
    Er beugte sich zu ihr hinunter und presste seinen Mund an ihr Ohr, wobei sein Atem über ihre nackte Haut strich. Sie erschauderte vor Abscheu, woraufhin seine Hand sich in ihrem Haar verkrallte und er ihr schmerzhaft den Kopf nach hinten bog. »Er tötet mich«, flüsterte er.
    Er ließ die Rose fallen, griff hinter sich und zog ein langes, schartiges Messer hervor. Die bösartigen, scharfen Zacken schimmerten im gedämpften Licht, als er es über den Kopf hob.
    Mit einem unterdrückten Schrei riss sich Amanda aus dem Albtraum ihrer Vergangenheit. Nach Luft ringend und mit klopfendem Herz sank sie auf die Couch und versuchte, sich zu beruhigen. Allmählich tauchte der Fernseher wieder in ihrem Blickfeld auf. Channel Ten berichtete immer noch von dem grausigen Fund im Park. Adams spekulierte über eine mögliche Verbindung zwischen dem O’Donnell-Mord und dem Mord an Dana Branson vor ein paar Jahren. Ein Bild von Dana, das sie in der Universität von Florida zeigte, füllte den Bildschirm. Danach zeigte die Kamera eine Nahaufnahme von ihrem Grabstein.
    Als ein Archivbild von Amanda, die gerade das Krankenhaus verließ, über den Bildschirm flimmerte, schaltete sie den Fernseher aus und ließ die Fernbedienung auf den Boden fallen. Mit zitterndem Finger fuhr sie über die rauen Ränder der langen, höckrigen Narbe, die in einer Zickzacklinie über die rechte Seite ihres Gesichts verlief; eine Narbe, die trotz vier schmerzhafter Operationen niemals vollständig hatte beseitigt werden können. Eine Narbe, die sie täglich an das Grauen erinnerte, das sie so verzweifelt zu vergessen versuchte.
    Doch sosehr sie es auch versuchte, sie konnte niemals den Preis vergessen, den ihre Feigheit sie gekostet hatte: Danas Leben.
    Wütend wischte sie an den heißen Tränen herum, die ihr die Wangen herunterliefen, und fragte sich, wer vor all den Jahren wirklich davongekommen war. Sie? Oder Dana?
    Logan hatte gedacht, er wüsste, wie die Hölle aussah. Im vergangenen Jahrzehnt hatte er in ihr gelebt und versucht, eine Entscheidung wiedergutzumachen, die er in Sekundenbruchteilen getroffen hatte und die nicht mehr rückgängig zu machen war.
    Aber das hier war nicht die Hölle.
    Es kam ihr nicht einmal nah.
    Die Hölle war es, den O’Donnells mitzuteilen, dass ihre Tochter ermordet worden war. Die Hölle war es, mit ansehen zu müssen, wie das Licht der Hoffnung in ihren Augen erstarb, und dabei zuzusehen, wie Carolyns Mutter zusammenbrach, das tränennasse Gesicht voller Trauer.
    Wenn sie wütend gewesen wären und ihn dafür verflucht hätten, dass es ihm nicht gelungen war, ihre Tochter zu retten, dann wäre es vielleicht einfacher gewesen. Stattdessen schüttelte Mr O’Donnell Logan die Hand, dankte ihm für seine Bemühungen und tätschelte ihm die Schulter, so als wäre er derjenige, der getröstet
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