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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer
Autoren: Karl May
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die niedriger Stehenden versammelt, unter denen sich auch die beiden Schuberte befanden. Zwischen ihnen saß Karavey, der Zigeuner.
    »Siehst Du wohl, Bootsmann,« meinte der Steuermann, »daß ich Recht hatte, als ich hier den Willmers für den Sternburg und den Türken für den schwarzen Kapitän hielt?«
    »Pah! Ich könnte Dir ganz Aehnliches sagen, worüber Du noch mehr lachen würdest als damals.«
    »Nun, zum Beispiel!«
    »Was sagst Du dazu, wenn ich den Brandauer für den Prinzen, den Sternburg für den Brandauer und den Türken für den Raumburg halte?«
    »Heiliges Mars-und Brahmenwetter, Du bist verrückt, Kerl!«
    »Das ist am Den! würde mein Paldrian sagen, wenn er hier pei uns wäre und dieses verwechselte Zeug gehört hätte,« meinte Thomas. »Pei meiner armen Seele, Du pist verrückt, mein Kind, verrückter noch als der Heinrich und der Paldrian!«
    »Die? Inwiefern sind denn die verrückt?«
    »Weil sie sich meine Parpara eingebildet haben; aper ich pekomme sie doch!«
    »Ah! Wirklich?«
    »Wirklich. Am Apend vor meiner Apreise sind wir Peide richtig und einig geworden. Wir heirathen uns; ich werde ein Gasthofspesitzer und errichte mir im Nebengebäude eine Schmiedewerkstatt, wo der Thomas von früh pis zum Apend fleißig hämmern wird, um nachher sein Pier aus der eigenen Puteille zu trinken und seinen Tapak oder seine Ampalema aus der eigenen Püchse und Kiste zu rauchen. Pasta, apgemacht!«
    »Gratulire!«
    »Ich auch!«
    »Danke! Werdet Peide eingeladen. Macht den Hausrath fertig. Amen!«
    Gegenüber am Buschrande kam eine Frauengestalt geschlichen, welche zögernd vorwärts schritt, um die Gesellschaft zu rekognosziren. Der Major von Wallroth erkannte sie und sprang auf.
    »Mutter!«
    Er schämte sich vor all den Herrschaften nicht, die alte Zigeunerin seine Mutter zu nennen.
    »Ihre Mutter?« rief der alte Sternburg. »Ist dies wahr?«
    Auch der König war aufgestanden.
    »Zarba!«
    Sie nahte sich demüthig.
    »Majestät, zürnt der Tochter der Brinjaaren nicht, daß sie es wagt – –«
    Er unterbrach sie mit einer raschen Handbewegung.
    »Zarba, Du wagst nichts, sondern Du gehörst zu uns, denn alles was geschehen ist, das ist zum größten Theile Dein Werk. Setze Dich zu uns!«
    »Erlaubt, daß Zarba stehen bleibe, bis sie das Werk vollendet hat, an dem sie arbeitete so lange Zeit!«
    »Nun?«
    »Bhowannie ist die Göttin der Rache, sie sprach einst zu mir, daß ich Vergeltung üben solle, und ich gehorchte ihr. Ich habe Gericht gehalten und bin nun gekommen, mein Haupt zu beugen unter dem Urtheile, welches Ihr über mich sprecht.«
    Das waren räthselhafte Worte. Niemand antwortete, und sie fuhr fort.
    »Hoher Herr, seid Ihr bereit mich anzuhören?«
    »Sprich!«
    »So erlaubt vorher, daß ich Einen bringen lasse, der hierher gehört und der bald vor einem höheren Gerichte erscheinen wird!«
    Sie winkte nach dem Busche hin. Aus demselben traten Horgy, Tschemba und Tirban hervor. Die ersteren trugen eine aus Aesten verfertigte Bahre, und der letztere sorgte dafür, daß der auf derselben liegende Gegenstand nicht herabfiel. Sie setzten die Trage mitten in den Kreis der hohen Herrschaften hinein und entfernten sich dann wieder. Zarba trat hinzu und nahm das Tuch hinweg. Ein Schrei ertönte in der Runde. Auf der Bahre lag mit blutigem Gesichte und gräßlich zugerichtet der Herzog von Raumburg. Zarba beugte sich lange über ihn; dann richtete sie sich wieder empor, nachdem sie ein Paket hervorgezogen und auf die Brust des mühsam Athmenden gelegt hatte. Er stöhnte laut auf, als ob die Papiere eine Last von mehreren Zentnern bildeten. Sie begann:
    »Bhowannie hat ihn ereilt und gestürzt. Wer mag ihn ansehen? Und einst war er so schön, so vornehm, und seine Worte klangen so süß und so lieblich, daß die Tochter der Brinjaaren sich bethören ließ und ihm folgte. Sie brach ihrem Bräutigam die Treue, der doch besser war als er und edler, und ihm gleich an allen Würden, denn er war sein älterer Bruder.«
    »Zarba!« rief Nurwan-Pascha.
    »Katombo, ich sage die Wahrheit. Wie ich mich von ihm bethören ließ, so bethörte sein Vater unsere Mutter. Du bist mein Bruder und der seinige, Bhowannie wollte nicht, daß Bruder und Schwester Mann und Weib sein sollten, und darum lenkte sie mein Herz zur Untreue. Vergib mir! Hier hast Du die Schriften, welche sein und Dein Vater unserer Mutter gab, um sie zu verführen. Sie werden beweisen, daß Du ein Raumburg bist.«
    »Ist es
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