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Schatten der Angst (German Edition)

Schatten der Angst (German Edition)

Titel: Schatten der Angst (German Edition)
Autoren: Lena Diaz
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verlassen hatte, blickte Amanda in den Rückspiegel und hoffte wie jedes Mal, seinen schwarzen Mustang zu erspähen. Doch obwohl sie absichtlich langsam gefahren war, für den Fall, dass er endlich Vernunft annahm und ihr folgte, blieb der Rückspiegel leer, genauso wie ihr Herz.
    Im Geiste spielte sie ihr Gespräch noch einmal durch, oder besser gesagt, das, was sie zu ihm gesagt hatte. Vielleicht hätte sie mehr Verständnis zeigen sollen, was das Geld anging. Dennoch, sie wollte sein Geld nicht. Sie wollte seine Liebe. Wie konnte er sie nur gehen lassen? Als Polizist setzte er sich täglich für Menschen ein, die er nicht kannte. Warum konnte er sich dann nicht für sie einsetzen und um sie kämpfen?
    Das Geräusch einer Polizeisirene ließ sie erneut in den Rückspiegel blicken. Ein Streifenwagen näherte sich ihr mit großer Geschwindigkeit und blitzendem Rot- und Blaulicht. Ihr Puls ging schneller, als erneut Hoffnung in ihrem Herzen aufkeimte. War Logan ihr am Ende doch noch gefolgt?
    Der Wagen fuhr jetzt direkt hinter ihr. Es war nicht Logan, sondern ein Polizist des Staates Florida, der ihr mit einer Geste bedeutete, rechts heranzufahren. Sie riss das Lenkrad herum und hielt auf dem Standstreifen des zweispurigen Highways. Als sie das Fenster herunterkurbelte, traf die Sommerhitze sie mit voller Wucht. Tränen drohten ihr in die Augen zu steigen, doch sie kämpfte sie nieder, entschlossen, nicht um einen Mann zu weinen, der sie nicht wollte.
    Fünf Minuten später hatte sie ihre Gefühle wieder im Griff, aber der Polizist hatte sich immer noch nicht ihrem Wagen genähert. Sie drehte sich um, um zu sehen, warum er so lange brauchte. Er saß hinter dem Steuer und hatte den Kopf geneigt, als würde er etwas notieren.
    Vielleicht war das Verfahren geändert worden, seit sie das letzte Mal einen Strafzettel bekommen hatte, denn das war zu ihrer Collegezeit gewesen und schon lange her. Vielleicht wollte er auch nicht in der Hitze stehen, während er den Strafzettel ausstellte. Auf keinen Fall war sie zu schnell gefahren. Bestrafte er sie etwa dafür, dass sie zu langsam gefahren war? Außer ihr war auf dem ländlichen Highway weit und breit kein Auto zu sehen gewesen. Sie stellte ganz bestimmt kein Verkehrshindernis dar. Sie lehnte sich gegen die Kopfstütze, schloss die Augen, um das gleißende Sonnenlicht abzuhalten, und wartete. Und wartete.
    »Schönen guten Tag, Ma’am.«
    Der Staatspolizist stand jetzt mit Strafzettelblock und Stift in der Hand neben ihrem Wagen. Er hatte seinen Hut tief ins Gesicht gezogen, und seine Augen waren hinter der dunklen Sonnenbrille nicht zu sehen.
    »Officer«, sagte sie. »Ich glaube nicht, dass ich zu schnell gefahren bin. Habe ich etwas anderes …«
    »Zeigen Sie mir bitte Ihren Führerschein, die Versicherungskarte und die Fahrzeugpapiere, Ma’am«, schnarrte er.
    Ärger stieg in ihr hoch. Sie gab ihm die geforderten Papiere. »Officer«, versuchte sie es noch einmal, »könnten Sie sich bitte beeilen? Ich muss einen …«
    »Es dauert nur eine Minute, Ma’am.« Er tippte sich an die Hutkrempe und trottete zurück zu seinem Auto. Ging er etwa absichtlich langsamer, weil sie ihn gebeten hatte, sich zu beeilen? Unglaublich. Ein rascher Blick auf die Uhr an ihrem Armaturenbrett bestätigte ihre Befürchtungen. Durch ihre Trödelei hatte sie zu viel Zeit verloren. Wenn sie nicht bald in die Gänge kam, würde sie ihren Flug verpassen.
    In der Ferne war schrilles Sirenengeheul zu hören. Noch mehr Autobahnpolizei? Sie drehte sich um und erblickte einen herannahenden Streifenwagen mit eingeschaltetem Blaulicht. Als er näher kam, entdeckte sie, dass ihm ein weiterer folgte. Und noch einer. Vor ihr auf dem Highway musste es einen grässlichen Unfall gegeben haben.
    Ihre Augen wurden groß, als ihr klar wurde, dass es mehr Streifenwagen waren, als sie vorher gedacht hatte. Es war eine ganze Polizeiflotte im traditionellen Weiß-Grün von Shadow Falls. Beim Näherkommen zählte sie: sechs, sieben, acht – herrje, was zur Hölle hatte das zu bedeuten?
    Der erste Wagen raste an ihr vorbei, dann noch einer und noch einer, doch statt weiterzufahren, drosselten sie ihr Tempo und blockierten fünfzig Meter vor ihr die Fahrbahn, indem sie einen Halbkreis bildeten. Sie stellten zwar die Sirenen ab, das Polizeilicht blieb jedoch eingeschaltet.
    Sie warf dem Polizisten einen Blick zu. Er saß in seinem Wagen und grinste breit. Als er bemerkte, dass sie ihn anstarrte, tippte er mit dem
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