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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska
Autoren: Martina André
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nicht nur den Angreifer, sondern auch Leonid und den Hund regelrecht überrollte.
    »Leonid!« Der Schrei erstickte ihre Kehle. Zu ihren Füßen rührte sich etwas. Der Kapitän war zu sich gekommen.
    Von oben plärrte immer noch die Helikopterstimme.
    »Achtung! Federalnaja Slushba Besopasnosti! Stoppen Sie sofort die Motoren!«
    |474| Der Kapitän zog sich mühsam am Steuerrad hoch und tat, was man von ihm verlangte. Viktoria überlegte nicht lange. Sie riss sich die Kostümjacke samt Rock vom Leib und nahm Anlauf. Obwohl sie keine Rettungsschwimmerin war, sprang sie in Slip und BH in das eiskalte Wasser und kraulte in blinder Angst hinter dem Ausflugsdampfer her. Verzweifelt warf sie den Kopf herum. Von Leonid war weit und breit nichts zu sehen, und auch sein Widersacher tauchte nicht auf. Dafür hörte sie nicht weit entfernt ein leises Fiepen. Wie eine nasse Katze mühte sich Ajaci, den Kopf über Wasser zu halten, dabei rang er röchelnd nach Atem, weil er offenbar Wasser geschluckt hatte. Sofort schwamm sie zu ihm hin und versuchte ihn zu halten, damit er nicht ertrank.
    Der Kapitän des Schiffs hatte das Boot inzwischen gewendet und zog sie und den Hund mit einiger Mühe an Bord. Er legte ihr eine Decke um und befolgte dann den Befehl von oben, an das rechte Ufer zu steuern und dort auf weitere Anweisungen zu warten. Viktoria saß zusammen mit Ajaci zitternd auf einer Bank. Das französische Ehepaar war völlig verstört aus seiner Zuflucht unter Deck wieder aufgetaucht.
    »Ihre Handtasche«, sagte die Frau und hielt ihr Svetlanas weiße Lackledertasche hin. »Ich habe sie unter dem Tisch gefunden.« Viktoria bedankte sich mit einem Nicken. Geistesgegenwärtig nahm sie Svetlanas Pass heraus und ließ ihn ins Wasser fallen. Mit klopfendem Herzen beobachtete sie, wie er in den Fluten versank.
    Kurz darauf seilten sich vier Männer in dunklen Overalls aus dem Helikopter ab und landeten neben dem Anleger. Zwei Limousinen fuhren vor. Ein großer, sportlicher Mann mit kurz geschorenen roten Haaren stieg aus. Er trug Zivilkleidung und stellte sich Viktoria, die immer noch in die Decken gehüllt war, in aller Form vor.
    »Oberst Pokrovskij, FSB. Frau Viktoria Vanderberg?«
    Sie nickte schwach.
    »Ich hätte da ein paar Fragen an Sie. Wenn sie uns bitte begleiten würden?«
     
    Eine junge Frau hatte Viktoria eine Hose und einen Kittel gegeben. Bleich und apathisch saß sie in einem kleinen Verhörzimmer. Immer wieder hatte der Oberst versucht, etwas über den Hergang ihrer Reise herauszufinden.
    |475| »Ich sage nichts ohne einen Anwalt«, lautete ihre permanente Antwort. Tausendmal war ihr dieser Spruch schon bei diversen Vorabendkrimis im Fernsehen begegnet. Nie hätte sie vermutet, ihn eines Tages aus ihrem eigenen Mund zu hören. »Außerdem möchte ich unverzüglich einen Vertreter meiner Botschaft sprechen.«
    Pokrovskij war anzusehen, wie wenig ihm diese Haltung gefiel.
    Er beugte sich vor und versuchte sich an einem charmanten Lächeln, was ihm jedoch nicht gelang. »Verraten Sie uns wenigstens, ob der Mann, der sich in Ihrer Begleitung befand, etwas an sich hatte, das Ihnen ungewöhnlich erschien.«
    Viktoria musste unwillkürlich schmunzeln, obwohl sie die Tatsache, dass Leonid nicht wieder aufgetaucht war, zur Verzweiflung brachte. »Ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen sollte, um diese Frage zu beantworten.«
    Pokrovskij zückte ein weiteres Foto. Es zeigte Leonid in Uniform vor einem riesigen Armeehelikopter.
    »Ist das der Mann, der Sie entführt hat?«
    »Ich weiß es nicht« Sie zuckte mit den Schultern. »Er sieht ihm ähnlich, aber er trug keine Uniform.«
    »Hat er Ihnen gesagt, wer er ist? Seinen Namen. Seine Herkunft?«
    »Nein.«
    »Ist Ihnen sonst etwas aufgefallen. Ich meine, hatte er besondere Fähigkeiten, die Ihnen merkwürdig erschienen?«
    »Nein.«
    »Hat er Ihnen vielleicht erzählt, dass er als Soldat in Tschetschenien war?«
    Viktoria schwieg.
    »Hören Sie«, sagte sie dann. »Ich weiß nicht, was hier gespielt wird und schon gar nicht, was Sie mir vorwerfen. Ich habe nichts anderes getan, als einem mir unbekannten Mann zu folgen, nachdem ich in eine gefährliche Situation geraten war und er mich davor bewahrt hatte, erschossen zu werden. Mehr kann und will ich dazu nicht sagen.«
    Pokrovskijs Assistent kam herein. Er murmelte etwas, dann ging er wieder hinaus.
    »Ich habe soeben die Nachricht erhalten, dass man Ihren Begleiter gefunden hat.«
    |476| Viktoria spürte, wie ihr Herz
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