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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut
Autoren: Rebecca Abrantes
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Lampe, die ich prompt umstieß. Dafür erwischte ich meinen Wecker, der mir auf Knopfdruck 4.55 Uhr anzeigte. Ich rieb mir über das Gesicht und holte mehrmals tief Luft, um halbwegs klar zukommen und nahm dann die Suche nach der Lampe wieder auf. Diesmal fand ich den Schalter und kurz darauf flammte das Licht so hell auf, dass ich die Augen zusammenkneifen musste.
    Leicht geblendet stand ich auf und tappte mit ausgestreckter Hand vorsichtig in Richtung Bad. Stolperte nebenbei über meine am Boden liegende Jeans und verhedderte mich mit dem linken Fuß im Ärmel eines T-Shirts. Also keine nennenswerten Hindernisse.
    Die Strahler dort ließen mich kurzzeitig an das Tragen einer Sonnenbrille denken. Schließlich hatten sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt und ich suchte die Toilette auf. Die Spülung lief, der Wasserhahn am Waschbecken auch. Indes warf ich einen Blick in den Spiegel. War ich von Natur aus ein blasser Typ, eben eine richtige Rothaarige, so war ich jetzt geradezu durchscheinend! Dunkle Ringe umrahmten meine grünen Augen und langes, fuchsrotes Haar hing wirr und wild an mir herab. Die rechte Wange wies diverse rötliche Abdrücke meines Kissens auf, am Hals hatte ich einen langen, roten Strich. Alles in allem ein gewohnter Anblick, bis auf diesen Strich am Hals. Das betrachtete ich genauer. Und stutzte. Hatte ich mich selbst gekratzt? Nein, dazu war der Strich zu schmal. Fingernägel hinterlassen breitere Schrammen. Dieser hier war schmaler, präziser. Wie ein Schnitt!
    Verdammt! Wie war das möglich? Konnte Realität zum Traum und Traum zur Realität werden? Konnte ein geträumtes Messer am Hals eine reale Wunde erzeugen?
    Ich fuhr mit den Fingern darüber und zuckte zusammen. Es tat weh!
    »Was zum –« Die weiteren Worte verschluckte ich, warf mir stattdessen mit den Händen kaltes Wasser ins Gesicht. Zwar wurde ich durch das kalte Wasser etwas wacher, der Schnitt jedoch blieb, wo er war.
    Schockiert setzte ich mich auf den Toilettendeckel, sprang wieder auf und eilte aus dem Bad. Julie! Ich musste sie wecken! Egal, welche Uhrzeit wir hatten! Mit Sicherheit hatte ich Wahnvorstellungen und sie könnte mir sagen, dass da gar nichts war.
    Entgegen meiner Gewohnheit klopfte ich nicht an, sondern riss gleich die Tür zu ihrem Schlafzimmer auf. Und durchlebte den zweiten Schock!
    Die Nachttischlampe warf ein diffuses Licht auf das Bild, welches sich vor mir ausbreitete. Es traf mich wie ein Schlag! Das Bett war vollkommen zerwühlt, überall lagen Kleidungsstücke herum, welche ich als die von Julie erkannte. Teilweise waren sie einfach nur zerknüllt, teilweise auch zerrissen. Das Kopfkissen befand sich regelrecht zerpflückt neben dem Bett, eine Spur weißer Daunen überzog den Boden vom Kopf- bis zum Fußende. Vereinzelt lagen Federn auf dem Bett, der Kommode und dem Nachtschrank. Der Spiegel am Kleiderschrank war gesprungen, eine Schranktür hing schief in den Angeln. Überall, auch an den Wänden, waren kleine Flecke. Auf dem roten Seidenbettlaken selbst prangte eine große, dunkel glänzende Lache, die ich gar nicht genauer untersuchen wollte. Und von Julie selbst fehlte jede Spur!
    Ich war wie betäubt. Bilder schossen an meinem inneren Auge vorbei. Bilder meines Traumes, gepaart mit Gefühlen. Empfindungen von Angst, blindem Hass, Wut und wieder Angst. Blinde Zerstörungswut und ein Kampf auf Leben und Tod. Identisch mit dem, was ich hier vor mir sah. Doch wo war Julie?
    Panik ergriff nun völlig von mir Besitz und ich rang nach Luft. Das war kein Traum! Das hier konnte kein Traum sein! Und wenn doch, dann wollte ich schleunigst aufwachen! Zitternd wandte ich mich ab, mein Herz raste, meine Knie versagten fast den Dienst, mir war einfach nur schlecht. Irgendwie schaffte ich es noch bis zum Bad. Dann war alles vorbei. Mir wurde schwarz vor Augen.
    Mit einem Schrei fuhr ich auf, sah mich panisch um. Julie, das Zimmer, das viele Blut! Oh Gott! Was sollte ich tun? Polizei! Sicher, das war das Beste!
    Ich sprang auf, rannte Richtung Tür, verhedderte mich mit einem Fuß in meiner Jeans, mit dem anderen im T-Shirt und prallte im Fallen gegen die Tür. Für einen Augenblick saß ich mit brummendem Schädel da, als es plötzlich an die Tür klopfte.
    »Faye? Ist alles in Ordnung.« Sanft wurde die Tür geöffnet und Julie schaute besorgt auf mich herab. »Geht’s dir nicht gut.«
    »Du lebst ja.« konnte ich nur fassungslos hauchen und starrte sie an, als sei sie gerade vom Himmel gefallen.
    Julie
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