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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer
Autoren: Karl May
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den Händen Norlands, und General Helbig stand mit seiner daselbst gelandeten Armee in der durch einen Handstreich genommenen Residenz von Süderland. Der Norden dieses Landes war von den Schaaren der Aufständischen und den Truppen, welche mit diesen gemeinschaftliche Sache machten, besetzt, und zwischen diesen und der Armee des Fürsten Sternburg lagen die Truppen des tollen Prinzen eingeschlossen, bei denen die Familie des Königs Schutz gesucht hatte. Nur von dem Herzoge von Raumburg war keine Spur aufgefunden worden.
    Der König von Norland saß an seinem Schreibtische und hatte einen geöffneten Brief in der Hand. Unweit von ihm hatte Max Platz genommen.
    »Also Prinzeß Asta läßt mich durch Dich um die Erlaubniß bitten, das Unglück ihres Vaters theilen zu dürfen?«
    »Darf ich diese Bitte unterstützen, Majestät?«
    »Einer solchen Befürwortung kann ich unmöglich widerstreben. Max, ich habe Dir viel, sehr viel, vielleicht Alles zu danken, und ein König hat die Macht, dankbar zu sein. Willst Du mir eine Frage offen beantworten?«
    »Ich werde es,« antwortete er einfach.
    »Du liebst die Prinzessin?«
    »Majestät!«
    »Sei offen!«
    »Ich kann nicht gegen die Stimme meines Herzens; dieses aber muß ich dem Verstande unterordnen. Ich werde es besiegen.«
    »Vielleicht brauchst Du es nicht. Wie denkt oder fühlt Asta?«
    »ich habe mich ihr gegenüber nicht verrathen, aber ich weiß, daß sie leidet.«
    »Gut. Willst Du sie zu ihrem Vater bringen?«
    »Ich?«
    »Ja, Du und ich, wir Beide. Dein Plan, welchen ich meinen Weisungen an Sternburg zu Grunde legte, hat sich bewährt. Während wir dem tollen Prinzen nur eine einzige Gardebrigade in den Pässen entgegenstellten und er nicht Acht auf seinen Rücken hatte, ist er von Sternburg auf beiden Seiten umgangen. Wir haben nicht nur ihn, sondern auch die aufständischen Süderländer eingeschlossen und sind Herren der Situation. Hier in diesem Briefe zeigt mir Sternburg an, daß der König bereit sei, Verhandlungen anzuknüpfen; die Grundlagen des abzuschließenden Friedens habe ich mit Dir bereits eingehend beschlossen, und so bin ich bereit, mich in Deiner Begleitung zur Armee zu verfügen. Asta wird uns begleiten. Es wäre wünschenswerth, den jungen Sternburg und auch diesen verteufelten Nurwan-Pascha im Hauptquartier des Fürsten vorzufinden. Wenn Du Beiden sofort nach Tremona telegraphirst, so können sie binnen zwei Tagen dort eintreffen.«
    »Ich werde das sofort besorgen.«
    »Und dann wirst Du vielleicht noch Zeit zu einer weiteren Besorgung finden?«
    »Welche?«
    »Ich höre, daß Du jetzt täglich die Prinzessin Asta besuchest?«
    »Allerdings.«
    »Sie soll sogar öfters bei Deinen Eltern absteigen?«
    »Zuweilen. Sie sitzt mit Mutter stundenlang in Unterhaltung.«
    »Dann wirst Du vielleicht Gelegenheit haben, ihr bei Euch oder in ihrer gegenwärtigen Wohnung diese Zuschrift zu überreichen. Sie enthält eine Ueberraschung für sie.«
    »Danke, Majestät! Dieses ebenso liebliche wie edle Wesen bedarf wirklich einmal einer Botschaft, welche ihr einige Freude macht.«
    »Das sollen diese Zeilen. Was nun das Arrangement für unsere Reise betrifft, so fahren wir nicht per Bahn, sondern per Wagen, zwei Wagen werden genügen; der eine für mich und Deinen Vater, der andere für Asta, Dich und Deine Mutter.«
    »Wie, Majestät befehlen, daß die Eltern – –«
    »Natürlich! Dein Vater ist mein bester und treuester Freund; er muß unbedingt an meinem Siege persönlich theilnehmen. Und da Du mir erzählst, welche Theilnahme Asta für Deine Mutter empfindet, so soll sie ihr Gesellschaft leisten, da ich doch einmal für eine Begleiterin Sorge tragen müßte. Was die Bedienung anbelangt, so bin ich versehen, Du aber noch nicht. Wie wäre es mit Eurem Thomas?«
    »O, der ginge mit Freuden mit!«
    »So sind wir fertig. Adieu, mein Junge!«
    »Adieu, Majestät!«
    Sie drückten sich die Hände wie zwei einfache, biedere Männer durch die Bande des Blutes in Liebe zusammengehören, und es lief dem Doktor dabei aus lauter Rührung und Dankbarkeit feucht in die Augen. Der König bemerkte es, legte den Arm um seine Schulter, zog ihn an sich und küßte ihn.
    »Max, Gott hat mir Kinder versagt, aber wenn ich mir einen Sohn wählen dürfte, so müßtest Du es sein. Bleibe mir treu und lieb, wie Du es immer gewesen bist. Adieu!«
    Er wandte sich ab. Auch in seinem Auge glänzte etwas, was er nicht sehen lassen wollte.
    Max versorgte zunächst die Depeschen und
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