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Schatten der Angst (German Edition)

Schatten der Angst (German Edition)

Titel: Schatten der Angst (German Edition)
Autoren: Lena Diaz
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und Küche stehen und warf einen Blick auf die Uhr über dem Herd. Das Taxi würde bald kommen. Sie wollte, sie musste Logan ein letztes Mal sehen. Erst ignorierte er sie, und dann schickte er ihr auch noch Geld! Er würde erfahren, was sie über sein Verhalten dachte, ob er nun wollte oder nicht.
    Wenn sie das Taxi abbestellte und von Logans Haus aus direkt zum Flughafen fuhr, konnte sie das Flugzeug immer noch erreichen. Was für ein Ärgernis. Sie wollte ihren Wagen nur ungern auf den Kurzzeitparkplatz am Flughafen stellen, da sie mit dem Autohändler, der ihren Wagen verkaufen sollte, verabredet hatte, dass er den Wagen morgen bei ihrem Haus abholen sollte. Aber wenn sie sich beeilte, hatte sie immer noch genug Zeit, sich um alles zu kümmern und trotzdem nach Tennessee zu fliegen, um dort ein neues Leben zu beginnen.

24
    Amanda drosselte die Geschwindigkeit ihres alternden Honda und steuerte den Wagen in die schmerzlich vertraute Einfahrt zu Logans Haus. Als das Haus in Sichtweite kam, bremste sie ab, außerstande, der Gelegenheit zu einem letzten Blick darauf zu widerstehen. Jetzt, da sie wusste, dass Logan hier aufgewachsen war, konnte sie sich den bezaubernden kleinen Jungen so lebhaft vorstellen, der auf der weitläufigen Vorderveranda herumrannte, die Stufen zum Vorgarten hinuntersauste und lachend mit seiner Schwester Fangen spielte.
    Das Geräusch eines Hammers erschütterte plötzlich die Stille und zerstörte das heitere Trugbild. Das Geräusch kam aus dem Garten. Amanda parkte seitlich vom Haus vor der frei stehenden Garage. Das Hämmern war lauter geworden. Neugierig geworden erklomm sie die Verandastufen und achtete darauf, keine Bewegung zu machen, die das Ziehen in ihrer Seite verstärkte.
    Auf dem Treppenabsatz blieb sie stehen. Sie war nicht darauf vorbereitet gewesen, Logan ohne Hemd, mit vor Schweiß glänzendem Oberkörper und nur einem Paar Baumwollshorts bekleidet zu sehen. Sehnsucht durchzuckte sie, und der Anblick seiner Muskeln, wie sie sich bei jedem Schlag zusammenzogen, war fast zu viel für sie. Sie verzehrte sich danach, von ihm gehalten zu werden, doch die Kluft zwischen ihnen war einfach zu groß.
    Er kniete auf dem Boden, schlug einen Nagel in eine helle neue Verandadiele und bemerkte sie nicht. Das Holz zeigte keinerlei Anzeichen von Fäulnis, dennoch sah es so aus, als würde er die meisten Bretter ersetzen wollen. Warum riss er einen völlig intakten Verandaboden auf?
    Die plötzliche Stille ließ ihren Blick wieder zu Logan wandern. Er kniete immer noch, aber jetzt hatte er sich zurückgelehnt, stützte die Hände auf den Oberschenkeln ab und beobachtete sie. Kein Lächeln, kein Willkommensgruß. So viel zu ihrer albernen Wunschvorstellung, dass er sie um Verzeihung bitten würde – dafür, dass er sie allein gelassen hatte, als sie ihn am meisten brauchte.
    Sie ballte die Hände zu Fäusten. Das Geräusch von raschelndem Papier erinnerte sie daran, weshalb sie hergekommen war. Sie zwang sich, die Hände zu entspannen, und marschierte auf ihn zu. Er hatte weder geblinzelt noch einen Finger gerührt, doch sein durchdringender Blick bohrte sich in ihren, und er beobachtete sie aus Adleraugen.
    Als sie direkt vor ihm stand, hob sie die Hand mit dem Zettel – es war ein Kontoauszug. Er schnitt eine Grimasse und wurde ein bisschen blass.
    »Sieht so aus, als hätte eine entfernte Verwandte mir ein kleines Vermögen hinterlassen«, sagte sie. »Was merkwürdig ist, wenn man bedenkt, dass meine Eltern nie eine wohlhabende Verwandte in unserem dürren Familienstammbaum erwähnt haben.« Sie legte den Kopf schräg. »Ich gehe nicht davon aus, dass du etwas darüber weißt?«
    Er seufzte und rappelte sich hoch. Jetzt überragte er sie, sodass sie einen Schritt zurücktreten musste, wenn sie ihm in die Augen schauen wollte.
    »Du weißt verdammt gut, dass ich darüber Bescheid weiß, sonst wärst du ja wohl nicht hergekommen.« Seine Stimme klang hohl und dumpf.
    »Warum hast du das getan?«, fragte sie und suchte in seinen Augen nach Wut, nach Verärgerung, nach irgendeiner Gefühlsregung.
    Er bückte sich und hob ein paar Holzstücke auf, die er auf einen großen Haufen warf. Ordentlich, organisiert, augenscheinlich unbeeindruckt von dem Besuch der früheren Geliebten. Verdammt sollte er sein.
    »Hattest du ein schlechtes Gewissen?«, fragte sie, entschlossen, ihm eine Reaktion zu entlocken. »Das war’s, stimmt’s? Wie dem auch sei, soll ich dir mal was sagen? Ich will es nicht.
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