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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken
Autoren: G. A. Aiken
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sich wieder ab und eilte davon.
    Guter Gott, nein? Hat sie gerade »Guter Gott, nein?« zu mir gesagt? Normalerweise hätte er bei einer derartigen Aussage das Schlimmste angenommen, aber bei ihr war er sich wirklich nicht sicher.
    Doch erst, als die Wolfshündin mitten im Flur abrupt stehen blieb und herumwirbelte, um ihm einen letzten Blick zuzuwerfen, wurde Bo wirklich bewusst, dass er niemals davon ausgehen konnte, dass die Worte, die aus Blaynes Mund kamen, und das, was sie tatsächlich meinte, ein und dasselbe waren. Plötzlich gab sie zu: »Weil ich Kaffee hasse!« Sie lachte. »Mir ist gerade erst aufgefallen, dass ich meinen Gedanken gar nicht zu Ende gebracht hatte. Das passiert mir manchmal. Tut mir leid. Wie dem auch sei, ich hasse den Geschmack von Kaffee, und davon abgesehen, verträgt sich Koffein ganz und gar nicht mit dieser Wolfshündin.« Sie schenkte ihm ein so strahlendes Lächeln, dass es beinahe die Augen aus den Höhlen brannte, zwinkerte ihm zu und entfernte sich.
    Bo blieb – einerseits ein wenig beleidigt, andererseits auch wieder nicht – völlig verwirrt und seltsam angetörnt zurück, denn in diesen übergroßen Cargohosen sah sie geradezu schockierend süß aus.
    Für das Angetörntsein gab er allerdings der Mähne die Schuld. Oh ja, daran hatte einzig und allein die Mähne Schuld!

Kapitel 3
    »Okay, wollen wir mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe«, sagte Sami, ihre Hände unter dem Kinn zu einem Dreieck gefaltet. »Alles, was du im Moment weißt, ist, dass sie Blayne heißt und dachte …«
    »Nicht dachte. Sie war vollkommen überzeugt.«
    »Überzeugt. Sie war überzeugt davon, du seist ein Serienkiller?«
    »Ja.«
    Sander setzte sich an den Tisch. Auf seinem Teller türmten sich Speck, Schinken und Eier. Bo hatte keine Ahnung, woher die beiden das ganze Essen hatten. Er wusste, dass sie es nicht gekocht hatten, und als er letzte Nacht ins Bett gegangen war, hatten sie sich noch nicht einmal im Land befunden. Doch als er an diesem Morgen in seinem komplett eingerichteten Apartment in der Central Park Avenue aufgewacht war, das man ihm – inklusive eines olympischen Schwimmbeckens – im Rahmen seines Vertrags mit den Carnivores zur Verfügung gestellt hatte, hatte bereits ein Frühstück mit allem Drum und Dran auf ihn gewartet. Vermutlich sollte er besser herausfinden, woher das Essen stammte, falls die Polizei wieder einmal vor seiner Tür auftauchte. Das war ihm jedes Mal unangenehm.
    Sander zeigte mit einer Gabel auf ihn. »Willst du damit sagen, dass du die Robbenfarm für eine Wolfshündin hast sausen lassen, die denkt, du seist ein Serienkiller?«
    »Damals wusste ich noch nicht, dass sie dieser Auffassung ist.«
    Sami seufzte. »Das hast du davon, wenn du nicht mit uns redest, bevor du diese wichtigen Entscheidungen triffst.«
    »Worüber sollte ich denn mit euch reden?«
    »Darüber, welches Angebot du annimmst. Wir«, sie zeigte auf sich und dann auf Sander, »sind das Wichtigste in deinem Leben.«
    »Seid ihr das?« Das war ein ziemlich deprimierender Gedanke.
    »Ja. Und weißt du auch, warum?«
    »Woher soll ich wissen, warum, wenn ich noch nicht mal weiß, dass ihr es seid?«
    »Weil wir deine Füchse sind. Wir drei sind miteinander verbunden. Für immer.«
    »Aber ihr seid fast nie da.«
    »Weil wir jung sind«, erinnerte sie ihn. »Wir reisen durch die Welt und versuchen, uns selbst zu finden. Aber wenn wir älter und reif für ein paar Junge sind, kommen wir zurück. Dann musst du in der Lage sein, dich um uns zu kümmern. Das ist deine Aufgabe.«
    »Und die Robbenfarm wäre da ein wirklich guter Anfang«, sagte Sander mit einem Mund voll Schinken und Eier.
    »Ihr wisst aber schon noch, dass ich nur ein halber Eisbär bin, oder? Der Löwenteil hätte nicht das geringste Problem damit, euch eine ordentliche Tracht Prügel zu verpassen und euch eure kleinen Köpfe abzubeißen.«
    Sami langte über den Tisch und tätschelte Bos Hand. »Aber es ist die Eisbärenhälfte, die wir beide so lieben.«
    Blayne holte sich ihren Speck zurück und boxte Mitch Shaw gegen die Schulter. Dies war der allmonatliche Brunch mit ihrer Meute Wildhunde, und der Löwe hatte sich einfach dazwischengedrängelt, wie Löwen es immer taten, und jetzt klaute er auch noch ihr Essen! Wie unhöflich!
    »Autsch!«, winselte die Großkatze.
    »Hör auf, mir mein Essen zu klauen, sonst fang ich an, dir ein paar Dinge abzubeißen.«
    »Knauser.«
    »Gierschlund.«
    »Hier, Kätzchen.«
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