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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer
Autoren: Karl May
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ging dann – nicht zu seinen Eltern, sondern zur Prinzessin.
    Er fand sie in derselben Laube, in welcher er sie damals in Gesellschaft des Generals von Raumburg getroffen hatte.
    »Willkommen, Herr Doktor!« empfing sie ihn. »Darf ich behaupten, daß Sie sehr Erfreuliches erfahren haben?«
    »Warum?«
    »Ich lese die Kunde davon in Ihren Zügen.«
    »Sind dieselben so redselig, Hoheit?«
    »Redselig nicht, aber offen und ehrlich, gar nicht, wie man es bei einem solchen Diplomaten sucht, als der Sie sich ja erwiesen haben.«
    »Danke. Allerdings habe ich Erfreuliches erfahren, aber nicht in direkter Beziehung auf mich, sondern indirekt, indem es sich auf Ew. Hoheit bezieht.«
    »Ah!«
    »Majestät beauftragte mich Ihnen mitzutheilen, daß er sich entschlossen hat, die Reise zu Ihrem Königlichen Herrn Vater in meiner und Ihrer Begleitung anzutreten. Er fährt in Gesellschaft meines Vaters und stellt die Frage an Sie, ob Sie ihm erlauben, während dieser Fahrt meine Mutter bei sich zu sehen.«
    »Natürlich von ganzem Herzen gern, Herr Doktor, oder vielmehr, Herr Geheimerath.«
    »Danke! Ich darf annehmen, daß die Grundlagen unserer Verhandlung mit Ihrem Herrn Vater aus den humansten Rücksichten erwachsen. Vielleicht finden Sie einige darauf bezügliche Andeutungen in diesem eigenhändigen Schreiben des Königs, welches er mich beauftragte, Ihnen zu überreichen.«
    Sie nahm es in Empfang, öffnete das Couvert und las den Inhalt durch. Ihre schönen Züge nahmen einen eigenthümlichen Ausdruck an.
    »Dieses Couvert, Herr Geheimerath, enthält einige an mich gerichtete Zeilen, in denen mich Majestät ersucht, Ihnen die beiden beigelegten Dokumente zu übergeben. Ich habe sie gelesen. Bitte, hier sind sie.«
    Er war überrascht und griff zu. Er las und las; sein Auge umflorte sich, und seine Lippen zitterten vor innerer Bewegung.
    »Nun, Erlaucht?« frug Asta, und auch ihre Stimme bebte.
    »Das kann ich nicht annehmen! Solche Liebe und Güte habe ich nicht verdient!«
    »O doch! Und ich fühle mich glücklich die Erste zu sein, welche Ihnen gratuliren darf.«
    Sie reichte ihm ihre Hand entgegen, die er fast bewußtlos fest in der seinigen hielt. Der König hatte ihn in dem einen Dokumente zum »Grafen von Brandau« erhoben und ihm in dem andern den von der Prinzessin jetzt bewohnten Palast sammt der ganzen Ausstattung desselben und außerdem eines der größten Rittergüter des Landes als Ehrengeschenk zugewiesen.
    So saßen sie lange Hand in Hand bis die Prinzessin die Stille, in welcher nur die Herzen gesprochen hatten, unterbrach.
    »Darf ich Sie auf ein Wort meines Briefes aufmerksam machen, Graf.«
    »Bitte.«
    »Seine Majestät haben das Wörtchen ›einstweilen‹ unterstrichen. Sie dürfen also wohl hoffen, daß die Güte des Königs auch weiter für Sie thätig sein wird. Glauben Sie fest, daß Ihnen dieselbe Niemand so von ganzem Herzen gönnt, wie ich!« –
    Sie stand, von ihrer inneren Bewegung beherrscht, auf und trat an das Fenster. Er blieb sitzen, lange, lange, bis es ihn hin zu ihr zog.
    »Prinzeß!«
    Sie antwortete nicht.
    »Asta!«
    Sie drehte sich jetzt um. Ihre Augen leuchteten im feuchten Glanze.
    »Max!«
    Sie lagen einander in den Armen, wortlos; aber der warme Busen, der an seiner Brust wogte, sagte ihm, wie schwer es ihr bisher geworden war die Gefühle zu beherrschen, von denen sie jetzt beim bloßen Klange ihres Namens übermannt worden war. – –
    Auf der Waldwiese vor der Hütte Tirbans war das hohe Gras abgemäht, um Platz zu machen für eine Reihe von kostbaren Zelten, die man hier für die beiden Könige von Nor-und Süderland und ihre Begleitung errichtet hatte. Der tolle Prinz war mit seinem ganzen Heere gefangen genommen worden, eine Schlappe, die ihm fürchterlich erschien, ebenso wie der Umstand, daß Karl Goldschmidt, der Insurgentenführer, herbeigerufen worden war, um im Namen seiner Genossen Antheil an den Verhandlungen zu nehmen.
    Diese Verhandlungen waren im vollen Gange und näherten sich sehr schnell ihrem friedlichen Ende. Die Hauptforderung der Aufständischen nach einer ähnlichen Konstitution, wie sie der König von Norland jetzt eben ausarbeiten ließ, war bereits gewährt, und die übrigen Fragen betrafen nur Punkte, deren Lösung nach diesem Zugeständniß nicht schwer werden konnte.
    An einem der letzten Abende war der Platz von hundert Fackeln hell erleuchtet, und die Herrschaften saßen bei einem munteren Pickenick beisammen. Am Rande der Blöße hatten sich
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