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Schabernack mit zwei Gespenstern

Schabernack mit zwei Gespenstern

Titel: Schabernack mit zwei Gespenstern
Autoren: M. Potthoff
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Tür offen. Sie
trat zuerst an Ulis Bett, strich ihm ein paar wirre Locken aus der Stirn und
zupfte die Decke zurecht. Dann ging sie zu Nik, beugte sich vor — und entdeckte
die matt schimmernden Gespenster, von denen eins Niks roten Wollschal um den
Hals trug. Entsetzt taumelte die Mutter zurück. „Wa-wa-was ist das?“
    Da erwachten die Gespenster, begriffen
— und machten sich husch! unsichtbar.
    Die Mutter zwinkerte, wischte sich
über die Augen, aber die seltsamen Gebilde waren verschwunden. Nur der rote
Wollschal ringelte sich noch auf Niks Kopfkissen. „Sonderbar“, murmelte die
Mutter. „Gerade lagen da doch zwei... Hm! Sahen aus wie Gespenster. Aber so was
gibt’s ja nicht. Hab ich mir wohl eingebildet.“ Dann ging sie hinaus.
    Sisi und Nono kicherten hauchleise und
schmiegten sich zufrieden an Nik.
     
     
     

Eine Turnlehrerin fliegt
vorbei
     
    Das Wochenende verging den Jungen wie
im Fluge.
    „Schwebt auf den Dachboden“, sagte Nik
am Montagmorgen zu den Gespenstern. „Uli und ich müssen jetzt in die Schule.“
    „Schole?“ — „Was ist das denn?“
fragten Sisi und Nono. „Ich erklär’s euch ein andermal“, antwortete Nik. „Jetzt
hab ich keine Zeit.“ Aufgeregt rannte er im Zimmer umher.
    Die Gespenster waren beleidigt. Und
neugierig waren sie auch.

     
    „Wir begleiten Nik natürlich, hm?“
wisperte Sisi.
    „Na klar!“ Nono nickte. „Wir müssen
ons bloß got verstecken, damit er ons nicht sieht.“
    Die beiden machten sich also ganz dünn
und klein und schlüpften in Niks Schultasche, während Familie Lehmann
frühstückte.
    Als Nik in seiner neuen Klasse saß und
die Tasche öffnete, um Bücher und Hefte herauszunehmen, entdeckte er die
Gespenster. Seine Augen blitzten ärgerlich.
    „Nicht böse sein“, bettelte Sisi. „Wir
wollten doch nor mal diese komische Schole sehen.“
    „Eine Schule ist nicht komisch, und
ihr habt da gar nichts zu suchen“, knurrte Nik.
    Erschrocken schwebten die Gespenster
zur Decke. Sie waren zwar unsichtbar, Niks roter Schal aber nicht, den Nono
immer noch um den Hals trug.
    Michael bemerkte das seltsame
Schauspiel zuerst. „Da fliegt ein Schal!“ rief er verblüfft.
    Herr Ulrich, der Lehrer, schrieb
gerade etwas an die Tafel. Ohne sich umzudrehen, sagte er: „Michael Topp!
Erstens ruft man nicht in die Klasse, und zweitens können Schals nicht
fliegen.“
    „Der aber doch!“ behauptete Michael.
    Inzwischen waren auch die anderen
Kinder aufmerksam geworden. Kreischend kletterten sie auf Tische und Stühle und
versuchten, den fliegenden Schal zu erhaschen. Da nahm Nono ihn ab und ließ ihn
in Nikis Hände fallen.
    „Das ist meiner“, erklärte Nik ruhig
und stopfte den Schal in seine Schultasche.
    Alle Kinder drängelten sich nun um den
„Neuen“.
    „Ein komischer Schal“, sagte Michael.
„Wieso kann er fliegen?“
    Nik tippte mit dem Zeigefinger gegen
Michaels Stirn. „Bei dir piept’s. Ich habe ihn in die Luft geworfen.“
    „Warum?“ fragte Michael.
    „Nur so.“
    „Dann piept’s wohl eher bei dir“,
meinte Michael. „Na ja, kein Wunder! Wie du schon aussiehst! Rote Haare und
grüne Augen! Und außerdem wohnst du in der Geistervilla. He! Hast du etwa ein
Gespenst mitgebracht?“
    „Zwei“, sagte Nik ganz ernst. „Es sind
Zwillinge.“
    Michael starrte Nik sekundenlang mit
offenem Mund an. „Haaa!“ schrie er dann lachend. „Gespenster-Nik!“
    „Ruhe!“ donnerte Herr Ulrich, als es
still geworden war. „Nun will ich kein Wort mehr hören von fliegenden Schals
und ähnlichem Unsinn. Wir haben jetzt Deutschunterricht. An der Tafel stehen
einige Sätze.“ Er wandte sich um. „Wa-wa-was ist da-da-das denn?“ stammelte er
entsetzt.
    Er hatte geschrieben: Der Dieb
schleicht durch den Garten. Eine Brille liegt auf dem Tisch. Vier Kinder laufen
über die Straße. Viele Kinder planschen stundenlang im See.
    Jetzt aber stand da: Der Garten
schleicht durch den Dieb. Eine Trille biegt auf dem Lisch. Vier Kinder saufen
die Straße. Viele Seen stunden planschelang in den Kindern.
    Und ganz unten war noch hingekritzelt:
Herr Olrich ist doof. Als die Kinder alles gelesen hatten, brachen sie in
brüllendes Gelächter aus.
    „Was ist das für ein Unfug“, brummte
Herr Ulrich verwirrt. „Wer hat das getan? Ach nein! Ihr wart doch alle auf
euren Plätzen. Verflixt! Nun sehe ich auch schon Gespenster.“ Er eilte zur
Tafel und wischte die Sätze fort.
    Plötzlich wurde es mucksmäuschenstill
hinter ihm, und er spürte,
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