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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska
Autoren: Martina André
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stoßen, doch er fühlte sich wie gelähmt. Ihr Gesicht hatte sich zu jener schaurigen Maske verzogen, die ihm draußen im sibirischen Wald schon einmal begegnet war.
    Gurgelnd versuchte er, zu schreien, doch es gelang ihm nicht. Die Luft wurde ihm knapp, und die Zunge verhakte sich in seinen Eingeweiden. Ein rasender Schmerz und eine enorme Hitze breiteten sich in seinem Innern aus, und ihm war, als würde er verglühen.
    Die hellen Augen der Frau waren den seinen so nah, dass ihr Blick sich in sein Hirn zu bohren schien. Er glaubte, eine Stimme zu hören. Der Wahnsinn schien ihn endgültig zu übermannen.
    Die Alte kicherte leise, während er mit dem Tode rang.
    Du hast schwere Schuld auf dich genommen, Sergej Sergejewitsch
, sagte die Stimme,
ich befreie deine Seele von den Dämonen der Finsternis, damit sie frei wird und in ein neues Leben eintauchen kann.
Dann sprach sie nur noch in Tungusisch.
     
    Tatjana stieß einen gellenden Schrei aus, als sie splitternackt auf die rundum verglaste Dachterrasse kam, um ihrem Kunden im Jacuzzi Gesellschaft zu leisten. Bashtiri trieb auf dem Bauch, das Gesicht unter Wasser, Arme und Beine weit von sich gestreckt.
    Es dauerte nicht lange, und Fjodor stand neben ihr. Gemeinsam hoben sie den leblosen Körper des Oligarchen aus dem Wasser.
    »Wir müssen einen Arzt rufen!« Tatjana hatte sich einen Seidenmantel umgelegt und ihr Mobiltelefon gezückt.
    »Nichts mehr zu machen«, sinnierte der Bodyguard leise, nachdem er Puls und Herzschlag geprüft hatte. »Er ist tot. Keinerlei Einwirkung von Gewalt. Vermutlich ein Kreislaufversagen.«
    »Vielleicht hat ihn doch jemand umgebracht?« Tatjana bedachte Fjodor mit einem entsetzten Blick.
    »Nein«, sagte Fjodor mit fester Stimme. »Hier kommt niemand |481| herein, der nicht hereinkommen soll, und du willst doch bestimmt nicht, dass der Verdacht auf uns gelenkt wird?«
    Schweigend schüttelte sie den Kopf.
    »Also?« Fjodor hob eine Braue.
     
    »Schwesterchen.« Taichin saß in ihrer vergleichsweise bescheidenen Touristenklause im Hotel Gorki-Park und blätterte in der Bibel. Erst seit ein paar Jahren gehörte dieses Buch in Russland zum Inventar europäisch ausgerichteter Hotels. »Wo warst du? Ich habe mir Sorgen gemacht. Der Oberst hat angerufen und gemeint, er brauche uns nicht mehr. Wir könnten schon morgen nach Hause fliegen.«
    Vera Leonardowna setzte sich auf das Sofa und seufzte erleichtert.
    »Ich war meinem Mann und meinem einzigen Enkel noch etwas schuldig«, bemerkte sie ruhig. »Jetzt sind beide frei, und die Dämonen können endlich ruhen.«
    »Du warst es also, die diesen Rachefeldzug initiiert hat.« Taichin sah sie mit ausdruckslosen Augen an. »Ich war mir nie darüber im Klaren, wie stark deine Kräfte sind, aber so wie es aussieht, sind sie stärker als meine.«
    Sie lächelte leise. »Solange ich die eigenen Dämonen noch bändigen kann, ist es nicht weiter schlimm.«
     
    Am nächsten Morgen saß Viktoria in der Gästelounge der deutschen Botschaft in Moskau. Ihr Gesicht war aufgequollen vom vielen Weinen. Geschlafen hatte sie nicht. Leonid war ihr im Traum erschienen. Er hatte sie geküsst und gesagt, sie solle sich keine Sorgen machen.
Alles wird gut.
Was für ein dummer Spruch! Nichts in ihrem Leben würde jemals wieder so sein, wie es gewesen war.
    Theisen und Rodius saßen ihr gegenüber. In drei Stunden ging der Flieger nach Berlin. Den Hund hatte man schon abgeholt. Mit einer Sondergenehmigung durfte er in einer speziellen Kiste im Frachtraum reisen. Irgendwann in der nächsten Stunde würde ein Fahrer der Botschaft sie zum Flughafen bringen. Ihre beiden Kollegen lasen in aller Ruhe die Komsomolskaja Prawda.
    Leichenteile des tschetschenischen Terroristen aus Moskwa geborgen
, lautete die Überschrift eines kleinen Artikels. Darüber in großen Lettern: |482|
Geiselnahme beendet. 30 jährige Deutsche unter Einsatz von Spezialkräften aus den Händen eines Terroristen befreit.
    In der unteren rechten Ecke des Titelblattes befand sich ein weiterer Artikel, der selbst Theisen aus der Reserve lockte.
    »Die spinnen, die Russen«, rief er lauthals. »Überreste des Meteors von Tunguska entdeckt!«, las er vor. »Deutsche und russische Wissenschaftler bestätigen, dass das Phänomen von Tunguska einem gigantischen Meteoriteneinschlag zuzuschreiben ist. In den nächsten Wochen wird das russische Parlament einem neuen Meteoritenabwehrsystem zustimmen, dem nunmehr auch unsere außereuropäischen Partner
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