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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska
Autoren: Martina André
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zu rasen begann.
    »Er ist tot«, erklärte Pokrovskij nüchtern. »Offenbar ist er in die Schiffsschraube geraten. Man fand seine zerstückelten Leichenteile in einem Wehr, unterhalb des Hafens.«
    »Tot? Das kann nicht sein«, murmelte sie fassungslos.
    Pokrovskij musterte sie argwöhnisch. »Ich dachte, Sie kennen ihn nicht. Warum erschüttert sein Tod Sie sosehr?«
    Viktoria sah den Geheimdienstmann nicht an. »Mich berührt der Tod jedes Menschen«, erwiderte sie tonlos. »Dass es bei Ihnen offensichtlich nicht so ist, könnte man wohl als Berufskrankheit bezeichnen.«
    Pokrovskij entgegnete nichts darauf. Das Telefon klingelte, und er wechselte ein paar hastige, unverständliche Worte mit seinem Gegenüber. Nachdem er aufgelegt hatte, sah der Oberst Viktoria durchdringend an.
    »Sie können gehen«, sagte er kühl. »Draußen wartet ein Mitarbeiter des deutschen Militärattachés auf sie. Anscheinend hat man sich von allerhöchster Stelle für Ihre Freilassung eingesetzt.«
    »Was ist mit dem Hund?« Plötzlich war Ajaci ihr wichtiger als alles andere auf der Welt. Hatte Leonid nicht gesagt, sein Leben hinge vom Leben des Hundes ab? »Wo haben Sie ihn hingebracht? Ich will ihn mitnehmen.«
    Der Oberst nickte nur. »Haben Sie in Deutschland nicht genug Hunde?«
    »Nicht so einen.«
     
    Der Concierge in Bashtiris Stadthaus schaute erstaunt auf, als am späten Nachmittag eine alte Frau an der Hintertür läutete. Sie trug Gummistiefel, graue Strümpfe und einen dicken Kittel, dazu ein buntes Kopftuch, das ihre grauen Haare verdeckte.
    »Na, Mütterchen, hast du dich verlaufen?«, fragte er grinsend.
    Vera Leonardowna lächelte ihn an, und auf eine seltsame Weise fühlte er sich von ihren leuchtend blauen Augen gefangen.
    »Ich bin die neue Putzfrau«, krächzte sie forsch. »Man sagte mir, ich solle mich hier melden.«
    Für einen Moment sah der Mann sie ungläubig an. Im Hause Bashtiri waren die Putzfrauen gewöhnlich weit jünger und hübscher.
    |477| »Es musste wohl schnell gehen, weil die übliche Kollegin aus meiner Kolonne ausgefallen ist«, fügte Vera Leonardowna hastig hinzu. »Und ich kann nur heute, ab morgen kommt jemand anderes.«
    Der Wachmann nickte und scannte sie mit dem Metalldetektor nach Waffen ab.
    »Du kannst dich im ersten Stock melden, Mütterchen«, erklärte er ihr in respektlosem Ton, den man in seinen Kreisen alten Menschen ohne Rang und Titel entgegenbrachte. »Dort entlang«, führte er weiter aus und zeigte auf eine vergoldete Aufzugstür. »Dann auf die Eins drücken.«
    Vera Leonardowna bedankte sich unterwürfig und durchquerte die pompöse Empfangshalle, die ganz mit apricotfarbenem Marmor verkleidet war. Doch anstatt der Eins drückte sie die Sieben. Im Geheimen hatte sie sich mit den Örtlichkeiten vertraut gemacht. Als sich die Tür öffnete, hätte sie nicht gedacht, dass es so leicht sein würde, in das Reich von Sergej Sergejewitsch Bashtiri vorzudringen.
    Sie hörte Stimmen, als sie den langen Flur entlangschlich. Auch hier war alles in Marmor gehalten – Decke, Wände und Böden, ganz in Weiß mit goldenen Ornamenten versehen. Als sie an einem großen Barockspiegel vorbeikam, wurde ihr bewusst, wie sie in dieser luxuriösen Umgebung wirken musste. Doch das machte ihr nichts aus. Bei dem, was sie vorhatte, spielte ihr Aussehen nur eine untergeordnete Rolle. Wobei sie nicht sagen konnte, dass es gar keine spielte.
    »Das Boot ist gekentert. Zwei von unseren Männern hat es erwischt«, erklärte eine düstere Männerstimme. »Die beiden anderen konnten sich unerkannt retten. Keine Ahnung, wie das geschehen konnte.«
    »Und Aldanov? Seid ihr sicher, dass er tot ist?« Bashtiri verspürte eine gewisse Anspannung. Es würde schwierig werden, die Aktion vor dem FSB zu begründen. Zum Glück hatte er selbst den ganzen Tag über das Haus nicht verlassen.
    »Er ist in eine Schiffsschraube geraten«, führte sein Gegenüber weiter aus. »Ich habe unseren Informanten beim FSB abgeschöpft.«
    Vera Leonardowna erschauerte. Die Bösartigkeit des Oligarchen war grenzenlos. Doch was immer auch geschehen war – sie würde Leonid und auch seinen Großvater rächen.
    |478| »Ist man sicher, dass er es war?« Es war Bashtiri, der diese Frage stellte. »Lebenovs Leute haben ihn schon einmal angeblich ertränkt, und dann ist er plötzlich wieder aufgetaucht. Putzmunter und Tausende Kilometer entfernt im sibirischen Wald.«
    »Diesmal gibt es eine einhundertprozentige Sicherheit. Unser
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