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Schabernack mit zwei Gespenstern

Schabernack mit zwei Gespenstern

Titel: Schabernack mit zwei Gespenstern
Autoren: M. Potthoff
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daß behutsam etwas Schweres auf seinen Kopf gesetzt
wurde. Herr Ulrich zog scharf die Luft ein. „Michael Topp!“ rief er, denn
gewöhnlich war Michael der Anführer bei allen Streichen.
    „Ja, Herr Ulrich?“ fragte Michael
höflich.
    „Sitzt du auf deinem Platz?“
    .Ja“
    „Und die anderen auch alle?“
    Ja.“
    „Was steht auf meinem Kopf?“ fragte
Herr Ulrich weiter.
    „Der dicke Kaktus von der
Fensterbank“, antwortete Michael und kicherte unterdrückt.

    „Und wie ist er auf meinen Kopf
gekommen?“ Die Stimme von Herrn Ulrich klang jetzt drohend.
    „Geflogen“, erwiderte Michael. Dann
platzte er los. Auch alle anderen Kinder lachten aus vollem Halse.
    „Red nicht solchen Unsinn!“ wetterte
Herr Ulrich und machte eine rasche Bewegung. Da rutschte der Topf von seinem
Kopf. Gleich darauf krachte und klirrte es. Der kugelrunde Kaktus war auf dem
Fußboden gelandet.
    Die Klasse tobte vor Vergnügen, und
Herr Ulrich ließ sich ächzend auf einen Stuhl fallen.
    In diesem Augenblick steckte Fräulein
Blume, die Turnlehrerin, den Kopf zur Tür herein. „Heute geht es bei Ihnen aber
lustig zu, Herr Ulrich“, rief sie lächelnd. Aber Herr Ulrich sah und hörte
nichts. Er saß da mit geschlossenen Augen, die Hände auf die Ohren gepreßt.
    „Nanu? Fühlen Sie sich nicht wohl?“
Fräulein Blume lief auf Herrn Ulrich zu. Doch plötzlich schwebte sie sanft wie
ein Luftballon in die Höhe. Für alle außer Nik unsichtbar, trugen die
Gespenster Fräulein Blume quer durchs Klassenzimmer.
    Staunend blickten die Kinder auf die
strampelnden Beine in den blauen Kordhosen, die über ihre Köpfe dahinglitten.
„Toll, Fräulein Blume!“ riefen sie. „Lernen wir das auch in der nächsten
Turnstunde?“
    Langsam flog Fräulein Blume zum
Fenster hinaus und landete mitten im Salatbeet des Hausmeisters, der sofort
schimpfend herbeistürzte.
    Die fünfte Klasse war außer Rand und
Band über dieses Ereignis. Es herrschte ein heilloses Durcheinander. Nur Nik
saß auf seinem Platz. Als er die Gespenster wieder hereinschweben sah, öffnete
er sein Lesebuch und zischte: „Marsch! Hinein mit euch!“ Da machten sich die
beiden ganz dünn und flach wie Lesezeichen und legten sich zwischen die Seiten
22 und 23. Energisch klappte Nik das Buch zu und steckte es in seine
Schultasche. „Keinen Mucks will ich mehr von euch hören, solange wir in der Schule
sind“, befahl er leise.
    Die Gespenster wimmerten kläglich.
    „Schschsch!“ machte Nik.
    Entweder sieht er tatsächlich
Gespenster, oder er ist verrückt, dachte Michael, der Nik heimlich die ganze
Zeit über beobachtet hatte. Dann begann er, mit seinen Kameraden zu tuscheln.
    Inzwischen hatte sich Herr Ulrich von
seinem Schreck erholt. Er wollte von der ganzen Sache nichts hören, ließ
Scherben, Erde und Kaktus in den Abfalleimer bringen und setzte den Unterricht
fort.
    Doch obwohl er immer wieder seine
Schüler ermahnte oder strafend ansah, herrschte fortwährend ein Raunen in der
Klasse.
    Michaels Geschichte über
Gespenster-Nik machte die Runde. Und als es zur Pause klingelte, kannten alle
Kinder sie. Auf dem Schulhof versuchte Nik mehrmals, sich einer Gruppe anzuschließen.
Aber sobald er sich näherte, stoben die Kinder auseinander. Da lehnte sich Nik
an einen Kastanienbaum, starrte irgendwohin und kaute lustlos an seinem
Butterbrot herum. Seine neuen Klassenkameraden beobachteten ihn furchtsam,
neugierig oder spöttisch, ohne daß Nik es bemerkte.
    „Warom bist du so traurig?“ wisperte
Nono plötzlich dicht an seinem Ohr.
    „Wir konnten das nicht länger mit
ansehen“, piepste Sisi.
    „Ach!“ sagte Nik. „Niemand will was
mit mir zu tun haben. Und daran seid ihr schuld.“
    „Aber sie fanden es doch alle so
lostig!“ rief Nono.
    „Trotzdem fürchten sie sich.“ Nik
seufzte.
    „Schole ist doof’, brummte Nono.
    „Oberdoof“, lispelte Sisi.
    „Quatsch!“ sagte Nik. „Ich geh ganz
gern in die Schule. Und wenn ich euch noch einmal hier erwische, erzähle ich
Mami und Papi, daß ihr in der Villa Sofia wohnt. Dann ziehen sie bestimmt
sofort wieder aus.“
    „Nein, nein! Bitte, lieber Nik, to das
nicht!“ flehte Nono.
    „Wir werden nie mehr in die Schole
kommen. Das schwören wir beim großen Madibabarata“, hauchte Sisi.
    „Gut!“ meinte Nik. „Und jetzt ab ins
Lesebuch! Die Pause ist gleich zu Ende.“
    „Ja, ja! Ond — sei nicht mehr traurig,
Nik.“ Geschwind flatterten die Gespenster davon. Lächelnd winkte Nik ihnen
nach. Da bemerkte
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